Am Morgen waren wir schon früh wach und bald abfahrbereit. Gisela und ich haben uns entschlossen, uns bei unseren neuen Nachbarn zu verabschieden und ihnen ein paar gebrauchte Kleidungsstücke zu übergeben. Wir wurden herzlichst begrüßt und sofort in die Jurte zum Tee eingeladen. Der Grüne Tee wird mit Flusswasser aufgebrüht und mit frischer Milch versetzt. Vor dem Trinken werden dann noch ein oder zwei Löffel saurer Jogurt eingerührt, darauf verzichteten wir jedoch. Die Kleidungsstücke wurden gern angenommen und wir konnten in aller Ruhe die Jurte und ihre Einrichtung von innen betrachten. Die
3 schmalen Betten mussten sich immer zwei Personen teilen. Es gab keine Abgrenzungen innerhalb der Jurte. Die Feuerstelle, ein eiserner Ofen, war in der Mitte der Jurte. Auf ihm stand der Kessel mit heißem Wasser. Am Scherengitter, das die Jurte nach außen umspannt, hingen die wenigen Gebrauchsutensilien der Hausfrau. Es war sehr sauber und der Boden war überwiegend mit Teppichen bedeckt. In der Jurte war es absolut windstill und es herrschte ein angenehmes Wohngefühl. Der Eigentümer der Jurte saß gerade beim Frühstück. Er arbeitet in einem holzverarbeitenden Betrieb am Ort. Seine Frau versorgt die Kinder, den Haushalt und ein paar Tiere.
Wieder zurück am Fahrzeug verabschiedeten wir uns von Petra und Jürgen, die ja erst am 1. Juli ausreisen dürfen. Der Abschied fiel uns allen schwer. Wir wollen uns aber in Russland wieder treffen. Wir versprachen Jürgen, noch an der Grenze nachzufragen, ob trotz Gültigkeit des Transitvisum ab 1.7. es möglich ist, früher einzureisen. Der Grenzer verneinte dies aber entschieden. Allerdings gibt es zu dieser Grenze noch etwas mehr zu berichten.
Die 70 km Asphaltstraße ist in gutem Zustand. Die restlichen 30 km Holperpiste bis zur Grenze, na ja, wir sind schon schlechtere Pisten gefahren.
Die mongolische Grenze hat von 9 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Allerdings war nicht klar für uns, welche Zeit Gültigkeit hat. Die Weltzeitzone, die mongolische Zeit von Ulan Bator oder gar die russische Zeit. Wir wussten es nicht. Nach allen verschiedenen Zeiten war 9 Uhr zwar schon überschritten, die Schranke vor den letzten Metern der Piste war aber geschlossen. Eine nette Dame in Uniform beehrte uns und verlangte für die Ausreise 10- US$ Tax. Keine Ahnung für was auch immer, wir mussten bezahlen und erhielten eine Quittung. Ein weiterer Beamter signalisierte uns, wir müssten warten und könnten ja solange schlafen. Wir waren das 6. Auto in einer Schlange vor der Absperrung. Warum auch immer, ½ Stunde später ging der Schlagbaum auf und wir durften nach und nach in den Innenbereich des Zollhofes fahren. Es dauerte allerdings nochmals fast 60 Minuten bis wir an die Reihe kamen. Anstehen an 2 Schaltern mit langen Wartezeiten, Fahrzeugkontrolle und alles ist OK. Nein , doch nicht, am Ausfahrtstor fehlte ein Stempel. Also zurück, einen Stempel abholen, diesmal sogar ohne langes Warten und wir waren nach 2 Stunden außerhalb von der Mongolei. Die holprige Piste geht weiter bis zu einem Zaun, der sich quer durchs Land zieht. Von da ab dann Teerstraße, wir waren wieder in Russland. Entlang des Zaunes immer wieder ein Wachturm, wie zu DDR Zeiten an der deutsch-deutschen Grenze. Hier kurze Passkontrolle und wir durften weiterfahren.
Nach 20 km kam dann der russische Grenzposten. Wieder standen wir vor einem verschlossenen Tor welches den Zugang zum Innenbereich der Zollabfertigung versperrte. Vor uns etwa 10 Fahrzeuge. Drei bis vier Fahrzeuge wurden nach innen gelassen, das Tor dann wieder geschlossen. So konnten wir die notwendigen Formulare für uns schon ausfüllen, die waren an dem Tor zu erhalten. Ein Russe vor uns sagte dann, die machen jetzt Mittag. Tatsächlich, 70 Minuten tat sich gar nichts und dann wurde das Tor geöffnet und wir durften einfahren. Der nach uns musste schon wieder warten.
