In Simbabwe

Leider oder fast möchte ich sagen, wir waren froh, als es  am späten Nachmittag anfing zu regnen, nein, zu schütten. Die Temperatur kühlte schnell ab und es hatte nur noch knapp über 20°C. Überall standen Pfützen. In der Nacht ein unglaubliches Froschkonzert und am nächsten Morgen war ein Arbeiter damit beschäftigt, über 100 Frösche aus dem Pool zu retten. Die Rettungsaktion ist ihm gelungen. Zwar hatte er einen großen Ekel, aber er hat alle Frösche wieder umgesiedelt. Das Wetter blieb kühl, die Natur wurde zusehends grüner. Schön, dies so erleben zu können. Die Einheimischen waren voller Freude und glücklich. Da keine Nachricht aus Deutschland einging, dass der Reiseführer auch nur schon auf dem Postweg wäre, entschlossen wir uns, nicht länger zu warten und weiter nach Simbabwe zu fahren. In Francistown erlebten wir dann das „Wirtschaftswunder“. 1000e aus Simbabwe kaufen hier ein. Es ist hier alles deutlich günstiger als in Simbabwe und somit finden richtige Einkaufsfahrten hierher statt. Der riesen Busbahnhof war übervoll. Dort standen auch, ich schätze, 100 Taxis in einer Reihe und dies in 5 Reihen nebeneinander. Als dann auch noch die 6. und letzte freie Fahrspur direkt vor mir zugeparkt werden sollte, musste ich meinen Unmut doch mit einem lauten Hupkonzert kundtun. Wir verließen diese geschäftige Stadt und wollten kurz vor der Grenze noch eine Übernachtung auf einer Lodge einlegen.

Mitten in der Wildnis dann die Modumela Lodge mit angegliedertem Camping. Es ist eine Timesharing Lodge. Ein Modell, das in Deutschland hauptsächlich aus Spanien bekannt ist. Man kauft einen Anteil und kann dann weltweit, je nach Größe des Anteils, einen gewissen Zeitraum jährlich in so einer Anlage verbringen. Leider teilte uns der Verwalter mit, dass das Bushcamp vermutlich geschlossen wird und es weder Wasser noch sonst etwas dort gibt, nur Baboons und dies für 140.- Pula  pP/Nacht. Viel Geld für nichts, wie wir meinten! Wir überlegten noch als er zurück kam und uns ein Chalet zum Sonderpreis von 240.- Pula die Nacht anbot. Er hatte uns ins Herz geschlossen und bot uns dann auch noch sehr günstig Dinner und Frühstück an, sodass wir uns am nächsten Morgen äußerst zufrieden bei ihm bedankten und 520.- Pula bezahlten. Ein äußerst großzügiges Angebot. Ich war richtig misstrauisch und konnte es gar nicht glauben und als dann auch noch nachts der Strom ausfiel, war mein Adrenalinspiegel  plötzlich sehr hoch. Dabei meinte der Verwalter es nur gut mit uns.
Sehr herzlich verabschiedeten wir uns dann am Morgen.
Kurze Zeit später waren wir dann an der Grenze zu Simbabwe. Grenzübergänge werden immer mehr zu einem Erlebnis. Pässe waren in Botswana sehr rasch abgestempelt. Der Zoll aber konnte zuerst mit dem Carnet wenig anfangen und somit wurden wir hin und her geschickt. War aber dann, nach etwas Lauferei, auch erledigt. Wenn wir jetzt nicht noch einen Tax-Refund gehabt hätten wäre schon alles erledigt. Da wir aber die 50.- € den Botswanern nicht schenken wollten gab es noch eine Zeitverzögerung von einer Stunde. Die Grenzübergänge erinnerten uns an die 70er Jahre in Europa. Viel Papiere, viel Stempel, viel Formalismus, all dies ohne erkennbaren Mehrwert. Die Visabeschaffung ging rasch und problemlos. Das Wichtigste waren die 45.- US$ Gebühren pro Person und dann hatten wir ein Visum für 30 Tage. Länger konnte es hier nicht ausgestellt werden. Dies müssen wir später in einer größeren Stadt im Immigrationsbüro erledigen. Wir bekamen dann ein Einreiseformular für den Zoll. Auto, Kamera und und und sollten hier deklariert werden. Nach dem ausfüllen dann von dem Zöllner die Frage: „was soll ich nun nehmen, das Carnet oder das Formular?“ Das Carnet natürlich, also war der ganze Aufwand des Ausfüllens umsonst! Egal, Hauptsache erledigt. Dann mussten wir am 3. Schalter noch Abgassteuer, Straßenbenutzungsgebühr und Versicherung in Höhe von 55.-US$ entrichten und durften dann 100 m fahren. Dann erneute Kontrolle der Polizei und von zwei jungen Zöllnern in zivil, noch ein Stempel und dann durften wir los. Vorschriftsmäßig angeschnallt und mit max. 80 km/h fuhren wir auf der gut ausgebauten Straße.

