Am nächsten Morgen machte das Immigrationsbüro erst um 9 Uhr auf. Doch schon ab 8 Uhr herrschte reger Publikumsverkehr. Unsere zwei Reisebegleiter konnten für sich wenig erreichen. Ihnen wurde mehrfach versichert, dass sie 30 Tage Aufenthalt in Kasachstan hätten. Die Botschaft und das deutsche Auswärtige Amt schreiben aber nur von
15 Tagen. Was bleibt ist ein Fragezeichen. In meinen Unterlagen wurde nach einigem hin und her ein zweiter Stempel angebracht und als Ausreisedatum der 6.8.15 eingetragen. Das passt!
Nach diesem Prozedere ging es dann auf die Strecke Richtung Pavlodar. Die Straße war besser als wir es erwartet hatten. Man muss immer mit tiefen, breiten Schlaglöchern rechnen. Auf der ganzen Strecke bis Astana gibt es immer wieder über mehr als 50 km lange Straßenbauprojekte. In die Infrastruktur wird sehr viel investiert. Campingplätze gibt es allerdings im ganzen Land keine! Die Strecke bis Astana ist etwas eintönig zu fahren und zieht sich. Pavlodar hat uns sehr gut gefallen. Eine nette, freundliche Stadt mit schöner Uferpromenade und Sandstrand. Vom Sandstrand, an dem wir direkt parkten wurden wir allerdings von einem „Strandwächter“ gebeten weg zu fahren, da hier kein Parkplatz sei. Es war zwar kein Verbotsschild vorhanden, die Zufahrt, die wir genommen haben, ist die Promenade der Stadt und wir waren die einzigen Fahrzeuge. Am ersten Abend standen wir dann in der Stadt, direkt oberhalb des Flusses. Leider war dieser schöne Platz, unser Reisepartner war total begeistert, ein Flop. Im Laufe der Nacht wurden wir 4 mal geweckt durch eine Polizeikontrolle. Es war mehr als lästig und bescherte uns die bisher unruhigste Nacht dieser Reise. Meine Vermutung ist, dass wir auf dem „Autoliebesnest“ von Pavlodar standen und die Polizei sich das Vergnügen gönnte, hier regelmäßig zu kontrollieren.
Da schon die Nacht zuvor auf der Strecke sehr kurz war, waren wir entsprechend müde. Kurz war sie deshab: Wir standen an einem See, der Magirus hatte sich am Abend schon im Sand festgefahren, es fing an stark zu regnen.
Am Abend hat die Erdpiste zwar noch so ausgesehen, dass sie auch bei starkem Regen noch befahrbar ist Der Regen raubte mir aber in der Nacht schon den Schlaf. Gegen 1 Uhr ließ der Regen nach und ich schlief ein, bis sich der Regen mit lautem Trommeln verstärkt gegen 5 Uhr wieder einstellte. Vor dem Fahrzeug stand schon das Wasser 3 cm hoch. Ich entschloss mich, 500 m Richtung Dorf zu fahren um den schlammigen Weg hinter mir zu lassen. Unsere Reisebegleiter wollte ich nicht wecken. Als wir jedoch losfuhren zeigten sie sich schon am Fenster und fuhren uns flugs hinterher. Auch ihnen war es inzwischen unheimlich.
Die zweite Nacht in Pavlodar verbrachten wir dann an einem bewachten Parkplatz. War zwar nicht so romantisch, dafür aber ruhig und äußerst wohltuend. Wir schliefen tief und fest.
Zwischen Pavlodar und Astana verbrachten wir noch eine Nacht an einem netten Rasthaus an der Straße. Es gab einige Radarkontrollen auf der Strecke. Ich hielt mich konsequent an die vorgeschriebene Geschwindigkeit und wir wurden dadurch bisher nicht kontrolliert. Ein negatives Erlebnis mit der Polizei gab es doch. Wir sahen das Polizeifahrzeug mit der Radarkontrolle und hatten sogar Blickkontakt zu dem Polizisten. Kaum waren wir vorbei fuhr das Fahrzeug an, wendete und fuhr kurze Zeit hinter uns in Abstand her. Dann überholte es uns mit schneller Fahrt um etwa 2 km vor uns hinter einem LKW herzufahren. Nach 10 km war dann eine Umleitung wegen Straßenbau mit einer Beschränkung auf 20 km/h und siehe da, da standen die „Verbrecher“ und richteten schon wieder ihre Radarpistole auf uns. Für mich war das eine gezielte Jagd! Sie hatten aber Pech!
Ansonsten gilt bis jetzt, alles was wir bisher gehört und gelesen haben stimmt nicht. Wir erlebten bisher keine korrupten Beamten und keine so schlechten Straßen wie sie uns vorhergesagt worden waren.
In Astana haben wir uns nun für die nächsten 4 Nächte in ein kleines Hotel direkt im Zentrum eingemietet. Warm Duschen, ein großes Zimmer und eine Klimaanlage gönnen wir
uns nun für ein paar Tage. Der Service und das Frühstück lassen zwar zu wünschen übrig, daran arbeiten sie hier halt noch.
Heute waren wir in der Innenstadt von Astana. Den Menschen wird hier in einer gigantischen Retortenstadt vorgegeben, Astana sei der Mittelpunkt der Welt. Fast glaubten wir dies auch. Die Stadt passt absolut nicht nach Kasachstan. Der Präsident hat sich hier ein „Denkmal“ erbaut. Gigantisch ist das Ganze aber allemal.