Heute hat es dann doch noch geklappt. Sehr pünktlich um 8.30 Uhr wurden wir abgeholt und an das andere Ende der Stadt gebracht. Dort wurden wir von 2 Mitarbeitern von World Vision empfangen und durch eine Präsentation in die Arbeit vor Ort eingeführt. Wir hatten beide dabei das Gefühl, ein gutes Projekt zu unterstützen. 30.- € im Moment geben einem jungen Menschen eine Zukunft.
Als unser Patenkind und seine Mutter dazu kamen, war die Freude natürlich groß als wir das Hauptgeschenk, einen schönen Fußball, überreichten. Beim anschließenden Fußballspiel kam ich dann doch leicht aus der Puste. Die Kondition eines 14-jährigen übertrifft doch die meinige. Anschließend besichtigten wir das Gebäude. Im Keller ist auch eine Filzwerkstatt, ein Projekt für Frauen, integriert. Gisela war begeistert von den handgefilzten Schuhen. Die Besichtigung eines landwirtschaftlichen Projekts und eines Spielplatzprojektes für Jungs rundeten den Besuch ab.
Wieder zurückgebracht in der Oasis waren der Ölwechsel und das Abschmieren des WoMo bereits von der Werkstatt nebenan erledigt. Der japanische Inhaber hatte gute Arbeit geleistet. Die Qualität des japanischen Öls entspricht einem guten deutschen Öl und dadurch ist der Preis etwas höher. Die Arbeiten haben umgerechnet 140.-€ gekostet, wobei alleine das Öl mit Filter 120.-€ kosteten. Der Arbeitspreis und somit der Verdienst eines Arbeiters ist hier sehr gering.
Gisela laboriert mit einer Erkältung und hat sich etwas hingelegt.
Gestern Abend kamen noch 3 größere deutsche Wohnmobile auf LKW-Basis hier an und wir staunten nicht schlecht als aus dem einem zwei bekannte Gesichter entstiegen. Wir konnten die Beiden zwar nicht sofort zuordnen, sie aber uns schon. Sie hatten es etwas leichter, unser WoMo war ihnen aufgefallen. Die Beiden hatten wir in Windhoek getroffen als wir 2013 in Namibia waren. Wieder einmal gilt, so klein ist die Welt und welche Bedeutung hat es wohl, dass man zwei Jahre später am anderen Ende der Welt zur gleichen Zeit, am gleichen Ort wieder ist?
Spät abends erreicht uns dann noch ein Email von Bernhard und Brigitte, sie drehen um, im Altai hat es anscheinend stark geschneit und viel Wasser in den Flüssen. Gisela hat die Beiden angeschrieben und das Angebot gemacht, dass wir nördlich ausweichen und dies gemeinsam fahren könnten.
Gerade habe ich noch Nick verabschiedet. Nick, ein sehr smarter junger Engländer. Gisela sagte, „der Traum eines Sohnes für alle Mütter“. Er versucht, alleine mit seinem kleinen Motorrad in den Altai vorzudringen. Wir werden ihn unterwegs wohl noch treffen. Desweiteren sind noch einige nette Menschen hier, u. a. ein Motorradfahrer aus Lissabon. Auch so ein Sunnyboy. Von ihm haben wir eine Adresse bekommen welche eine Einreise in den Iran ermöglichen soll, selbst wenn man kein Carnet hat. Kann nicht schaden so etwas zu haben.
Morgen früh soll es nun endgültig weiter gehen. Wir wollen die Stadt noch vor dem Frühstück verlasen, da der Verkehr früh noch nicht so chaotisch ist und lieber etwas später, außerhalb der Stadt, frühstücken.
Pünktlich um 7°° Uhr fuhren wir los und es hat sich gelohnt. Die Straße war frei von Dränglern und rücksichtslosen Fahrern. Innerhalb von einer halben Stunde hatten wir getankt und waren am anderen Ende der Stadt. Ulan Bator hat uns nicht gefallen, aber Ulan Bator ist nicht die Mongolei.
Die Mongolei in ihrer landschaftlichen Schönheit konnten wir nun erfahren. Gegen 9 Uhr gab es Frühstück und eine halbe Stunde später klopften Bernhard und Brigitte ans WoMo. Sie waren auf der Fahrt zurück. Schade, bei ihnen hatten die Einsamkeit und die Piste ihren Tribut gezollt. Wenn man ohne Erfahrung von Pistenfahrten, Navigation und dem Leben weit außerhalb der sogenannten Zivilisation hier herkommt ist es schon sehr nervenzehrend. Man kann die Schönheit der Natur, die Menschen nicht mehr wahrnehmen und alles erscheint dadurch abstoßend und gefährlich. Gisela zitierte, „Angst fressen Seele auf“ und mir erscheint dieses Zitat richtig. Schade, die Angst verhindert das Wachsen von dir selbst und verschließt deine Augen für das Schöne. Natürlich ist mir an der Stelle bewusst, dass Angst natürlich auch verhindert, leichtsinnig in ein Unglück zu laufen. Der Grad ist oft schmal und es gehört Größe dazu sich einzugestehen, dass man etwas nicht schafft und es ist sicherlich keine Schwäche.
Wir fuhren weiter in nordöstlicher Richtung nach Karakorum. Dort übernachteten wir direkt auf dem Parkplatz des Klostermuseums. Es war ruhig hier jedoch kein Highlight unter den Übernachtungsplätzen. Am nächsten Morgen besichtigten wir das Klostermuseum und es war spitze.
Eine junge Frau sprach uns an und führte uns durch die Anlage. Sie erklärte uns viel vom Buddhismus und öffnete dadurch unser Verständnis.
