Ulaan Baatar

Schon an der Überschrift merkt ihr, wir sind inzwischen ein paar Tage in Ulan Bator.
Das Kloster Amarbayasgalant wird im Reiseführer als Neuschwanstein der Mongolei gepriesen. Es ist Weltkulturerbe und es wurde sehr getreu wieder aufgebaut. Leider nagt inzwischen der Zahn der Zeit an dem Gebäude und trotzdem, absolutes Muss.
Leider fing es am Morgen zu regnen an. Es wurde richtig dunkel am Himmel und wir hatten schon die Befürchtung, dass die Piste zurück unter Umständen nur schwer zu befahren sein würde. Es regnete zwar bei unserer Besichtigung als wir auf den heiligen Berg stiegen. Der große Regen blieb aber immer in einiger Entfernung und wir kamen ohne Probleme wieder zur Hauptstraße zurück.
Das Navi führte uns dann über Khotol Khot in Richtung Ulan Batar. Die Abkürzung, die es uns dort vorschlug, führte leider in ein Sperrgebiet und wir mussten zurück und 50 km Umweg fahren. Die Straßen waren durchweg asphaltiert, was aber das Fahren eher gefährlicher macht. Immer wieder waren Löcher mit bis zu 50 cm Tiefe vorhanden. Die 4 km Straßensperrung mit Umleitung, die uns schon angekündigt waren und einfach quer durch die hüglige Landschaft führten waren dagegen fast einfach zu fahren. Dass hier allerdings auch Tanklastzügige und Omnibusse fahren müssen, ist schon krass.

In Ulan Batar angekommen sind die Fahrweise und der Verkehr leider wie im Reiseführer beschrieben. „Mongolische Autofahrer erwecken den Eindruck, dass sie direkt vom Pferd auf den Fahrersitz gefallen sind“.

Nicht einmal der Stärkere hat Recht. Derjenige hat Recht, der absolut rücksichtslos ist und natürlich eine gewisse Fahrzeuggröße und ein sehr lautes Signalhorn sind nicht schlecht. Ein Kampf um jeden Meter nach vorne hatte begonnen, da uns der Weg mitten durch die Innenstadt führte. Ich fahre gerne und gerne auch in dichtem Verkehr. Diese Fahrweise aber empfand ich als anstrengend und sehr gefährlich. Es wird überholt, gedrängelt, geschnitten, ohne Richtungsanzeige gewechselt und vor allem durch die Omnibusse. Einziger Vorteil, um die Fußgänger braucht man sich nicht zu kümmern. Sie stehen mitten auf der Straße, egal ob Fußgängerüberweg oder nicht, und in wenigen cm Abstand pfeifen die Autos vorbei. Ein unbedachter Schritt nach hinten oder vorne und es ist passiert. Erstaunlicher Weise sahen wir keine Unfälle, in die Fußgänger verwickelt waren. Karambolagen sehen wir dagegen täglich. Es wird dann viel fotografiert und die Polizei hat es sehr wichtig. Verkehrsregelung durch die Polizei gibt es in der Innenstadt häufig. Dies macht erst das Chaos perfekt.

Wir waren schon etwas froh, als wir heil am Guesthouse Oasis angekommen waren. Dort, gleich vorab erfuhren wir dann, dass wie im Süden Afrikas einige ohne Versicherung unterwegs sein mussten. Einem Österreicher wurde an der Grenze erklärt, er benötige keine Haftpflichtversicherung. Einem deutschen Ehepaar wurde bei der Einreise aus China erklärt, es gibt keine Haftpflichtversicherung. Uns aber wurde eine Haftpflichtversicherung an der Grenze zwangsauferlegt obwohl wir aus Deutschland schon eine vorweisen konnten. Ist schon verworren und unergründlich was hier abläuft. Das Guesthouse hier wirkt tatsächlich wie eine Oase. Es liegt in einer etwas herunterge-kommenen Gegend und hinter den Toren des Eingangs hat man jedoch sofort ein Gefühl der Geborgenheit. Es sind viele Motorradfahrer hier und es geht sehr international zu. Die Besitzerin und das Personal sind sehr sprachentalentiert, überaus hilfreich und sehr freundlich. Lediglich das Essen sprach uns hier nicht ganz an. Frankfurter, Kaiserschmarrn und Hamburger sind nicht so dass, was wir uns zum Essen wünschen. In der Stadt allerdings kann man sehr gut essen, manchmal auch zu europäischen Preisen.
Mit dem Omnibus in der Stadt unterwegs zu sein ist ein Erlebnis der besonderen Art. Überfüllt, ruppige Fahrweise, Stop and Go und ständig neue Strecken (durch Umleitungen verursacht) machen eine Fahrt zum Abenteuer. Wir stürzten uns 4 Tage lang in dieses Abenteuer, jetzt aber haben wir genug.

