Wir blieben auf dem Campingplatz einen Tag länger als geplant. Es war angenehm, ein wenig Komfort zu haben und Suzdal gefiel uns. Suzdal, die Partnerstadt von Rothenburg ob der Tauber.
In Suzdal war am Wochenende Markt angesagt und der Andrang von Besuchern war enorm. Hier in Russland ist wie in vielen anderen Ländern auf der Welt nicht alles so streng reglementiert und Vorschriften, zumindest in dieser Hinsicht, gibt es wenige. Der Aufstieg auf den Kirchturm war schon sehr abenteuerlich. Von da oben hatten wir dann einen herrlichen Ausblick und ich gebe zu, dass wir Angsthasen sind. Alles hier oben war aus verrostetem Eisen und als das Blitzen und Donnern sehr nahe kam, sind wir geflüchtet. Die Einheimischen, wir waren die einzigen Ausländer, hat das Wetter nicht beeindruckt.
Am Sonntag fuhren wir dann weiter. Nach 30 km in Vladimir haben wir uns mit frischen Lebensmitteln eingedeckt. Hier soll der beste Supermarkt Russlands sein. Diese Superlative ist stimmig. Selbst bei uns ist mir kein Markt bekannt, der solch eine Auswahl bietet. Fast im Kaufrausch deckten wir uns ein. Dies war jetzt etwas übertrieben, aber die Auswahl war wirklich fantastisch.
Von hier aus geht es dann, mit dem einen oder anderen Abstecher, stur Richtung Osten. Ich stellte mal das Navi auf unser vorläufiges Endziel Irkutsk ein. 4980 km sind es noch.
Die M 7, die Hauptverbindungsstraße, wird auch Sibirien Highway genannt. In mehr oder weniger gutem Zustand ist sie auf den ersten 400 km, die wir nun hinter uns haben meist 3-spurig. Außerhalb der Ballungsräume ist der Verkehr annehmbar und die LKWs fahren zügiger als wir. Polizeikontrollen sind zwar vor jeder größeren Stadt, wir aber bleiben bisher ohne jegliche Kontrolle. Die Verkehrsteilnehmer zeigen jedoch großen Respekt vor den Polizeibeamten. Eine Diskussion am Straßenrand haben wir bisher noch nicht erlebt.
Links und rechts der Straße große Äcker, alle in sauber bearbeitetem Zustand. Manchmal soweit das Auge reicht, manchmal unterbrochen durch ein Wäldchen aus Birken. Birken gibt es hier sehr viele. Der Boden in den Wäldern oft sehr nass, fast sumpfig.
Die Natur explodiert, alles grünt hier plötzlich und es hat 23° C tagsüber. Die Menschen baden schon in der Wolga und sind sommerlich gekleidet. Trotzdem sehen wir jeden Tag, versteckt an schattigen Stellen, am Straßenrand noch Schnee liegen. Für uns ist es tagsüber zwar angenehm warm, aber noch lange nicht Sommer. Unterwegs an Raststätten und Restaurants entlang der Strecke bemerken wir einen deutlichen Preiseinbruch. Zwar bleibt der Preis für Diesel nahezu gleich, der Preis für ein Mittagsmenü beträgt aber nur noch ab 2.- €. Die Größe von Russland ist ein echter Wahnsinn. Schon jetzt hier im europäischen Teil des Landes sind in Kasan zwei Amtssprachen offiziell, tatarisch und russisch. Morgen wollen wir weiter bis Kasan, Hauptstadt der seit 1990 souveränen Republik Tatarstan.