Drei Monate Südafrika sind vorbei. Ein Land voller Gegensätze. Das Südafrika gibt es nicht. Südafrika hat viele Gesichter. Die Apartheitspolitik des zurückliegenden Jahrhunderts ist immer noch zu spüren. Ein Land mit einer der höchsten Kriminalitätsraten der Welt. Ein Land mit fast unendlichen Weiten, mit sehr fruchtbaren Böden, mit großen Farmen, mit bestem Wein, mit allem was man begehrt nach mitteleuropäischem Standard. Aber auch mit bitterster Armut, mit Städten am Rand der Städte mit bis zu 3 Millionen Menschen. Doch auch dort in den Hütten des Townships gibt es die ersten Millionäre und dies neben den überwiegend schwarzen, oft älteren Menschen die für ein Stück Brot voller Dankbarkeit sind. Die Menschen hier waren fast ausnahmslos freundlich und auch hilfsbereit. Klar, dass mal der Eine oder Andere aus diesem Raster etwas herausfällt. Offizielle Landessprache ist Englisch, manchmal sprechen aber nicht einmal die Weißen Englisch und schnattern in Afrikans daher und wundern sich, dass wir nur wenig verstehen.
Der Süden, der Westen, der Osten und der Norden Südafrikas sind sehr unterschiedlich.
Im Osten und Südosten Südafrikas sind die Menschen nach meinem Empfinden insgesamt freundlicher und hilfsbereiter. Insbesondere auch die schwarze Bevölkerung, die hier auch ärmer und reicher zugleich ist. Ärmer in dem was sie besitzen, reicher in der Zufriedenheit mit sich selbst. Hilfsbereiter in dem sie ihre Dienste überall anbieten. Mag es zum Waschen, zum Autowaschen oder als Obst- und Gemüseverkäufer am Straßenrand sein. Es scheint weniger große Einzelfarmen zu geben. In den Städten geht es schwarzafrikanisch zu. Im restlichen Landesteil geht es eher europäisch und businessmäßig zu, fast wie zu Hause.
Was einheitlich im ganzen Land auffällt sind die vielen Kinder in ihren verschiedenen Schuluniformen. Unsere 3 Monate im Lande haben aber nicht ausgereicht, um hier ein System zu entdecken. Wer, wann, wo zur Schule geht.
Ein großes Problem für Südafrika ist auch die Trinkwasserversorgung von der jeder Bürger partizipieren sollte. Ursprünglich gebaut zur Versorgung der 5 Millionen Weißen muss sie heute 38 Millionen Menschen versorgen. Trotz intensivsten Bemühungen im Land, die Infrastruktur zu verbessern, ist dies eine Mamutaufgabe die immer wieder an Grenzen stößt.
Die Nationalparks dienen als wichtige Einnahmequelle. Durch diese Magnete angezogen, kommen die Touristen. Ich empfand die Nationalparks als Paradiese, in denen wir uns gerne aufgehalten haben. Nicht nur, dass sie einem ein sicheres Gefühl vermittelten und wir überall angstfrei gestanden hatten. Die verschiedenen Landschaften, die Tierwelt und die Harmonie mit den Menschen die die Parks vermitteln sind sehr wohltuend. Ich als Mensch fühlte mich dort als Teil des Ganzen. Nicht beherrschend aber auch nicht ausgegrenzt. In den Parks wurde es geschafft, dies oft im Gegensatz zu Europa, dass Mensch, Tier und Landschaft zusammen kommen.
An dieser Stelle empfinde ich tiefste Dankbarkeit und Hochachtung vor den Menschen, die schon frühzeitig daran gedacht haben, diese Schutzräume zu ermöglichen und dadurch dieses Lebensgefühl der Nachwelt zu erhalten.
Südafrika ist ein Land, das für uns Europäer sehr gut zu bereisen ist. Das Preis/Leistungsgefüge ist preiswert, hier habe ich bewusst das Wort billig vermieden. Man bekommt viel geboten und es ist wirklich oft ein Berauschen der Sinne welches ich hier erleben durfte.
So eine Reise zu tun ist die eine Sache, sie nicht alleine zu tun die Andere. Hier ein liebevolles Dankeschön an meine Reisepartnerin und Ehefrau Gisela. Nach Hochs aber auch Tiefs in nun fast auf den Tag genau 39 Ehejahren hat diese Reise für mich gezeigt, dass sie für mich die richtige Partnerin ist. Einige Freunde haben vermutet, dass sie ihren Beruf aufgegeben und sich nach meinem Ausscheiden aus dem Berufsleben mir (mal wieder) angepasst hat. All denen die so gedacht haben kann ich versichern, dass dies nicht der Fall ist. Es ist tatsächlich unser gemeinsamer Lebenstraum, dieser hat zwar lange geschlummert und ward fast vergessen, er lebt jetzt bei uns Beiden wieder. Es ist eine schöne Zeit, die ich wohl so, weil es unser beider Traum ist, nur mit ihr zubringen kann.
Erkannt habe ich auf dieser Reise auch, dass viele Menschen wesentlich älter als wir noch gerne Reisen und dass dies auch im Alter möglich ist.
Reisen bildet, öffnet die Sinne und ermöglicht einem über den Tellerrand hinauszusehen. Dies alles hat Südafrika bei mir erfüllt und ich bin nicht abgeneigt, in dieses Land zurückzukommen. Nun freue ich mich aber erstmal auf die Fortsetzung der Reise in Namibia.