Das Choijn Lama Museum ist sehr sehenswert. Hier wurde ein altes Kloster wieder errichtet und es wird als Museum genutzt. Besser als die vielen eindrucksvollen Exponate gefiel mir allerdings, dass diese altertümlichen Gebäude mitten in der Stadt stehen und der Kontrast zu den modernen Hochhäusern mehr als eindrucksvoll ist. Der Eintrittspreis von 8000 Tugrik und 5000 Tugrik extra fürs photographieren ist für mongolische Verhältnisse unverschämt hoch.

An einem Sonntag erlebten wir das Kloster Gandan. Sonntags ist auch hier in der Mongolei ein Tag an dem zumindest nicht alle arbeiten. Somit waren im Kloster sehr viele Menschen unterwegs.
Das Kloster machte einen völlig anderen Eindruck als die bisherigen Klöster. Waren diese Orte bisher andächtig und leise, war es hier laut und Autos parkten zwischen den Tempeln. Ein geschäftiges Treiben neben andächtigem Beten. Mönche, hin und her gerissen zwischen andächtigem beten. Schäkern mit dem weiblichen Geschlecht, Mobilphons und IPods. Kunstschätze von unermesslichem Wert. All dies eng nebeneinander.

Eine riesige Buddha-Statue füllt einen der Tempel aus. Hier störte sich auch niemand, wenn man fotografierte. In der angegliederten Klosterschule lernen junge Menschen und Kinder die Lehren Buddhas auswendig.
Der Buddhismus war für mich bisher eine dem Menschen zugewandte, wohlwollende Religion und ich war baff, als ich hier feststellen musste, dass im Buddhismus Elemente wie Hölle und Fegfeuer, Menschen verzehrende Geschöpfe und viele Arten von Grausamkeiten und Drohungen vorhanden sind und viele Bilder dem Alten Testament ähneln. Auch hier wurden Feinde des Glaubens im Namen Gottes getötet und grausam gefoltert. Ich habe dazu gelernt.

Wir bummelten viel in der Stadt. Wir wussten von den Gefahren in der Stadt und trotzdem wurde mir bei einem Gang durch die Stadt mein Smartphone geklaut. Raffiniert, professionell. ich hatte keine Chance. Als sich der Weg verengte und die Menschenmenge zunahm schlug mir ein alter Mann von hinten mehrfach leicht auf die Schulter und drängelte. Als ich mich ihm für Sekundenbruchteile zuwandte, hat ein Mann neben mir den Klettverschluss meiner Jackettasche geöffnet und das Telefon war weg. 20 Sekunden später stellte ich den alten Mann der natürlich versicherte, dass er nichts getan hat und alle Taschen leerte. Das Handy war weg und der 2. Typ mit ihm. Sehr ärgerlich und die Ungewissheit, ob sie einige Daten aus dem gesperrten Bereich doch rekonstruieren können ist da. Zuhause war ich da sehr sicher, dass die Daten sicher sind, jetzt nagt doch ein Zweifel. Habe nun doch einige Passwörter schnell geändert. Das auffinden des Handys mit der Suchfunktion oder das ferngesteuerte Löschen der Daten scheiterte auch, da das Handy schon ausgeschaltet war, als wir am WoMo zurück waren.

