Nach drei Nächten auf Koiimasis kauften wir heute Morgen bei der Farmerin noch etwas Lebensmittel ein. Die Lebensmittel, die wir bisher direkt auf einer Farm kauften waren zwar nicht günstiger als im Laden aber qualitativ immer besser. Heute haben wir mariniertes Oryx-Steak gekauft und ich hoffe, dass es so gut schmeckt wie es aussieht. Die Farmerin war uns beiden nicht so sehr sympathisch, sie verabschiedete sich aber sehr herzlich von uns und vielleicht wird man einfach ein wenig sonderbar, wenn man so weit draußen lebt. Zurück zur Hauptstraße erschien mir heute die Strecke gar nicht mehr so raff wie vor drei Tagen. Vielleicht lag es daran, dass es morgens war und die Piste deshalb in einem nicht so harten Zustand war. Klingt komisch, ich weiß, ist uns aber schon öfters aufgefallen. Wir fuhren auf der D707 weiter. Alle Nebenstraßen sind hier nur Gravel-Straßen, alle waren bisher aber gut zu befahren. Da unsere Grundnahrungsmittel auch nur noch für wenige Tage reichen schlug Gisela vor, dass wir uns in Betta mit dem notwendigsten versorgen. In Betta angekommen, bestand der Ort vermutlich nur aus einer großen Familie. Die Tankstelle und der damit verbundene Campingplatz machten einen sehr sauberen Eindruck. Lebensmittel gab es nur was aus eigenem Garten oder mit eigenem Haushalt erzeugt werden konnte. Gute Backwaren, etwas Gemüse und das war es dann auch schon.
Wir tankten auf und fuhren die 18 km noch weiter bis Duwisib.
Dort steht ein kleines „Schloss“ welches sich und seiner Gattin Baron von Wolf 1909 errichten ließ. Alle Baumaterialien und die komplette Einrichtung wurden aus Deutschland verschifft und mit Ochsenkarren die über 200 km von Lüderitz herangeschafft. Wolf lebte dort 5 Jahre mit seiner Frau die als der Krieg ausbrach in die USA zurück ging. Er selbst stellte sich dem deutschen Kaiserreich zur Verfügung und starb 1914 auf dem Schlachtfeld in Frankreich. Eine unglaubliche Geschichte. Bis in den 70-ziger Jahren des letzten Jahrhunderts stand das Schloss leer bevor es unter Denkmalschutz gestellt wurde und heute als Museum dient. Das Schloss hat sich nicht verändert seit unserem letzen Besuch hier vor 8 Jahren. Es sind Bestrebungen im Gang, im Schloss ein paar Zimmer für Touristen einzurichten und ein kleines Cafe zu integrieren. Die inzwischen zwei in direkter Nähe sich befindenden Campingplätze machten einen etwas leeren, verlassenen Eindruck und es fiel uns daher nicht schwer, die paar Kilometer nach Betta zurück zu fahren.
Der Campingplatz ist sehr nett und der Service gut. Für knapp 4.- € bekommen wir gerade die Wäsche gewaschen und dies sind gute 2 Maschinen voll und morgen früh werden für etwa 3.- € die Räder am Hilux getauscht. Die Bereifung an der Hinterachse ist deutlich stärker abgefahren als die an der Vorderachse. Ursprünglich waren am Hilux BFGoodrich 265/75R17 All-Terrain montiert. Die sind fast 60 000 km gelaufen. Für diese Reise habe ich dann die gleichen Reifen als Mud aufgezogen. Dieser Reifen ist im Gelände hervorragend, leider ist er von der Laufleistung her dem All-Terrain deutlich unterlegen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese über 30 000 km liegen wird. Zukünftig werde ich auf Grund der Laufleistung wieder auf das Bewährte zurückgreifen.
Die Zeit als wir uns etwas wärmere Tage gewünscht haben ist nun wohl endgültig vorbei. Obwohl es nachts noch schön kühl ist, sind die Tagestemperaturen schnell angestiegen und wir haben jetzt tagsüber um die 30° C. Wie wird dies wohl erst im Frühjahr oder im nahenden Sommer?
Von Betta aus ging es dann am Donnerstag nach Sesriem.
Auf der Strecke war oft starkes Wellblech.
Wenn man dies zu langsam befährt wird die Holperei zur Tortur. Wenn man zu schnell unterwegs ist, „reitet“ man nur noch auf dem höchsten Punkt der Wellen und zumindest die starke Rüttelei hört auf. Wenn man aber bremsen muss oder eine Kurve zu schnell angeht, ist die Bodenhaftung des Fahrzeugs sehr gering und dadurch äußerst gefährlich. Auf diese Art und Weise passieren die meisten Unfälle hier. Kurz nach Betta sahen wir ein Geländefahrzeug, vollbepackt, welches von der Straße abgekommen war und sich dann mehrfach überschlagen hatte. Es sah sehr frisch aus, wir hielten an und ich war mehr als froh als ich sah, dass niemand mehr im Auto war.
