Der Tag war anstrengender als die beiden letzten Fahrtage. Wir schrieben morgens noch den Blog und gaben unsere letzten Schillinge aus und fuhren dann erst gegen
10 Uhr los.
Bis kurz vor der Grenze, etwa 100 km weit lief es gut. Dann in Tunduma, der Grenzstadt, ein ca. 5 km langer LKW-Stau.
PKW müssen nicht warten und können vorbeifahren. Wenn es geht. Ich setzte auf der Gegenfahrspur an und konnte trotz kleiner Dreiräder, die entgegen kamen, fast 2 km vorfahren. Hinter mir kamen viele andere auch auf die Idee. Dann kam aber ein LKW als Gegenverkehr. Keine Möglichkeit nach rechts auszuweichen.
Auf beiden Seiten der Straße hohe Randsteine, unbefestigte schmale Wege. Ich entdeckte eine kleine Lücke zwischen den LKWs und fuhr rein. Nachdem der LKW vor mir, auf Bitten von Gisela, einen Meter vorzog, passte das. Aber nur für mich! Die hinter mir standen, der entgegenkommende LKW stand und es dauerte fast 1 Stunde, bis die Straße für den LKW frei war. Die Polizei war beschäftigt, die meisten Fahrzeuge mussten rückwärts zurück fahren.
Nach einer Stunde dann nochmals von mir ein Versuch als die Gegenfahrbahn frei war und beim dritten Versuch waren wir dann mit viel Glück an den LKWs vorbei vorne an der Grenze.
Mit der Grenzabfertigung haben wir hier 4 Stunden gebraucht.
An der sambischen Seite der Grenze wieder diese Abzocke. Visa 100.- US$, Carbonsteuer und Roadtax 30.- US$, KFZ-Versicherung 30.- US$ und Council Levy 6.- US$. Wahnsinn! Das alles wird begleitet von Schleppern, Geldwechslern und sonstigen “Helfern” die man kaum los wird. Bezahlt haben wir keinem etwas, wäre auch noch schöner, wenn sie unser klares „NEIN“ nicht akzeptieren. Ein sehr nachhaltiges Erlebnis.
Ich war an diesem Tag mehr geschafft als nach 500 km Fahrt.
Eine 1 Stunde später kamen wir dann hier in Kalungu auf dem Campingplatz an. Wir wollten heute gern weiter kommen, es ging aber nicht. Es hatte aber dann doch auch einen Vorteil. Ein sehr netter Campingplatz. Sehr sauber, gute überdachte Sitzmöglichkeiten, heißes Wasser und eine der best funktionierenden Duschen auf unserer gesamten Reise. Wir waren die einzigen Gäste.
Es ist hier keine Saison. Die Saison geht von Mai bis November. Jetzt ist Regenzeit, die hat allerdings in diesem Jahr schon sehr früh begonnen.
Am nächsten Morgen fuhren wir dann weiter Richtung Süden. Auf der Straße war eigentlich wenig Verkehr, doch der wenige Verkehr bestand ausschließlich aus großen LKWs. Da die 2-spurige Straße meist nur auf 5 m Breite befahrbar ist und der Seitenstreifen ausgebrochen und teilweise 20 cm tiefer ist, ist die Fahrt mehr als anstrengend. Einer muss ausweichen, der schwächere und meistens war ich der. Es war echt anstrengend und deshalb entschlossen wir uns, nur eine kleinere Strecke heute zu fahren und uns am Nachmittag an warmen Schwefelquellen zu erholen.
Auch hier waren wir fast die einzigen Gäste auf der Kapisha Hot Spring Lodge. Diese Lodge gehört zu einem riesigen Anwesen, das sich ein Engländer Anfang des letzten Jahrhunderts hier erworben hat.
Obwohl es zur damaligen Zeit hier keine Straßen gab und alles voller Sumpf war, errichtete er sich hier eine „Burg“ und gab auch seinen Arbeitern ein Dorf mit Schule und aller dazu gehörigen Infrastruktur. Heute haben die Nachfahren das Problem, dies alles zu erhalten.
Die warmen Quellen taten uns beiden gut und der schöne Pool direkt am vorbeifließenden Fluss tat sein übriges. Es war ein erholsamer Nachmittag und es tat uns gut.
Am nächsten Morgen ging es dann weiter. In der Nacht hatte es geregnet und die
30 km Piste bis zur Hauptstraße hatte deutlich mehr Wasserlöcher als am Vortag.
Auch an diesem Tag musste ich Abstriche machen. Am Morgen dachte ich noch, wir könnten es bis Lusaka schaffen. Über 700 km waren aber, auch auf der jetzt deutlich besseren Straße, zu viel. Auf dem Campingplatz Forest Inn machten wir halt. Ein netter Platz., der sehr ansprechend war. Wir waren wieder die einzigen Gäste. Der Platz, auch hier, unter weißer Leitung. Warum ist es bei dunkelhäutiger Leitung nicht möglich, eine gleiche saubere und gut erhaltene Anlage zu finden?
Der Nachmittag war dann etwas anders als erwartet. Beim Tanken aus den Kanistern schwappte etwas über. Dies führte dann zwangsläufig zu einer größeren Putzaktion.
Zum Abendessen gab es dann zur Belohnung Spaghetti mit einer scharfen Soße dazu frische Pilze. Die Pilze hatten wir vorher am Straßenrand erstanden. Für wenig Geld verkaufen die Menschen hier die frisch gesammelten Pilze und haben somit zumindest eine kleine Einnahmequelle. Hier gibt es sonst fast nichts, Holzkohle wird gebrannt, sonst aber kaum die Möglichkeit eines geregelten Verdienstes.
