Free State, ein bezaubernder Bundesstaat

Wir sind heute ein wenig gewandert. Leider hatte der Wetterbericht recht. Nach frühmorgentlichem Sonnenschein sind wir bei verhangenem Himmel in die Berge gewandert. Der Weg ging steil nach oben, war nass und wenig begangen. Die nassen Äste streiften uns auf Schritt und Tritt und durchnässten uns. Spinnennetzte streiften immer wieder unser Gesicht. Der Weg wurde immer steiler und immer mehr zum Wildpfad. Dann öffneten sich auch noch die Wolken, sodass wir uns entschlossen, umzukehren. Durchnässt bis auf die Haut, kamen wir am WoMo an. Da der warme Pool einladend dampfte, ging es als erstes für eine Stunde in den Pool. Strömender Regen und außer uns niemand im Pool, das machte Laune.
Den Nachmittag verbrachten wir gemütlich im WoMo. Es ist fast nicht zu glauben, aber selbst nach 10 Monaten ist uns dieser Platz noch immer nicht zu eng. Allerdings sieht es heute vor dem WoMo, unter dem Vordach, chaotisch aus.

Alles ist durchnässt und die Kleider trocknen nicht ab. Morgen soll die Sonne scheinen, aber schon jetzt ist dann für den Rest der Woche wieder Gewitter und Regen angesagt und dies über ganz Südafrika. Nein, so hatten wir uns dies nicht vorgestellt!

Nein, so wirklich nicht! Auch heute Morgen regnete es in Strömen und wir packten die nassen Kleider, das nasse Regendach ein und fuhren erst einmal nach  Rustenburg. Heute war nicht unser Glückstag. Da mir das Fahren ohne jegliche Versicherung mehr als zuwider ist, suchten wir zwei Versicherungsbüros auf, um noch einmal nachzufragen. Vor allem im zweiten Büro bemühte sich die junge Dame sehr um eine Möglichkeit. Sie fragte bei vielen Kollegen nach, leider ohne Erfolg. Alle versichern nur Südafrikaner. Für Ausländer gibt es keinerlei Möglichkeit. Unverrichteter Dinge fuhren wir weiter nach Krugersdorp. Dort  sollte es ein Büro des südafrikanischen Automobilclubs geben. Wir fanden es auf Anhieb, leider hatte der AA dieses Büro aber vor kurzer Zeit aufgegeben und soll nun ein neues im 5 km entfernten Einkaufszentrum haben.  Auch dies fanden wir auf Anhieb, leider war aber dort keinem bekannt, dass der Automobilclub  eine Vertretung in diesem Komplex hat. Also wieder keine Chance auf eine Versicherung. Hier in der Umgebung von Joburg herrscht viel Verkehr und es ist mir recht unheimlich, einfach so  ohne Versicherung zu fahren. Und wie als Mahnmal, fuhr vor uns auf der noch nassen Fahrbahn ein Kleinlastwagen etwas zu schnell auf eine leichte Kurve zu. Er bremste, die Fahrbahn war aber durch die Nässe dermaßen rutschig, dass er auf die Verkehrsinsel rutschte. Zum Glück haben wir  ABS.

Inzwischen hatte es zu regnen aufgehört und wir umfuhren Joburg auf der Umgehungsautobahn. Sogar die Sonne kam etwas hervor und es war sofort viel angenehmer. Dieser viele Regen um diese Jahreszeit ist, wie uns Einheimische versicherten, absolut nicht normal. Etwa 40 km südlich von Joburg fanden wir dann einen netten Campingplatz. Er hatte über 50 Stellplätze, jeder mit separatem

gemauertem Grill und wir die einzigen Gäste.
Gemütlich saßen wir abends im Freien und grillten. Bei der Frage, ob wir die Stühle ins Fahrzeug stellen oder sie bis zum Frühstück draußen lassen, setzte zum Glück ich mich durch. Der Himmel war sternenklar. Kaum hatten wir die Stühle ins WoMo getan, zogen dunkle Wolken auf und es regnete wieder in Strömen.

Bei strömendem Regen fuhren wir am nächsten Morgen los. Die ganze Strecke hier Richtung Golden Gate Nationalpark ist von landwirtschaftlichem Anbau geprägt. Links und rechts der Straße, soweit das Auge reicht Felder.

