Am Morgen fuhren wir los nach Swakopmund. Gisela musste zum Optiker. Schon seit mehreren Tagen klagte sie, dass sich an ihrer Brille eine Schicht ablöse und dadurch ihr Sehfeld sehr behindert sei. Es war auch deutlich sichtbar. Ich glaubte zwar, dass er nichts machen könnte und war mehr als überrascht, dass er die Brille im „Schnellgang“ richten konnte. Es war nicht wie von mir befürchtet eine schlechte Qualität der türkischen Beschichtung sondern der Friseur in Lüderitz hat die Brille wohl mit einem Lösungsmittel bestäubt welches in dem Haarspray enthalten war. Dadurch löste sich die Verspiegelung der Gläser. Große Wirkung und doch ein kleiner Schaden. Der Optiker war gut und erklärte, dass die Aufbringung einer neuen Schicht in Deutschland kein Problem sei, hier in Namibia sei dies allerdings nicht machbar, dies ginge nur in Südafrika.
Da heute ein relativ langes Stück auf gut asphaltierter Straße zu fahren war, waren wir relativ rasch an der Spitzkoppe. Dies ist für mich trotz aller noch kommenden Vorbehalte einer der schönsten Campingplätze die ich kenne. Landschaftlich in märchenhafter Umgebung liegt dieser Platz um die Spitzkoppe verteilt. Der Platz hat keinen Strom und kein Wasser. Inzwischen sind Toiletten in größerer Anzahl aufgestellt. Plumpsklos aber sauber. Eine zentrale Duschmöglichkeit gibt es inzwischen auch und eine kleine Bar. Das Ganze war und ist ein Community-Campingplatz inzwischen aber unter einem privaten Management. Dies hat zur Folge, dass das Niveau der Plätze etwas besser geworden ist aber mit dem Nachteil, dass der Platz inzwischen sehr teuer ist. Nicht der Campingplatz an sich, aber der Campingplatz plus dem Tageseintritt beläuft sich auf 350.-NAD.Für einen Basicplatz einfach zu teuer.
Dazu wurde auch noch eine der Hauptsehenswürtigkeiten, das Bushman-Paradies, gesperrt und darf nur noch mit Führung besichtigt werden, welche natürlich wieder kostet. Eine echte Abzocke! Die Landschaft hier zu beschreiben geht fast nicht, man muss sie gesehen haben. Wer sie nicht sieht hat etwas versäumt und dies schreibe ich trotz der Abzocke! Allerdings hier ein Tipp: Etwa 1 km nach der Zufahrt zum Campingplatz in Richtung Uis geht nach links eine kleine Piste ab. Wenn man dieser Piste folgt erreicht man die Spitzkoppe nach ca.2 km von der anderen Seite. Genauso schön und kostenfrei, allerdings ohne die Möglichkeit zu campen.
Tagsüber zeigt das Thermometer inzwischen 40° C. Nachts kühlt es dann allerdings angenehm ab auf ca. 19° C. Am Morgen verließen wir den Campingplatz über die hintere Seite der Spitzkoppe und kamen auch so auf die Piste nach Uis. Die Piste war so lala und zumindest teilweise sehr ruppig. In Uis tranken wir in einer Baumschule mit integriertem Teegarten erstmals einen Eiskaffee und genossen dazu Schokoladenkuchen. Es gibt hier nichts was es nicht gibt. Da es erst um die Mittagszeit war überlegten wir, ob wir zur Brandberglodge, 38 km in nördlicher Richtung, fahren sollten oder ob wir uns auf den noch rund 110 km entfernten Campingplatz westlich vom Brandberg aufmachen sollten. Dieser Campingplatz liegt mitten in den Bergen und wird betrieben von einem deutschen Ehepaar welches sich hier in dieser einsamen Umgebung dem Schutz der Nashörner verschrieben hat. Nachdem uns am Nachbartisch im Teegarten erklärt wurde, dass der Brandberg und die Lodge nichts besonderes bieten würden, entschlossen wir uns für die Fahrt zu den „Rhinos“.
Der Brandberg ist eigentlich nicht nur ein Berg sondern einGebirgsmassiv welches unter Naturschutz gestellt wurde. Es ist mit 2600 m Höhe die höchste Erhebung in Namibia.