In Sambia leben 85% Menschen unterhalb der Armutsgrenze.
Wir wollten ja die Strecke bis Südafrika möglichst rasch zurücklegen, deshalb ging es am nächsten Morgen schon wieder weiter. Nicht jedoch ohne uns beim Frühstück recht ausgiebig mit Paul, dem Manager des Campingplatzes, zu unterhalten. Er bestätigte uns, dass in Südafrika junge Mädchen, die ein Kind bekommen, vom Staat ca. 300.- € erhalten. Dies ist die Versuchung für viele, sich mit 15 Jahren schwängern zu lassen und somit einmal an „viel“ Geld zu kommen. Ist doch echt verrückt und der Staat finanziert das. Das böse Erwachen kommt dann später. Auch sonst erzählte uns der ehemalige Südafrikaner einige nette Geschichten. Er gab uns auch ein paar Adressen in Südafrika, man wird hier weiter gereicht, ist ja nett.
Am Nachmittag kamen wir dann in Livingstone an. Da wir hier schon mehrere Tage verbracht hatten, entschlossen wir uns, noch 20 km weiter zu fahren und fanden dort eine sehr schöne Lodge direkt am Zambezi. Die Kubu Cabins ist von der Lage und der Ausstattung her sehr zu empfehlen. Eine sehr gepflegte Anlage zur Selbstversorgung mit hervorragendem Service. Leider hatten sie gerade den Preis erhöht und verlangen jetzt 105.- Kwacha pro Person und dies ist mehr als heftig. Mit der teuerste Platz auf unserer Reise.
Von dort ging es die 40 km zur Grenze nach Botswana. Diesmal war die Grenze in Rekordzeit überschritten. Bei der Fähre standen zwar viele LKWs, aber PKWs haben Vorrang und somit ging es fast ohne Wartezeit über den Zambezi. In Botswana dann fuhren wir die knapp 300 km bis Nata und stehen hier, wie vor Wochen schon einmal, auf der Nata Lodge.
Heute ging es dann weiter über Francistown bis Palapye. Eine Stadt, die sich durch die in der Nähe befindlichen Steinkohlevorkommen hervorgetan hat. Hier wird auch ein großes Kraftwerk damit betrieben, welches fast ganz Botswana mit Energie versorgt. Energieversorgung ist etwas anderes als bei uns zu Hause. So ist es hier völlig normal, dass gegen 18 Uhr der Strom abgeschaltet wird und im Normalfall erst um 21 Uhr wieder kommt. Die Strecke bis Palapye ist gut ausgebaut und langweilig zu fahren. Einziger Höhepunkt unterwegs war eine Polizeistreife die versucht hat, hinter uns herzufahren um uns bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung zu ertappen. Blöd sind wir aber auch nicht! Ansonsten gab die Strecke echt nichts her. Der Itumela Rest Camp Platz liegt direkt am Bahnhof und ist sehr gepflegt. Uns gefällt es und wir haben uns entschlossen, hier morgen noch zu bleiben. Die große Fahrerei ist nun vorbei.
Wir schalten wieder 2 Gänge zurück und lassen Landschaft und die darin lebenden Menschen auf uns wirken. Bis Südafrika sind es nur noch 99 km.
Unsere Jahreseintrittskarte für die Nationalparks gilt noch bis Ende Mai, sodass wir bestens gerüstet sind. Zeit haben wir noch genügend und diesen Teil von Südafrika kennen wir noch nicht.
Heute Morgen habe ich mich noch in Nata mit einem Berliner unterhalten.
In 4 Monaten ist er von Berlin bis Nata gefahren. Für Ägypten hat er kein Visum erhalten. Allradfahrzeuge dürfen im Moment nicht einreisen. Saudi Arabien erteilt nur in Süd-Nord Richtung ein Transitvisum, sodass auch dieser Weg verschlossen war. Somit musste er in Jordanien nach Port Sudan verschiffen. Dies war teuer und langwierig. Der Rest bis Nata war dann kein Problem.
Hi ihr Lieben,
schön zu lesen, dass ihr in der „Zivilisation“ zurück seid. Wir haben den Verlauf eures Abenteuers ziemlich regelmäßig verfolgt und mit Sorgen von Wolfgangs Erkrankung erfahren. Wir schlucken auf unseren Reisen Malaria-Prophylaxen oder nehmen ein Stand-By-Mittel mit, glauben aber nicht wirklich, dass die Krankheit auftritt. Du hast uns einen schönen Schrecken eingejagt. Hoffentlich bist du jetzt ohne gesundheitliche Probleme. Dass euch bei den zusätzlichen administrativen Schwierigkeiten langsam die Abenteuerlust geschwunden ist, können wir gut nachvollziehen. Wir wünschen euch, dass ihr noch eine schöne Zeit in Südafrika verbringen könnt und wohlbehalten zu Hause ankommt.
Wir werden uns am 5. 03. für gut 3 Wochen nach Ecuador und Galapagos auf eine Rundreise begeben und hoffen natürlich, dass alles wie geplant klappt und das Wetter sich von seiner besten Seite zeigt. Dann werden wir im Sommer bei unserem Treffen auch ein wenig erzählen können.
Ganz liebe Grüße
Helga & Norbert