Heilbron, typische Kleinstadt

Kurz nach dem Mittag hat es aufgehört zu regnen. Nachdem unser Navi mal wieder einen Campingplatz auswies, den es schon lange nicht mehr gibt (oder noch nie da war), fuhren wir bis zum Meiringskloof Camp.
Ein schönes Camp oberhalb einer tiefen Schlucht mit rauschendem Wildbach. Hier kann man Wandern und wir haben beide das Gefühl, dass eine Fahrpause notwendig ist. Heute regnet es zumindest nicht und für Morgen ist im Wetterbericht auch noch Sonne angesagt und dies wollen wir genießen.

Wir werden 3 Nächte hier bleiben und morgen, bei hoffentlich strahlender Sonne, eine Wanderung unternehmen.

Heute Morgen haben wir zum Frühstück, wie fast jeden Morgen,  ein Podcast des SWR1 angehört. Darin wurde das Thema angegangen wie man sich politisch korrekt zum Thema „dunkelhäutige Menschen“ ausdrückt. Der dunkelhäutige Autor des Buches „Singen können sie alle“ mit dem Untertitel „ein Buch für Negerfreunde“ nahm  dazu Stellung. Mir scheint und er hat es so ausgedrückt, dass diese politisch korrekte Ausdrucksweise etwas typisch Deutsches ist. Wenn einer Neger sagt und er dem anderen Respekt entgegenbringt, ist dies alles andere als Rassismus. Der Respekt gegenüber des anderen Menschen zählt und nicht der Ausdruck. Der Autor bezeichnet sich selbst als Farbigen und erhielt darauf viele Anschreiben, das er sich so nicht nennen darf, dies sei politisch nicht korrekt. Dies ist doch Wahnsinn! Sind die dunkelhäutigen Menschen hier alle Rassisten? Sie rufen uns auf der Straße oft „Musungu“ (das bedeutet  Weißer, Fremder) zu, lachen und freuen sich.

Strahlende Sonne hatten wir heute, zwar immer wieder unterbrochen von einigen Wolken, die teilweise auch etwas tropften. Für eine nette Wanderung aber gerade richtig. Wir wanderten in der Schlucht entlang des Wildbachs aufwärts auf einem schmalen Pfad. Teilweise durch urigen Wald, teilweise im Wasser. Links und rechts gingen die Felswände senkrecht 50 m in die Höhe.

Der Bach hatte sich teilweise in den Fels sein Bett hinein gefräst, sodass wir wie in einer Dohle dem Bach folgen konnten. Kaum vorstellbar, dass bei starkem Regen der Bach dies alles mit Wasser füllt. Die Zeichen im Fels waren aber eindeutig, hier rauschte der Bach, der sicherlich dann einem Fluss gleich ist, durch. Nach mehreren Kilometern war dann der Weg für uns zu Ende. Die Schlucht wurde so schmal, dass das Wasser die ganze Breite ausfüllte. Unser Navi zeigte an, dass etwa 20 m weiter oberhalb der Schlucht ein Weg existieren müsste. Die Schlucht war an dieser Stelle nur noch ca. 12 m tief, die Felswände gingen aber teils überhängend senkrecht nach oben. Es gab kein durchkommen. Nachdem wir aber nur ca. 20 m zurückgegangen waren, sah ich eine Hängeleiter, die nach oben führte. Ich stieg vor und wollte sehen was uns da oben erwartet. Tatsächlich war ein kaum wahrnehmbarer Weg da. Vor mir ein großer Stausee, der randvoll war und den Bach speiste. Der Weg zurück war von hier oben zwar weiter, dafür hat man aber einen wunderbaren Ausblick.

Trotzdem ging ich zurück zur Hängeleiter. Ich dachte, Gisela hier hoch, 12 m,  auf der sich bewegenden Leiter, lieber gehe ich wieder runter und wir gehen den Weg zurück. Ich war noch nicht ganz an der Einstiegsstelle zurück, als ich plötzlich Giselas Kopf über den Schluchtrand kommen sah. Ich hatte sie unterschätzt und war mehr als überrascht. Noch mehr freute mich, dass sie richtig strahlte und sehr stolz auf ihre Leistung war. Zu recht! Der Rückweg führte uns um den Berg herum, war nicht so spektakulär, dafür aber mit herrlichem Weitblick verbunden.


Es tat gut, sich zu bewegen und nicht nur zu schauen und hinter dem Steuer zu sitzen.

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