Gestern haben wir noch unseren Aufenthalt in der Mongolei von 30 auf 60 Tage verlängert. Keine Angst, wir wollen nicht 60 Tage bleiben. Wir haben aber nun einen Sicherheitspuffer. Sollten wir etwas länger als 30 Tage unterwegs sein, laufen wir nicht in die Gefahr, wegen unerlaubtem Aufenthalt in der Mongolei eine hohe Strafe bezahlen zu müssen. Gestern haben wir auch von Motorradfahren gehört, dass sie ihre Reise nach Westen abgebrochen hätten. Auf der Nordroute sei überraschend sehr starker Schneefall gewesen und die südliche Route sei für das eine Motorrad, es hat ein etwas kleineres Vorderrad, schwierig zu befahren gewesen. Im Sand hätte der Fahrer dadurch mehrere Stürze gehabt. Umzukehren, eine vernünftige Entscheidung, die wir vielleicht auch noch treffen werden! Brigitte und Bernhard sind allerdings noch vor uns auf der Strecke und wir haben über Email Kontakt zu ihnen.
Brigitte, Peter, Gerda und Jürgen werden hier auf dem Platz wohl morgen Abend ankommen und sind somit hinter uns. Sehr schade, dass wir sie Morgen nicht mehr treffen. Wir werden Morgen weiter reisen. Noch einen Tag mehr hier bringt absolut nichts.

Solange ich hier schreibe ist Gisela auf dem Weg ins Büro von World Vision. Der Besuch unseres Patenkindes ist dieses Mal etwas schwierig. Die Vermittlung aus Deutschland durch World Vision hat nicht zufriedenstellend funktioniert. Dies lag aber wohl an der etwas inkompetenten Sachbearbeiterin. Allerdings hat das Büro hier in Ulan Bator bisher nicht reagiert und sich weder per Email noch Telefon gemeldet. Ein zweimaliger Anruf am gestrigen Tag durch Gisela führte nur dazu, dass die Auskunft kam, der Direktor sei nicht im Haus. Nun hat sich Gisela entschlossen, neugierig wie sie ist, hinzufahren und sich das Büro anzusehen. Bin gespannt, was sie zurück bringt. Wegen unseres Handydiebstahls fuhr sie nur mit kleinstem Gepäck los. Das heißt, nur mit einem kleinen Geldbetrag in der Jackentasche. Ich habe ihr vorgeschlagen ein Taxi zu nehmen. Das wollte sie aber nicht. Sie fuhr lieber mit dem Bus. Taxi ist hier preiswert, für 1 km bezahlt man etwa 800 Tugrik, was etwa 40 Cent entspricht. Allerdings der Bus kostet viel weniger, eine Fahrt (ohne Umsteigen) kostet ca. 15 Cent und diese kann dann durchaus über 20 km lang sein.

Hier auf dem Platz lernten wir einige nette, reiselustige Menschen kennen und da diese auch durchaus unser Alter haben, fühlen wir uns nicht so als Exoten. Die letzten Abende verbrachten wir mit Christiane und Alex. Die Beiden sind schon länger in ihrem WoMo unterwegs und kamen über Indien und China in die Mongolei und wollen über Russland wieder zurück nach Hause. Ihr seht, es geht also noch mehr als Gisela und ich unternehmen. Desweiteren lernten wir hier noch Werner aus Österreich kennen. Ein Kachelofenbauer, der ausgestiegen ist und da seine Frau noch arbeitet, alleine hierher gefahren ist. Im Geländewagen schläft und träumt. Er ist frühberentet, darf in Österreich nichts tun und träumt vom Aufbau eines Business hier in der Mongolei. Einige Motorradfahrer sind hier, auch Deutsche und Nick, ein junger Engländer, der sich hier gerade ein neues chinesisches Motorrad gekauft(800.- $) hat und damit die Mongolei bereisen will.

Gerade kann nun Gisela zurück von ihrem Besuch bei World Vision. Viel Missverständnis und wir werden nun doch morgen früh abgeholt und der Besuch kann stattfinden. Es sind aber gerade auch hier Ferien. Der Hammer! Auf der Rückfahrt wurde im Bus Gisela angerempelt und anschließend stellte sie fest, dass ihre mit Reißverschluss geschlossene Jackentasche geöffnet war und einige Notizzettel gestohlen worden waren. Unglaublich.
Wir werden also Brigitte, Peter, Gerda und Jürgen morgen doch wiedersehen. Es wird eng in der Oasis werden.

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