Auf der Weaver´s Rock Guestfarm

Hier auf der Weaver´s Rock Guestfarm geht es uns richtig gut. Wir schlafen relativ lange und sind seit langem mal wieder aktiv faul.
Celine, die Praktikantin aus der Schweiz, kommt jeden Tag mehrfach vorbei und fragt ob alles in Ordnung wäre und wir fühlen uns gut versorgt. Die meisten anderen Gäste  bleiben nur einen Tag und somit ist es nicht verwunderlich, dass die Hunde und ein zahmes Erdmännchen zu uns schon viel Vertrauen gefasst haben und uns ständig begleiten. Zu Begleiten gibt es allerdings recht wenig oder auch viel. Das WoMo haben wir die letzten Tage nicht bewegt. Wir machten zwar mit Alex Ausfahrten über das Farmgelände und kontrollierten Wasserlöcher und deren Zuleitung sowie die außenliegenden Gehöfte der schwarzen Viehhirten und erhalten hierbei viel Information über das Leben und die Probleme mit so einem Farmbetrieb. Die ständigen Überprüfungen des Weidezauns, der die verschiedenen Zonen abgrenzt, die Leoparden, die Stachel- und Warzenschweine, über Rinderkrankheiten, die Abhängigkeiten vom Regen und wir staunen nicht schlecht über die hervorragend funktionierende Buschtrommel. Jeder weiß über jeden Bescheid und dies, obwohl die Mehrfachtelefonleitung, wo der Nachbar mithören konnte, auch hier der Vergangenheit angehört.


Bei diesen Pirschfahrten sehen wir auch die hier freilebenden Wildtiere. Für diese ist der Weidezaun kein Hindernis. Ein Kudu überspringt einen über 2 m hohen Zaun ohne Probleme. Giraffen gibt es auf der Farm keine. Sie sind einfach zu teuer in der Anschaffung und die Zäune müssten dann alle massiver ausgelegt sein, damit diese „Investition“ nicht das Weite sucht. Zebras gibt es einige. Diese werden jedoch hier nicht gejagt. Es gibt deren nicht genug. Zebrafleisch, hauptsächlich Rauchfleisch vom Zebra, ist eine absolute Delikatesse. Kudus werden zum Eigenverbrauch gejagt. Allerdings werden im Laufe eines Jahres nur ca. 7 geschossen. Gnus, die es hier auch gibt, sehen sehr schlecht. Raffiniert wie sie sind, gleichen sie dieses Mango damit aus, dass sie sich den Zebras anschließen. Die Zebras sind sehr vorsichtig und darüber hinaus bevorzugen die größeren Raubkatzen das Zebra . Die Gnus erhalten dadurch, trotz dieser Behinderung, die optimale Überlebenschance.  Löwen gibt es hier allerdings keine. Leoparden und Geparden sind aber hier im Gelände unterwegs. Die Paviane sind eine Plage. Teilweise hilft hier nur der gezielte Abschuss oder das Fangen in einer Falle. Wenn ein Pavian in die Falle geht, wird er mit weißer Farbe besprüht, keine Angst die geht bald wieder weg und anschließend frei gelassen.  Verstört flüchtet er zu seinen Artgenossen. Diese erschrecken sich aber von dem „weißen“ Affen und flüchten in großer Panik in die Savanne. Der „weiße“ Pavian hinter her und somit sind sie außerhalb des Farmhauses. Für die nächste Zeit ist dadurch Ruhe geschaffen.
Sollte einer von euch dies als Quälerei anschauen, dann empfehle ich ihm, diese Plage einmal zu erleben. Sie ist nicht ungefährlich für uns als Mensch.

Wenn man so ein paar Tage länger auf einer Farm ist, erfährt man dann doch auch einiges über das Privatleben der Farmleute, der Familie zu Bentheim. Diese sind in der 6. Generation hier. Eine Uroma, 3. Generation, lebt noch in der nahen Stadt. Ist 92 Jahre alt und hat ein Niesnutzungsrecht. Sie hat ein neues Auto und fährt noch jeden Tag die 40 km, um nach dem Rechten zu sehen. Kein einfaches Leben für die jüngeren Generationen. Der erste zu Bentheim kam Anfang 1900 aus dem Osten des damaligen Deutschlands mit den Schutztruppen ins Land und machte es zu seiner neuen Heimat. Die deutsche Sprache blieb über die Generationen hinweg als Muttersprache erhalten.