Die Landschaft hat sich stark verändert. Hier gibt es viel mehr grün und es ist hügelig und felsig geworden. Im Hintergrund erkennt man höhere Berge. Man kann sich gut vorstellen, dass Simbabwe sehr fruchtbar ist und einst die Kornkammer Afrikas war.
Wir waren mehrfach im Vorfeld gewarnt worden, dass die Polizei verschärft kontrolliert. 2 Warnwesten, 2 Warndreiecke, Feuerlöscher, Reflektoren vorne und hinten am Fahrzeug, die Beleuchtungsanlage sowie die Anschnallpflicht werden schärfstens überwacht. Auf den nächsten 80 km waren dann auch tatsächlich 3 Kontrollen. Nur an einer mussten wir anhalten ohne allerdings kontrolliert zu werden. Ein liebevolles „willkommen in Simbabwe und eine sichere Fahrt“ wurde uns strahlend gewünscht. Hatten wir Glück? Wir werden es sehen. Da heute Samstag ist und wir in der Stadt nichts mehr erledigen können, fuhren wir vor Bulawayo rechts ab in den Matoba Nationalpark.
Dort stehen wir nun idyllisch auf dem Campingplatz der Big Cave Lodge.
Diese ist traumhaft zwischen übergroßen Hinkelsteinen integriert und liegt in herrlicher, grüner Berglandschaft mit Blick auf den Nationalpark.

Wir hatten hier ein nettes Gespräch mit einem Arbeiter. Er verdient im Monat 240 US$. Dies ist zu wenig zum leben und zu viel zum sterben. Simbabwe ist ein teures Land. Diesel kostet hier 1,35 US$. Der einfache Campingplatz für 2 Personen 30.- US$. Schulgeld, Schulkleidung und der normale Lebensunterhalt ist von dem Einkommen zu bestreiten. Im Monat ist er an 6 Tagen zu Hause an denen er seine Kinder sieht, ansonsten ist er hier auf dem Campingplatz beschäftigt. Er freute sich richtig als wir ihm am nächsten Morgen etwas Gemüse schenkten.
Da wir den Park von der hinteren Seite aus über ein kleines Gate betraten, war es nicht verwunderlich, dass hier niemand kontrollierte und somit wir auch keine Gebühr bezahlen mussten. Dafür war aber schon nach ein paar Kilometern harte Arbeit angesagt. Ein Baum war umgestürzt und bei unserer Höhe konnten wir ihn nicht umfahren. Es blieb uns nichts anderes übrig als die Äste soweit abzuschlagen, dass wir ihn passieren konnten. Es war eine sehr harte Akazie und somit sehr harte Arbeit. Die Piste war zwar mit Spurrillen durchzogen, jedoch gut befahrbar. Die Landschaft war grün, teilweise sah es aus wie bei uns zu Hause die Streuobstwiesen, aber immer wieder mit großen Hinkelsteinen durchsetzt. Obelix hätte hier seine Freude gehabt. Leider gab es sehr wenig Wild zu sehen. Entweder wurde dies alles geschossen oder hat auf Grund der starken Regenfälle der vergangenen Woche das Wild überall genügend Wasser, so dass es sich zurückgezogen hat. Die Sehenswürdigkeiten, die jedoch all samt keine wirklichen sind, kosten für Europäer 10.-US$ pauschal. Die Campinggebühren im Park kosten 16.- US$ pro Nacht und sind somit deutlich günstiger als auf dem letzten privaten Campingplatz.
Die Fahrt durch den Park war herrlich, die Landschaft unbeschreiblich schön und die Menschen sehr freundlich und hilfsbereit.

