Évora

Der Wetterbericht hier in Portugal ist echt gut. Wie vorausgesagt regnete es heute morgen zum Abschied von Lissabon in Strömen. Wir wollten weiter nach Évora. Durch Lissabon brauchten wir fast eine Stunde. Wir fuhren auf die 14 km lange Brücke Ponte Vasco da Gama, die uns über den Tajo brachte. Leider war der Regen so stark, dass keinerlei Rückblick auf Lissabon möglich war. Alles war im Dunst verhüllt. Dies hinderte jedoch viele Einheimische nicht, in den Sandbänken des Tajo, bis zum Bauch im Wasser stehend, zu fischen.

Bis Évora sind es rund 110 km.

Etwa 15 km vor Évora liegen rechts der Straße Dolmen. Die Grabstätten wurden 7000 Jahre vor Chr. errichtet und es ist bis heute unvorstellbar, wie man zu dieser Zeit diese Felsen bewegt hat. Wir hatten die Grabstätten für uns. Der Weg dahin war so schlecht, dass vermutlich heute kein anderes Fahrzeug dorthin fuhr. Wie durch ein Wunder hatten wir an den Dolmen und etwas später auch an dem Steinkreis keinen Regen. Nachdem wir die Dolmen besichtigt hatten, fuhren wir 10 km zurück zu einem Steinkreis.

Die Steinsetzung von Almendres entstand etwa in der gleichen Zeit und ist ein Zeugnis aus der Steinzeit. 95 Menhire sind so aufgestellt, dass sie bei Tag-und-Nacht-Gleiche auf den Sonnenstand ausgerichtet sind. Auch zu dem Steinkreis führte nur ein sehr miserabler, steiniger Weg mit tiefen Pfützen. So miserabel die Strecke auch war, so schön war sie auch. Die Korkeichenwälder geben dieser Gegend etwas mystisches.

Die restlichen 10 km nach Évora waren dann auf der Nationalstrasse nur wenige Minuten zu fahren. Dort fuhren wir zum Inter Marche. Er bietet einen Stellplatz, Entsorgung, Wäsche waschen und günstiges Tanken. Der Kraftstoff hier ist bis zu 20 Cent günstiger als an anderen Tankstellen. Der Stellplatz sagte uns allerdings nicht zu. Zur Innenstadt sind es 3 km. Somit fuhren wir zu einem Stellplatz, der näher am Centrum liegt.

N 38° 33″ 48′ W 7° 54″ 59′

Der Stellplatz ist sehr gut und Nachts ruhig. Entsorgung ist super und Wasser gibt es auch umsonst.

Ohne Regen gingen wir noch ca. 500 m zum Lidl. Als wir 15 Minuten später den Laden verließen, regnete es wieder in Strömen. Pitsch nass kamen wir am WoMo an. Der Regen trommelte aufs Dach, sodass wir kurz vor 20 Uhr ins Bett gingen und tatsächlich auch bald eingeschlafen sind, trotz des Regens. Dies führt natürlich dazu, dass ich in der Nacht aufwache und erst einmal lese. Morgens stehen wir in der Regel um 8 Uhr auf und 12 Stunden Schlaf wären doch etwas viel.

Heute Morgen hatte der Regen aufgehört und die Sonne kam mit einem tief roten Streifen im Osten hoch. Wir entschlossen uns, den herrlichen Tag auszunutzen, da es Morgen schon wieder regnen soll. Wir fuhren 30 km nach Évora-Monte.

Ein wunderschönes, kleines Dorf, als wäre es für einen Film gebaut. Mit dem WoMo fuhren wir einen steilen Weg hinauf, fast bis in den Burghof. Die römisch-maurisch-gotische Burg ragt mit ihren vier Ecktürmen auf. Eine Burgmauer umfaßt die Anlage. In ihr stehen die Häuser von Évora-Monte. Ein Restaurant, eine kleine Kirche, der Friedhof und ein gutes Dutzend Häuser, in der die Menschen leben. Vom Turm der Burg hat man einen herrlichen Ausblick nach allen Seiten. Auch hier waren wir fast die einzigen Touristen.

Wir fuhren die 30 km zurück nach Évora. Auch Évora ist Weltkulturerbe der UNESCO, Universitätsstadt und Bischofssitz. Wir bummelten durch die sehr lebhafte Innenstadt. Évora ist fast gänzlich von einer Stadtmauer umgeben. Alle Gassen laufen sternförmig auf das Centrum zu. Zur Wasserversorgung des ehemaligen Klosters wurde ein 16 km langes Aquädukt schon im 16. Jh. gebaut.

Wir besuchten die Igreja de São Francisco und die dort integrierte Capela dos Ossos. Die Kapelle ist mit lauter Knochen verkleidet. Sie stammen von etwa 5000 Toten. Über dem Eingang steht die Inschrift: „Die Knochen die hier sind warten auf die von euch“.

Schau, du hastiger Wanderer. Stop, geh nicht weiter. Nichts ist wichtiger als das was du gerade siehst. Bedenke du hast das gleiche Ende. Das ist Grund genug über alles nachzudenken. Denke, du bist in der glücklichen Lage dein Leben in deine Hand zu nehmen, zu leben und nicht über den Tod nachzudenken.

Im angegliederten Museum der Kirche ist eine schöne Krippensammlung, mit Krippen aus der ganzen Welt zu bestaunen.

Von hier aus schlenderten wir dann hoch zur gotischen Kathedrale Santa Maria. Die größte Kathedrale des Landes. Hier lohnt sich vor allem das Erklettern des Kirchendaches. Eine kleine steile Wendeltreppe führt nach oben. Von dort hat man eine Fernsicht weit über 30 km hinaus. Wir sahen die Burganlage von Évora-Monte. Schwindelfrei sollte man hier oben allerdings sein. Eigensicherung ist hier angesagt. Ich kam mir fast vor wie der Glöckner von Notre Dame.

Gleich hinter der Kathedrale erhebt sich der Rest eines römischen Tempels aus dem 2. Jh. v. Chr..

An ihm vorbei spazieren wir zurück zum WoMo. Fuhren dann zum Inter Marche wo wir Wäsche gewaschen haben, einen neuen Rasierer erstanden haben und tankten. Dann ging es zurück auf den selben Stellplatz wie gestern Abend. Hier trafen wir dann auch wieder auf Gerd.

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