Wir fuhren abends noch die 50 km bis zur Grenze und übernachteten dort auf der russischen Seite etwa 300 m vor der Grenze auf einem Parkplatz nahe einer Tankstelle. Der Übernachtungsplatz war sehr unromantisch genauso wie der Grenzort Kyakhta. Der Ort gab nicht einmal richtig etwas zum einkaufen her. Kurz vor dem Ort dann eine große Garnison mit Panzern und allem was dazu gehört. Gisela wollte im Ort übernachten, ich war dagegen. Irgendwie hatte ich kein gutes Gefühl. Vielleicht waren es auch nur der Grenzzaun und die Wachposten in ihren Grenztürmen. Es erinnerte sehr an die DDR.
Unser Parkplatz war nicht schlecht als Übernachtungsplatz. Da die Grenze in der Nacht geschlossen ist, ist der Verkehr fast Null. Zwei LKWs parkten auch über die Nacht und einige PKWs und Lieferwagen kamen und luden oder verstauten ihre Schmuggelwaren. War interessant zu beobachten. Ansonsten war es eine sehr ruhige Nacht.
Der Weg zur Grenze war am nächsten Morgen rasch zurückgelegt. Wir konnten links an all den wartenden LKWs vorbeifahren und waren das zweite Auto als kurz nach 9 Uhr das Tor geöffnet wurde. Die Kontrolle war zumindest bei dem Mongolen vor uns sehr genau. Bei uns schnüffelte der Drogenhund nur kurz rein und dann wollte ein Beamter noch ins WoMo sehen. Ich befolgte Giselas Ratschlag, zog vor dem betreten „unserer Wohnung“ die Schuhe aus und schon war alles erledigt. Der Beamte warf nur einen Blick hinein und die Prozedur war beendet. Allerdings mussten wir anschließend noch durch ein mobiles Röntgengerät fahren. Als dies erledigt war, hatten wir schon alle Stempel und konnten Russland verlassen. Dies dauerte nur knappe 30 Minuten. 200 m später dann die Mongolei. Dies war schon etwas komplizierter. Zuerst bekamen wir einen Passierschein und mussten 100 Rubel bezahlen. Ich musste dann auf die andere Seite des Zollhäuschens und eine sehr zuvorkommende Dame registrierte unser WoMo. Jetzt hatte ich auch den Passierschein fürs WoMo. Gisela hatte das WoMo inzwischen zum Gebäude der Zollkontrolle gefahren. Sie hatte ihren Passierschein schon ausgefüllt und wir füllten meinen aus. Stempel Nr. 1 erhalten. Am nächsten Schalter bekamen wir dann den Stempel Nr. 2 nach einer Kontrolle des Fahrzeuges. Wieder natürlich betreten ohne Schuhe und schon wollte keiner mehr. Dieser Beamte war sehr hilfreich und sprach ein passables englisch. Er schickte uns mit dem Fahrzeug zur nächsten Stopp-Stelle vor. Upps, der Dame fehlte aber nun der 3. Stempel. Also zum nächsten Schalter und wieder upps. Die Dame fand unser Fahrzeug nicht im Computer. Nach 10-minütigem Suchen fragte sie ihren Kollegen hilflos um Rat und verschwand. Vermutlich zur Pinkelpause. Sie kam nicht zurück. Ihr Kollege griff dann das Ganze auf und nach mehrmaligem telefonieren hatten wir auch den 3. Stempel. Wir konnten weiter fahren. Durften durchs Gate und dann vor dem nächsten Gate durften wir noch Straßenbenutzungsgebühr in Höhe von 100.- Rubel bezahlen und direkt vor dem nächsten Gate eine Haftpflichtversicherung abschließen, 1750 Rubel. Ohne geht es nicht! Dies ärgerte mich, da ich von Deutschland aus schon die Mongolei eingeschlossen hatte. Im ganzen Zollbereich waren Geldwechsler unterwegs, die ihre Dienste anboten. Wir wechselten nicht und bezahlten die Gebühren in Rubel.
Jetzt waren wir außerhalb des Grenzbereichs und schon nach 300 m war ein ATM und daneben ein Telefonladen. Zuerst besorgten wir uns mongolische Tugrik, dann eine Telefonkarte. Die Telefonkarte mit 5 GB Datenvolumen kostete 30000.- Tugrik. Am Geldautomaten war der höchste vorgegebene Betrag 80000.- Tugrik. Dies zeigt schon etwas das Niveau im Land. 1.-€ entspricht ca. 2175.- Tugrik. Schon bald stellten wir fest, dass wir einen Fehler gemacht hatten, indem wir in Russland nicht erneut vollgetankt haben. Zwar hätten nur 25 Liter hineingepasst, aber der Dieselpreis ist hier in der Mongolei nicht nur ein klein wenig teurer, sondern mit 85 Cent schon wesentlich teurer als in Russland.
Unser erster Eindruck in der Mongolei – fantastisch! Die Straße war gut und die Landschaft mit ihren Licht- und Schattenspielen grandios. Das Hochtal sehr weitläufig und doch begrenzt von hohen Bergen.
Der längste Straßenabschnitt, den ich gerade vor mir überblicken konnte, war 7 km lang und verschwand dann hinter einer kleinen Kuppe um dann weiter geradeaus zu gehen. Wenig Verkehr, wenig Menschen. In der Mongolei, die 4,5-mal so groß wie Deutschland ist, leben nur gut 3 Mill. Einwohner und die Hälfte davon in der Hauptstadt Ulan Bator. Auf der gesamten Strecke heute keine Polizeikontrolle, auch dies tat gut. Die Landschaft erinnerte uns stark an die Sahara. Die Weitläufigkeit, die Klarheit, die Landschaftsform und der Sandsturm, all dies ließ alte Bilder in uns aufleben.
Über Darkhan fuhren wir zur buddhistischen Klosteranlage nach Amarbayasgalant. Dies ist zwar auf dem Wege nach Ulaan Baatar ein Umweg von 180 km, aber absolut sehenswert. Bis auf die letzten 39 km ist die Straße in tadellosem Zustand. Die letzten 39 km sind Erdpiste hinauf in die Berge und erfordern ein wenig fahrerisches Können.
Die Piste ist mit Hilfe des Navis gut zu finden. Mir machte es Spaß, allerdings für Gisela war es eine Herausforderung. Für Beide von uns war die Fahrt da hoch mehr als lohnenswert.
Diese herrliche Land-schaft, die Jurten, die Winterunterkünfte der Nomaden – wir sind begeistert.
In einsamer Landschaft, weitläufig umgeben von Jurten und Nomaden-herden, etwa 1 km vor der Klosteranlage stehen wir nun traumhaft am Rücken eines Berges und unsere Augen strahlen.
Ach, nicht mehr lange (ca. 1 Woche) und wir sind auch da.
Viele Grüße aus Irkutsk
Brigitte und Peter