Wir verließen den Park und fuhren auf einer kleinen Nebenpiste nach Cyrene Mission. Laut unseren Beschreibungen steht dort eine kleine Kirche mit wunderbaren Malereien. Obwohl wir nur wenige Kilometer auf der Hauptstraße fuhren, hatten wir unterwegs schon wieder zwei Polizeikontrollen. Bisher gingen alle immer gleich ab, Führerschein, woher, wohin, manchmal Pass, kurzen Plausch und dann durften wir weiter. Unser WoMo erregt eben ein gewisses Aufsehen. Eigentlich ganz nett, aber sehr lästig!
Nachdem wir das Gate zu Cyrene Mission passiert hatten, waren wir etwas erstaunt. Wir sahen zwar etwas ähnliches wie eine kleine Kirche, aber es gab noch viele andere Gebäude.

Viele junge Männer waren unterwegs, aus einem größeren Gebäude dröhnte laute Rockmusik. Auch dieses hätte eine Kirche sein können. Gisela fragte einen der jungen Männer nach der Kirche und ob man sie besichtigen dürfte. Es kamen noch zwei an uns interessierten junge Männer dazu und sie boten sich an, uns die Kirche zu zeigen.

Sie erklärten uns, dass dies hier eine High School für junge, hochbegabte Männer, nicht nur ausschließlich aus Simbabwe, sondern auch aus Botswana ist. Sie zeigten und erklärten uns nicht nur die wunderbar bemalte und erhaltene Kirche, sondern auch voller Stolz ihre ganze Schule und gaben uns somit einen Einblick in einen Teil des Bildungssystems.

So ein Engagement von jungen Menschen kann man sich bei uns nur noch schwer vorstellen. Die jungen Männer gehören zu einer Elite im Land und sie sind stolz auf ihr Land und waren stolz darauf, es uns zeigen zu dürfen. Bescheiden lehnten sie jegliche Zuwendung ab und freuten sich über eine Kleinigkeit.
An dieses wunderbare Erlebnis anschließend fuhren wir nach Bulawayo. Die Stadt, allerdings es war Sonntagnachmittag, machte keinen belebten Eindruck. Bulawayo ist die zweigrößte Stadt Simbabwes und hat 1,5 Mill. Einwohner. Der Campingplatz, den wir zielstrebig anfuhren, liegt mitten in einem großen Park mit altem Baumbestand. Man merkt, dass die Zeit an ihm schon etwas vorbeigegangen ist. Die Anlage ist aber sehr sauber und man steht auf richtig grünem Rasen. Der städtische Campingplatz kostet 17.- US$ pro Nacht. Am Abend hielten wir dann noch einen netten Plausch mit Holländern, die wir vor fast 3 Wochen schon kurz im Moremi in Botswana gesehen hatten. Die Welt ist klein.

Wir waren wohl etwas müde und schliefen, obwohl wir schon gegen
20 Uhr im Bett waren, bis 8 Uhr am nächsten Morgen.

Zu Fuß gingen wir in die Innenstadt von Bulawayo. Kauften uns zuerst wieder eine Sim-Karte, damit wir wieder Verbindung zur Welt haben und bummelten dann ziellos durch die Stadt. Die Cellphone-Karte zu erwerben war kein Problem, fürs Internet musste man sich aber registrieren und freischalten lassen.
Weiße gibt es hier kaum. Es gibt auch wenig dunkelhäutige Menschen, die herumlungern. Es gibt aber Bettler und man merkt, dass die Menschen hier weniger zum Leben haben als in den bisher besuchten Ländern und dass die Lebensmittel teurer sind als in den anderen Ländern. Dies stellten wir sehr schnell bei einem Bummel durch einen Supermarkt fest. Die Auswahl ist viel bescheidener als bisher, vor allem auch bei Fleischprodukten und die Ware hochpreisiger. Es gibt hier fast alles, nur die Läden sind anders. Baumärkte und Supermärkte gibt es nicht in der bisher gewohnten Form. Gisela meint, dies alles erinnert sie ein wenig an die sozialistisch geprägten Länder des letzten Jahrhunderts und so geht es mir auch. Die vielen Polizeikontrollen unterstreichen dies.
Jetzt am Nachmittag sind wir zurück in unserer grünen Oase und sind richtig geschafft. So ein Stadtbummel macht müde. Gisela hat Wäsche gewaschen und ich habe geschrieben. Morgen geht es dann weiter in Richtung Gweru. Vorher wollen wir aber am Vormittag noch das Eisenbahnmuseum besuchen. Dieses hat einen ausgezeichneten Ruf und soll recht gut erhaltene Exponate besitzen. Wir lassen uns überraschen.

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