Wir umfuhren den Brandberg also in süd-westlicher Richtung und die nächsten 102 km waren eine sehr schlechte Piste. Viele kleine Steine und tiefe Querrillen, sodass wir uns freuten wenn endlich eine kurze etwas sandige Passage kam. Wir hatten ja Zeit und fuhren deshalb sehr langsam. Allerdings als wir dann auf die letzten 11 km in nördlicher Richtung fahren mussten, war es dann kein Spaß mehr. Mehrere Km lang fuhr ich von der Piste ab und suchte im parallelverlaufenden trockenen Flussbett die bessere Möglichkeit vorwärtszukommen. Im Flussbett war es angenehmer zu fahren als auf der Piste. Vorbei an der alten Brandbergmine und dem durch sie kilometerlang hinterlassenen Schrotplatzes ging es. Die letzten 3 km waren dann nur noch im Geländegang möglich. Steinige Stufen, tiefe Auswaschungen, spitze, scharfkantige Felsen mussten bewältigt werden bis wir hier am Ende der Welt ankamen.
Hier 3 Rundhütten in denen Eingeborene leben und die Rezeption des Platzes. Die Betreiber sind bis zum Sonntag in Walvis Bay. Der Platz kostet 120.- NAD für die Nacht und das warme Wasser wird mit offenem Feuer unter Stahlfässern aufbereitet. Es ist sehr sauber hier und ausgesprochen ruhig. Die Vögel zwitschern und es tut gut hier zu sein. Gisela zweifelt zwar inzwischen ob es richtig war hier herzukommen. Sie ist der Ansicht, dass es eine Sackgasse ist. Es gibt drei Möglichkeiten: zurück nach Uis, durch den Nationalpark an der Küste aber ohne Permit oder Richtung Norden eine einsame Piste durch die Berge. Die nächsten 12 km so wie die letzten drei und danach etwas besser. 79 km, mit gut 4 Stunden Fahrzeit sollten wir rechnen.
Jetzt sitzen wir erst einmal hier und genießen den Schatten unter alten Bäumen bei
40° C aber mit einem erfrischenden leichten Wind und trinken Tee.
Jeden Morgen wenn wir aufstehen ist hier am Platz schon der „gute Geist“ unterwegs gewesen und hat in unserer Dusche schon das Feuer unter der Tonne angeheizt so dass wir duschen können. Es ist wirklich ein super Service hier am „Ende der Welt“. Kurz bevor wir los gefahren sind, kam dann der „gute Geist“ bei uns vorbei und erklärte uns die zu fahrenden 80 km genau. Die ersten 7 km ging es über viele Felsen hinweg und wir schafften gerademal 10 km in der Stunde.
Eine echte Herausforderung für Fahrzeug und Fahrer. Dass der Fahrer aber gut ist wisst ihr ja. Das WoMo schaukelte sich vorwärts. Dann sollte die Strecke besser werden. Tja besser, was heißt schon besser. Die Strecke war teils sandig, teils steinig und teils felsig auf den ganzen 80 km und wenn es mal etwas softer ging, war sofort wieder Wellblech angesagt. Beschilderung gab es auf den 80 km keine und bei Gegenverkehr meinte Gisela könnte man fast nicht ausweichen. Was soll´s, es kam auch keiner! Es waren ein paar gewaltige Steigungen auf der Strecke und zum Schluss eine Abfahrt der Superlative mit 120 % Gefälle (ca. 50°). Kommentar von Gisela die vorher ausgestiegen war: „Wenn ich im Fahrzeug gewesen wäre hätte ich geschrien!“. Wir empfanden beide, die Strecke heute war ein echtes Abenteuer. Für die 80 km brauchten wir 5 Stunden Fahrzeit.
Jetzt stehen wir in Twyfelfontein auf dem Aba Huab Campingplatz der Kommune in der Nähe des Wadi Huab. Ein netter Platz mit einer netten Bar. Man ist in wenigen Minuten am Weltkulturerbe, den Felsenmalereien und Gravuren. Diese sind hier seit tausenden von Jahren erhalten und sind ein unbedingtes Muss! Fast nie kommen in Afrika Malereien und Gravuren an einem Ort vor, in Twyfelfontein ist hier die große Ausnahme.
Heute stieg das Thermometer auf 42°C und es ist jetzt schön bei einem stärkeren Wind etwas Kühle zu spüren.
Die Nacht war etwas unruhig. Auf dem Platz feierte die „Dorfjugend“ neben ihren Zelten eine Party. War aber nicht wirklich störend obwohl das Fest bis 5 Uhr morgens dauerte. Allerdings gegen 8 Uhr waren alle fit und abfahrbereit.
Wir fuhren ein wenig später ab und wussten noch nicht wie weit wir fahren wollten. In Palmwag passierten wir eine Veterinärsperre und die Ortschaft danach war dann eine alte Tankstelle und ein Hinweisschild zur Lodge. Nicht gerade einladend und auch erst 11 Uhr entschlossen wir uns zur Weiterfahrt nach Sesfontein.
Einladend war allerdings der Anblick der ersten hübschen Himba-Mädchen in ihrer traditionellen Kleidung direkt an der Sperre. Die nicht nur durch ihre rot eingefärbte Haut bestechen sondern auch durch ihre Frisuren.