Sesriem ist der Eingang zum Sesriem Canyon und zu den Sanddünen der Namib, die sich bis zu 300 m hoch mit ihrem rotschimmernden Sand auftun. Der Tsauchab-River, ein periodischer Fluss, mündet hier zwischen den Sanddünen, die ihm den Weg zum Atlantik versperren. So kommt es hier alle paar Jahre dazu, dass der Fluss sich hier zu einem See anstaut und so die Wüste zum Blühen kommt. Wir sind nun zum dritten Mal schon hier und haben vor fünf Jahren erlebt, dass die Wüste blühte, so merkte man diesmal deutlich den fehlenden Niederschlag. Am Ende des trockenen Flussbettes bildete sich schon vor Jahrzehnten ein kleiner See, der austrocknete. Der Boden versalzte, die Bäume und Pflanzen starben ab und der Sand wehte eine Düne so davor, dass sich heute auch bei viel Wasser der ehemalige See nicht mehr füllen kann. Das Sossusvlei war entstanden. Eine bizarre, weiß gleißende Fläche im Sonnenlicht ohne jeglichen Bewuchs. Wie Schnee sieht dies fast aus.
Die 60 km in die Dünen hinein führt eine asphaltierte Straße. Verrückt wenn man bedenkt, dass die nächste Teerstraße bei Aus verläuft und alle Hauptverbindungsstraßen hier her Pistencharakter haben. Allerdings die letzten 4 km zum Sossusvlei hatten es dann in sich. Eine Piste nach meinem Geschmack. Tiefer Sand, zwar etwas wellig aber es machte Spaß. Wir verbrachten den Nachmittag im Tal und ließen die grandiosen Dünen auf uns wirken. Auf den Weg zum Sossusvlei bestieg ich dann noch eine Düne und freute mich königlich. Hatte ich noch vor 4 Jahren keine Chance mit meiner Hüfte, klappte es dieses Mal hervorragend. Den Vormittag muss ich hier noch erwähnen. Da besuchten wir schon früh morgens den Sesriem-Canyon.
Auch der führte, anders als beim letzten Besuch, kein Wasser. Vor 5 Jahren konnten wir den Canyon nicht einmal betreten, weil das Wasser so hoch stand. Heute war das Flussbett trocken und voller Sand und Steine. Wir genossen die frühe Morgenstunde und den Schatten im Canyon und gingen ausgiebig spazieren. Hier unten gab es sehr viele Tierspuren. Die Tiere nutzen das etwas intensivere grüne Buschwerk hier unten. Der Canyon ist etwa 25 m hoch und an der schmalsten Stelle wohl keine 10 m breit. Die Felsen sind in Laufe der Jahrhunderte ausgespült. Höhlen haben sich gebildet. Vögel nisten. Ganz hinten dann im Canyon als es nur mit Klettern steil nach oben weiterzugehen schien versuchte ich zumindest die ersten Felsen noch zu übersteigen. Ihr könnt euch vorstellen, dass natürlich sofort ein Einwand kam: „Muß das sein???!“ Als ich aber von der anderen Seite sagte, dass sich hier ein kleiner See gehalten hatte und es bestimmt nicht schwer wäre da rüber zu kommen, war Gise in Windeseile da und entdeckte, dass sich einige welsartige Fische darin tummelten. Bis zu 40 cm waren diese lang. Eine Guelta mitten in dieser Wüste.
Es war ein traumhaft schöner Tag für uns. Wir freuten uns beide, dass wir an diesem Tag (es war nicht geplant) hier sein konnten. Mit der Sandwüste verbindet uns ja vieles und heute war schließlich unser 39. Hochzeitstag. Abends allerdings zurück auf dem Campingplatz verfinsterte sich die gute Stimmung ein wenig. In unmittelbarer Nähe unseres Stellplatzes stand ein anderes Fahrzeug. Ich wollte mich auf unseren angestammten Platz stellen und Gisela empfand dies als Provokation und bestimmte, dass wir uns einen anderen Platz nehmen. Nicht dass ich um einen Platz kämpfen würde aber der alte Platz vom Vorabend war auf einer kleinen Sanddüne und einfach sooo schön. Was soll´s, war den Knatsch nicht wert. Wie so oft ging es aber mehr ums Prinzip und Verhaltensmuster.
Heute Morgen waren, als wir aufstanden, dann alle schon weg Richtung Sanddünen. Wir fuhren Richtung Solitaire. Dort gab es ein Stück vom besten Apfelstrudel der in Namibia gemacht wird. Die Bäckerei dort auf der Farm ist wirklich vom feinsten. Apfelstrudel, Schneckennudeln und Brot schmecken ausgezeichnet. Der Bäcker hat gut 130 kg und man sieht ihm an, dass seine Backwaren super sind. Schade, dass der angrenzende Einkaufladen vor Ort sehr an Qualität eingebüßt hat. Es gibt zwar Souvenirs aber an Lebensmitteln war die Auswahl mehr als eingeschränkt. Ist schade, war schon mal anders.
