Die Mongolei wie im „Bilderbuch“

Unseren Übernachtungsort zu verlassen fiel uns allen schwer. Mit viel Winken und Gehupe verabschiedeten wir uns von der benachbarten Familie. Auf einer Piste, die aber gut zu befahren ist, fuhren wir auf bis zu 2650 m Höhe. Wir überquerten kristallklare Bergbäche, die schneebedeckten Gletscher und Gipfel der 4000er immer in Sichtweite. Herrliches Licht- und Schattenspiel, verursacht durch die warme Sonne und die schnell ziehenden Wolken. Unfassbar, nicht fotografierbar, so zauberhaft ist hier die Landschaft. Ein Bild, welches nur in seiner Gesamtheit so erfassbar ist. Ein Foto ist zwar immer noch schön, beschneidet aber das Bild und nimmt ihm dadurch einen Teil seiner Brillanz. Diesmal kann man fast sagen, dass die Piste zu schnell zu Ende ging.

Etwa 10 km nach Tolbo beginnt die gut asphaltierte Teerstraße, die bis Ölgii führt. Am Tolbo Lake sahen wir dann einen schönen Strand, etwa 1 km abseits der Straße. Dort wollten wir die Nacht verbringen. In der Nähe befanden sich ein paar Hütten. Wir standen direkt am Wasser. Leider hatten wir daran wenig Freude und verzogen uns bald ins WoMo von Petra und Jürgen. Zum ersten Mal war die Mückenplage so stark, dass es uns ins Fahrzeug zog. Ein stark aufkommender Wind vertrieb sie dann zwar, aber es wurde dadurch auch kälter.

Am nächsten Morgen fuhren wir los und nach 500 m sahen wir ein Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen stehen. Nachdem wir uns bekannt gemacht hatten, schlug Jürgen vor, gemeinsam noch eine Nacht hier zu verbringen. So saßen wir nun gemütlich den ganzen Tag zusammen und bildeten eine „deutsche Wagen-burg“ mitten in der Mongolei. Im Laufe des Tages kam dann noch ein junges holländisches Paar dazu. Die fuhren zwar nach einer Stunde weiter, standen aber am Abend wieder bei uns. In ihrem alten Volvo hatten sie beide Sicherheitsgurte abgeschnitten, damit Kinder sie aus dem Schlamm ziehen konnten in den sie gefahren waren. Sie sind in ihrem PKW mit einer Minimalausstattung unterwegs. Allerdings, ohne Abschleppseil und ein paar sonstige Kleinigkeiten sollte man hier nicht fahren. Sie waren so vernünftig und drehten um. Der Weg über Russland ist der einfachere Weg. Die beiden waren richtig nett und wir verbrachten einen unterhaltsamen Abend zu Siebt.

Am nächsten Morgen fuhren wir dann bis Ölgii. Da unser Lebensmittelvorrat sehr übersichtlich inzwischen war, kauften wir in Ölgii das allernötigste ein. Es gab zwar weder Margarine noch Käse, doch zumindest etwas Bier und Wein waren zu haben. Gemüse ist zwar auch Mangelware, aber Paprika und Tomaten waren zu finden. Wir fuhren dann in Ölgii an das Flussufer. Direkt am Ufer des breiten, schnellfließenden Stroms richteten wir unser „Lager“ ein. Abends bekamen wir dann noch Besuch von einem Kasachen. Der brachte uns Käse, Salzgebäck und Tee. Der Tee war sehr gewöhnungsbedürftig für unsere Geschmacksnerven. Der Käse ist so hart, dass man ihn Lutschen kann. Wir wollen ihn als Käsenudeln probieren. Das GPS-Gerät zeigt inzwischen 2 Stunden weniger an als die mongolische Zeit. Nach mongolischer Zeit wird es erst um 0.30 Uhr dunkel und die Sonne geht gegen 23.30 Uhr unter. Morgens stehen wir dann um 8.30 Uhr auf und haben das Gefühl, es wäre gerade mal 6.30 Uhr. Ein irres Gefühl. Spätestens ab morgen wird dann dieser Spuk vorbei sein.

Wir haben uns entschieden morgen vorläufig mal Abschied zu nehmen von Jürgen und Petra. Da sie mit ihren Russlandvisa Schwierigkeiten haben, können sie erst am 01.07. die Grenze überschreiten und haben dann nur wenige Tage Zeit in Russland mit ihrem Transitvisum. Es war eine schöne Zeit mit den Beiden und wir hoffen, dass wir uns in Russland dann noch einmal treffen werden.
Heute hatten wir dann noch ein Highlight. Direkt neben uns baute eine mongolische Familie ihr Ger auf.

Da die Mongolen auch ungeniert überall hinsitzen und zusehen erlaubten wir uns dies auch. Zuerst Gisela und Jürgen. Dann bestaunten und fotografierten wir gemeinsam den Aufbau der Jurte. Wir haben also für die heutige Nacht neue Nachbarn.

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1 Antwort zu Die Mongolei wie im „Bilderbuch“

  1. Dani K. sagt:

    Hallo ihr Beiden!
    Eure Bilder und Berichte sind sehr schön! Da gewinnt man doch einen, wenn auch nur kleinen, Eindruck von dem, was ihr alles erlebt. In Live ist es sicher tausendmal atemberaubender und spannender. Ich wünsche euch für eure weitere Reise von ganzem Herzen alles Gute! Passt auf euch auf.
    Hier bei uns ist alles ok.! Lion entwickelt sich zu einem kleinen süßen, immer frecher :o), werdenden Jungen. (Kindergarten lässt grüßen!)
    Herzliche Grüße von Dani!

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