Reich werden kann man hier wohl nicht (so leicht). Farmland wie dieses bekommt man zu einem Preis den zu Hause manche  Eigentumswohnung kostet. Arbeitskräfte gibt es genügend und sie kosten nicht viel. Dabei darf man aber auf selbstständiges Arbeiten, Verlässlichkeit und Qualität keine europäischen Maßstäbe anlegen. Der Besitzer dieser Farm führt neben dem Farmbetrieb noch einen Elektroinstallationsbetrieb. Nach meinem Einblick ist auch dies nicht mit unseren europäischen Augen zu betrachten.
Wie gesagt, dies alles reicht sicherlich für ein sehr gutes Leben hier. Mit all den Randbedingungen zu einem annehmbaren Leben. Habe lange überlegt, ob man besser schreiben könnte? Schreibe es aber nicht! Es ist anders als in Europa und hat sicherlich eine andere Lebensqualität mit all den Vor- und Nachteilen dieses von der Sonne verbrannten, regenarmen Land.

Zu meinem Satz: „reich werden kann man hier wohl nicht“ erhielt ich abends beim Sonnenuntergang am Lagerfeuer noch die Frage. „was genau verstehst du denn unter reich, definiere mal“. Ja, eine berechtigte Frage bzw. Einwand. Ich habe in diesem Moment das „reich“ nur  unter dem monetären Gesichtspunkt gesehen. Wenn ich das Leben hier von der Lebensqualität her betrachte lege ich einen anderen Maßstab an. Man ist reich wenn man hier leben kann und das Leben ist lebenswert.  Es ist sicherlich kein einfaches Leben, aber wer möchte das schon.  Sicherlich ist hier durch die Lage der Farm manches, mit europäischen Augen betrachtet, angenehmer als zum Beispiel  auf manchen Farmen die wesentlich einsamer gelegen sind. Wo Einkaufsmöglichkeiten, Kultur und Abwechslung nicht so leicht zu erreichen sind. Windhoek liegt quasi vor der Tür. Was die Kultur und Abwechslung betrifft ist Windhoek sicherlich nicht der „Nabel der Welt“, eben aber doch städtisch. Die Landschaft, die Harmonie die wir empfinden, der Blick hinaus, die Zeit die wir haben, all dies macht uns zu reichen Menschen wenn man es schafft die monetären Gedanken etwas auf die Seite zu schieben.

Für uns ein eigenartiges Gefühl, wenn man hier in dieser relativen Einsamkeit lebt, der Friedhof neben dem Wohnhaus liegt und man schon zu Lebenszeiten täglich sein zukünftiges Familiengrab sieht. Muss man sich wohl gönnen?

Der Pool ist leider mit seinen 19° C für uns noch zu kühl und somit verlegen wir unsere Aktivitäten auf kleine Spaziergänge und das Schaukeln in der Hängematte.

Gestern allerdings kämpften wir uns zum Gipfelkreuz des Hohen-fels hoch und trugen uns standesgemäß, wie in der Schweiz üblich, ins Gipfelbuch ein.
Der Hohenfels ist 1821 m hoch und hat in seinem Anstieg teilweise alpinen Charakter. Die Weaver´s Rock Guestfarm liegt auf ca. 1600 m Höhe.

Die zwei Frauen in der Küche kochen ein hervorragendes Essen und der Rock Shanty schmeckt super.

Wir werden wohl bis 11. Oktober noch hier bleiben und dann zur Bambatsi Guestfarm weiter reisen.
Spätestens am 2. November müssen wir dann nach Botswana ausreisen unser Visa läuft aus.

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5 Antworten zu Auf der Weaver´s Rock Guestfarm

  1. Elvira Walter aus Wendlingen sagt:

    Hallo Gisela,
    macht Spaß, mit Euch zu reisen und ich würde mich gerne eine Weile anschließen. Unser momentanes Herbstwetter ist jedoch auch nicht zu verachten, und wir genießen diese Tage (um die 20 – 24 Grad momentan). Ich freue mich mit Euch auf Botswana und grüße Euch ganz herzlich aus Wendlingen –
    Elvira

  2. Meinhard u.Ilona sagt:

    Hallo,Ihr Lieben! Wir sind gestern wieder gut in der Heimat angekommen. Da mußte ich doch gleich mal schauen. Uns hats ja ebenso gut auf Hohenfels gefallen;ich empfand allerdings den schönen Pool als angenehme Erfrischung! Euch eine gute,pannenfreie Weiterreise und bleibt allzeit behütet. Herzl.Gruß von Euren „Nachbarn“vom 6.-8.10. Ilona u.Meinhard aus Rand-BER-lin.

  3. süß der Kleine, der OHNE t-Shirt…..

  4. Ralf Wortmann sagt:

    Toller Bericht! Sehr interessant, sehr lesenswert, die Schilderungen der Lebensumstände der Farmerfamilie.

    Und: Erdmännchen und Hunde!!!! Mit dieser coolen Truppe den Tag verbringen, das könnte mir auch gefallen.
    Viele Grüße
    Ralf

  5. Claudi sagt:

    das hört sich Super an! Drücker aus Durban!

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