Die grausigen Gestalten, die uns an den Teufel erinnern, sind die 10 Protektoren, die uns Menschen vor Bösem schützen sollen. Die Wandlungen Buddhas, die er in seinem Leben durchlaufen durfte. Fast 2 Stunden nahm sie sich Zeit für uns und als wir nach dem Preis für diesen Service fragten kam ein „nichts“ zurück. Natürlich beließen wir es dabei nicht.
Danach fuhren wir in nördlicher Richtung weiter. Gisela hatte etwas von heißen Schwefelquellen gelesen und wir wollten unserem Körper etwas Gutes tun. Leider gab unsere Straßenkarte da wenig her und das Navi, bzw. die Koordinaten waren auch nicht der Hit.
Etwa 25 km vor Tsetserleg an einer Tankstelle ging dann links eine Piste ab. Der Tankwart erklärte in Mongolisch, dass dies die Piste sei, zumindest wollten wir es so verstehen. Schon nach 3 km führte die Piste durch ein leicht sumpfiges Gelände und wir hatten Glück, dass ein einheimischer Motorradfahrer uns voraus war. Er kannte die Piste und leitete uns dadurch in der richtigen Spur.Die Stelle war nicht besonders lang und nach ca. 1o km kamen wir dann an einen Fluss. Ich sah von weitem schon einen Geländewagen, der den Fluss querte, also müsste es auch für uns machbar sein. Die Strömung war stark und als ich hinein fuhr war er an der tiefsten Stelle doch fast 70 cm tief. Das Wasser schwappte über die Motorhaube. Geschafft! Jedoch, als wir drüben waren zeigte das Navi plötzlich an, dass wir zu weit rechts fahren und ein falsches Tal ansteuerten. Also, bevor der zweite kleinere Flussarm durchquert werden musste wieder zurück. Dort sahen uns schon mongolische Arbeiter zu. Einer erklärte uns (ihr merkt, mongolisch mit Händen und Füssen ist zu verstehen), dass der Weg doch richtig war und wir in ca. 10 km die Quellen erreichen würden. Also das Ganze noch ein Mal!
Nach 10 km großartiger Landschaft erreichten wir dann die Ger´s an der Quelle. Dort staunten wir mal wieder als wir doch auch einige normale PKW parken sahen. Wir wurden nett aufgenommen und entspannten uns in den schön angelegten Whirlpools und anschließend bei einem guten mongolischen Essen. Zurück am nächsten Tag fuhren wir dann die etwas einfachere Piste nach Tsetserleg. Hier gab es nur eine kleine Wasserdurchfahrt und die
Brücken kurz vor Tsetserleg sind in Ordnung.
Tsetserleg selbst liegt schön und für das Auge sehr farbenprächtig an einem Berg. Ein Australier hat hier eine Bäckerei mit Cafe eröffnet und betreibt sie in einer Kooperation. Der Kaffe war ausgezeichnet, Brot gab es leider nur ein Einziges. Kunden waren Mangelware und wir stellten uns zum wiederholten Mal die Frage, wovon Leben sie? Das Brot war viermal so teuer wie im Laden. Kein Einheimischer wird sich das kaufen und die Saison ist kurz. Der Winter lang und Touristen kommen auch nicht so viele hier her.
Wir fuhren die Strecke wieder zurück und bogen dann etwa 10 km nach Karakorum auf die 80 km lange Piste nach Avaikheer.
Sie führte uns auf einsamem Weg durch die über 2000 m hohen Berge. Ein herrlicher, warmer, sonniger Sommertag verschönte uns diese einmalige Landschaft. Oft verzweigte die Piste. Letztendlich war es aber meist egal, ob es links oder rechts um den Berg ging. Auf knapp über 2000 m Höhe fuhren wir dann etwa 500 m von der Piste ab auf einen kleinen Hügel. Ziegen, Schafe und Pferde, die zu ihren Ställen wanderten in Sichtweite. Kein Mensch war zu sehen.
Nach Einbruch der Nacht hat der Wind nachgelassen und es war absolut still. Kein Vogel, kein Geräusch, der Sternenhimmel mit all seinen Milchstraßen über uns. Als wir gegen 2 Uhr Nachts jedoch mal aufwachten stellten wir fest, dass die Piste auch nachts befahren wird. Innerhalb von einer Stunde fuhren 4 Autos vorbei. Wahnsinn eigentlich, bei diesen Pistenbedingungen.
Es ist hier gerade 12 Uhr Mittag und wir stehen in Avaikheer und erleben ein mongolisches Straßentheater. Bunte Menschen in ihren Trachten führen auf dem Rathausplatz eine Vorstellung auf. Gisela hat sogar ihren Grippeanflug vergessen und sich unter die Zuschauer gemischt und Kontakt zu den Schauspielern aufgenommen. Wir verstehen zwar nichts, aber es ist beeindruckend.
Die weitere Route führte uns nach Bayankhongor. Die Straße war in einem tadellosem Zustand, ohne Schlaglöcher und Wellen. Nur zwei kurze Pistenfahrten im Bereich von zwei Baustellen. Allerdings nach 120 km war die Straße 20 m unterbrochen. Eine Brücke wurde saniert. Wo ein Geländewagen noch gut den Fluß durchfahren konnte war für manchen PKW oder LKW Schluss. Wir hatten Glück! Als wir an die Furt kamen war eine Durchfahrt möglich. Zwar lag ein PKW am rande der Auffahrt mit einem Wasserschaden, die Furt war aber frei. Ohne Probleme kamen wir durch. Wenige Minuten später allerdings fuhren von beiden Seiten zwei große LKW in die Furt und blieben stecken. Nun war ein Weiterkommen vorerst nicht möglich.
Wir stehen heute in einem Flussbett kurz vor Bayankhongor. Der Himmel hat sich zugezogen und es hat angefangen zu regnen.