Erneute Passkontrolle, das ausgefüllte Formular wurde abgestempelt und ein sehr netter junger Zöllner kontrollierte das WoMo. Er sprach sehr gut englisch und zeigte ein großes Verständnis. Als ich ihm einen Müsliriegel anbot, von dem er sehr schwärmte meinte er jedoch bedauernd, er dürfe nichts, aber auch gar nichts annehmen. Er gab uns auch die Info über die Ablehnung der verfrühten Einreise mit einem Transitvisum. Danach Einfuhr des Fahrzeuges. Super dachten wir, wir hatten noch das Formular der ersten Einreise und schrieben es ab. Sollte man sich verschreiben, durchstreichen geht nicht, alles nochmal und mangels Kopierer, alles in zweifacher Ausfertigung. Wir standen fast 2 Stunden an dem Schalter an, es ging keinen Millimeter vorwärts. Nach über zwei Stunden kam ein Beamter in Uniform und sah sich unser Formular an. Alles falsch, Kreuzchen hier und da und überhaupt, das erste Formular war ganz falsch. Zwar sind wir mit dem eingereist und 2 Monate gefahren aber… Arrogantes Arschloch dachten wir, sagen darf man ja nichts. Manche verstehen eben doch ein wenig deutsch. Er war eines, obwohl er uns noch bevorzugt bearbeitete. Die Einheimischen ignorierte er alle. Er wollte eben seine Macht und sein Gönnertum zeigen. Nach einer weiteren Stunde, unzähligen Fragen und 6 ausgefüllten Formularen (4 durften wir wegschmeißen), konnten wir endlich das Ausgangstor passieren. Getröstet wurden wir dadurch, dass zumindest zwei Personen an der Grenze uns in Russland erneut willkommen hießen.
Wir fuhren die 70 km nach Kash Agatsch um als erstes einzukaufen. Es war wie im Paradies, es gab wieder alles. Wir waren überfordert. Mit dem Notwendigsten verließen wir die Stadt und fuhren noch 20 km weiter. Dort fanden wir ein Ger-Camp nahe der Straße. Es wäre die einzige Möglichkeit innerhalb der nächsten 100 km auf einem Campingplatz zu stehen. Der Platz ist Basic. Waschen und Wasser gibt’s im Bergbach. Duschen gegen Bezahlung wie früher durch mischen von heißem und kaltem Wasser in der Banja und dem gegenseitigen übergießen mit Schöpfkellen. Ein netter Spaß und es tat richtig gut. Ansonsten kann man hier wandern und einige kleine organisierte Ausflüge machen. Wir blieben 3 Nächte. Die Nacht kostete 200 Rubel für uns beide. Die Betreiber hier sind sehr nett und hilfsbereit. Gisela hat die Zeit genutzt um die Waschmaschine zu benutzen.
Den gestrigen Tag haben wir beide nur relaxt, fast den ganzen Tag verschlafen. Daran ist deutlich zu erkennen, wie anstrengend die vergangenen Tage waren.
Unser Wasservorrat war aufgebraucht und wir nutzten den Bergbach, um wieder 140 Liter aufzutanken. Morgen werden wir noch einmal zurück fahren nach Kash Agatsch und einkaufen. Heute haben wir noch ein WhatsApp aus der Mongolei bekommen. Von den drei LKW, die wir in der Oasis in Ulan Batar getroffen haben, hatte einer einen Unfall und ist inzwischen nach Hause geflogen. Es war der LKW, welcher nur Zweiradantrieb hatte und kaum Bodenfreiheit. Dies war aber nicht der Grund. Beim Herausschleppen eines fremden Fahrzeuges brach ein Schekel und verletzte den Fahrer schwer am Bein. Pech, immer wieder hört man von solchen Unfällen. Hoffe nur, dass es nicht so schlimm ist und er zu Hause die notwendige Hilfe erhält. Das Fahrzeug jetzt nach Hause zu bringen ist ein Problem.
Es ist jetzt schon das dritte Fahrzeug welches auf der Strecke blieb innerhalb unseres Reisezeitraums. Die Strecke ist nicht ohne und ist eine große Herausforderung an Fahrer und Fahrzeug und es gehört das notwendige Glück dazu. Was heute noch fahrbar ist kann morgen unpassierbar sein.