Gegen Mittag fuhren wir dann noch ein paar Kilometer weiter bis zur Rostock Ritz Lodge. Dort genossen wir einen Lunch auf der Terrasse und entschlossen uns, auf deren Campingplatz zu übernachten. Es gibt nur vier Plätze und wir hätten großes Glück, dass gerade einer frei geworden ist. Wir hatten ja wieder nicht gebucht. Nun stehen wir hier mit ein paar jungen Menschen aus Spanien und neben uns sind zwei Plätze frei. Es ist sehr ruhig hier und ein leichter Wind weht. Heute hatte es 34°C. Es ist jetzt 18.30 h, es ist fast dunkel und gerade kommen noch drei Fahrzeuge an.
Hallo Ihr Zwei,
sind aus unserem Urlaub wieder zurück und freuen uns zu lesen wie gut es euch geht.
Ihr macht das richtig!
Grüße von allen…
Claus
Toller Tipp von Dölls! Ich habe das mal gegoogelt:
„Namibia, Botswana und Südafrika bilden eine Zollunion. Innerhalb dieser Zollunion wird das Carnet nicht abgestempelt. Die Aufenthaltsdauer beträgt ein Jahr. Danach muss man entweder nach Angola, Samiba oder Mosambik (wenigstens für einen Tag) ausreisen und das Carnet abstempeln lassen.“
Aus: http://www.pistenkuh.de/1/reise-infos/namibia.html
Nur, dass die Pistenkuh-Aufzählung der Länder nicht vollständig ist. Tatsächlich gehören, wie Dölls richtig schrieben, noch mehr Länder zur SZU, nämlich Südafrika, Namibia, Botswana, Lesotho & Swaziland, siehe hier:
http://www.adac.de/_mmm/pdf/Anschluss-Carnet_SA_2012_18343.pdf
Weiterhin gute Reise
Ralf
Hallo Ralf,
lieben Dank für deinen Kommentar.
Das mit der Zollunion ist tatsächlich so und eine echte Erleichterung. Auf deine Frage nach echt extremen Pisten kann ich nur erwidern, dass die normalen Pisten mit oft stark ausgeprägtem Wellblech-Charakter wohl das Extreme ist. Sie fordern das Fahrzeug mehr als eine Fahrt auf den Sani-Pass. Über große Steine und Stufen klettert der Hilux gut darüber weg. Die Rüttelei auf Wellblech ist nervig und verschleißanfällig, egal ob mit 10 km/h oder mit 80 km/h.
Grüße
Wolfgang
Ach, was vermissen wir das tolle Wetter und damit auch das permanente draußen sein. Was wir euch noch sagen wollten bzg. des Carnet. Innerhalb der südafrikanischen Zollunion (Südafrika, Namibia, Botswana, Lesoth, Swaziland) muß man das Carnet garnicht stempeln. Haben wir auch erst am Ende erfahren, als uns bei der Ausreise von Botswana nach Südafrika eine kompetente (scheinbar die erste, die Ahnung hatte) Zollbeamtin aufklärte, das wir uns in der südafrikanischen Zollunion befinden. Somit gab sie uns keinen Stempel. Hätten wir uns vorher auch den ganzen hikhak an den Grenzen sparen können (SA ausstempeln, Namibia einstempeln, Namibia aus, Botswana ein,….). Ihr müsst also erst stempeln, wenn ihr aus besagten Ländern ausreist. Erspart dann doch die ein oder andere Diskusion an der Grenze und man kann evt. auch kleine Grenzen fahren, die keinen Zoll haben.
Viel Spaß noch
Fam. Döll
Auch von mir alles Gute nachträglich zum Hochzeitstag! Immer wieder schön, etwas neues in deinem Blog zu lesen.
Ich habe ebenfalls von BFGoodrich die All-Terrain, allerdings in der Größe 235/85 R 16 montiert. Das waren die mit dem größten Durchmesser, die gerade noch auf die Serien-Stahlfelgen passten und (mit TÜV-Eintragung) zulässig waren. Ich bin sehr zufrieden damit. Mir kam es auf einen möglichst großen Reifendurchmesser an, da das eine preiswerte Methode ist, mehr Bodenfreiheit unter die Achsen zu bekommen. Dadurch habe ich rund 4 cm Bodenfreiheit gewonnen.
Vielleicht werdet ihr noch froh sein, die Mud-Version zu haben, wenn es einmal schlammig wird. Auf den Luftlandeblechen sollen angeblich bei Schlamm schnell die Reifen durchdrehen. Manche schwören deshalb auf diese relativ neuen Waffle-Boards mit Sandbeschichtung. Aber ihr habt ja ohnehin kein extrem off-road vor, nehme ich an.
Weiterhin gute Fahrt!
Ralf
Herzlichen Glückwunsch zum Hochzeitstag! Die Zeit in Namibia war einfach toll. Do nah sind die Erinnerungen, wenn man eure Texte liest! Hier regnet es schon den ganzen Nachmittag 🙁 Aber das ist genau das richtige Wetter für ein gemütliches Wochenende. Viele Grüße und Küsse