Auf unserer weiteren Fahrt hoffen wir, dass wir ein traditionelles Himba-Dorf besichtigen können.
Die Piste heute war ausgezeichnet und wir waren relativ rasch in Warmquelle kurz vor Sesfontein. Hier ist ein netter Ccmpingplatz direkt an einem kleinen natürlichen Pool der aus einer warmen Quelle gespeist wird. Die Zufahrt zum Platz ist sehr schlecht und das letzte Stück dazu noch ausgesprochen steil. Es war heute nicht unser Tag und die Atmosphäre des Platzes gefiel uns nicht. Wir waren die einzigen Gäste und somit entschlossen wir uns weiterzufahren. Der Platzwart wollte dann noch für die 10 minütige „Besichtigung“ die Tagesplatzgebühr worüber wir aber nur lachten. Auf der Strecke raus zu der Quelle waren viele bettelnde Kinder, etwas was wir bisher hier in Namibia noch nicht sahen.
In Sesfontein gibt es 3 Campingplätze. Es war aber heute nicht unser Tag und somit sagte uns keiner zu. Beim Einkaufen, es war allerdings Sonntag, gab es nur eine sehr schmale Auswahl und kein Brot. In der Lodge am Ort waren sie sehr hochnäsig und Gisela wollte kein Zimmer nehmen sodass wir uns entschlossen, 30 km zurückzufahren und auf der Khowarib-Lodge zu campen.
Unterwegs kaufte ich dann noch Mehl, sollten wir kein Brot zu kaufen bekommen, würde Gisela einfach Fladen machen. Gute Idee! Denke aber, dass wir am Montag Brot bekommen werden, auf der Strecke war zumindest ein kleines Hinweisschild mit der Aufschrift „Bäckerei“. Was uns zu Hause aber so nicht bekannt war, etwa 1/3 der Bevölkerung in Namibia leiden gerade unter der andauernden Dürre Hunger und wir sind in der Region wo dies besonders zutrifft. Hier wird uns wieder einmal vor Augen geführt wie gut es uns doch geht.
Der Campingplatz auf der Khowarib-Lodge ist sehr schön gelegen und es gibt frisches Quellwasser. Die Eigentümer bereiten es auf und füllen es sogar in Flaschen ab. Direkt am Platz vorbei führt ein kristallklarer Bach und wir haben den Tag noch gewendet. Bei einem Lagerfeuer fühlen wir uns richtig wohl.
hallo ,
einen ganz lieben gruß von mir, und weiterhin eine schöne reise durch afrika.
dikke knuffels von susi
Hallo!
Wie immer wunderschöne Fotos und interessante Beiträge.
Ich habe in einem anderen Reiseblog etwas gelesen, was für euch evtl. wichtig werden könnte. Dort reist ein Heidelberger Ehepaar (Hartmut und Marion) ebenfalls mit einer Ormocar-Kabine auf einem Hilux gerade durch Kanada und Alaska. In Kanada sind ihnen an der Ormocar-Kabine beim Abnehmen der Kabine die beiden vorderen Halteplatten und das GFK-Material eingedrückt, bzw. gerissen und die Kabine ist auf die linke Seite gefallen.
http://www.michels-auf-reisen.de/die-fahrt/usa-und-kanada/der-weg-nach-alaska/
(siehe Beiträge und Fotos vom 11.06. – 14.06.2013)
Zur Ursachenforschung in jenem Blog heißt es:
„Die Ormocar-Stützen halten die ganze Querbelastung der Kabine über 2 je 1 cm lange Schweißnähte, d.h. der Hebelarm für die Aufnahme der Momente ist gerade 5 mm lang. Das mag gut gehen, wenn die Kabine 500 kg wiegt. Bei einer schweren Kabine (wie unsere), vollgefüllt mit Wasser und Lebensmittel und sonstiges Zeug ist das aber absolut nicht ausreichend.“
Ich weiß nicht, ob eure Halterungen genauso sind, aber seid beim Abbocken eurer Kabine lieber vorsichtig, kurbelt nur in sehr kleinen Schritten und lasst sie immer schön in der Waagerechten stehen.
Viele Grüße
Ralf
Hallo Ihr zwei Genießer,
bei uns zieht etwas schnell der Herbst ein. Anja sitzt bei mir im Büro und wir sehnen uns nach etwas mehr Wärme. Letzte Woche war ihre Mutter schwer beschäftigt mit weg- und wieder hinräumen, da die Fensterputzer da waren.
Ganz liebe Grüße aus Köngen von Anja und Gerti Böhm
endlich!!!! Giraffen 🙂 LG von der A3, wie immer im Stau! aber das kennt ihr ja bei euer Strassen nicht 🙂