Bezaubernde kleine Karoo

Heute (10.07.2013), wir waren schon recht früh wach, fuhren wir durch die Landschaft der kleinen Karoo. Kurz nach De Rust ging es dann in die Berge hinein.
Die N12 schlängelt sich durch ein sehr schmales Tal.
Links und rechts gehen die Felsen mehrere 100 m in die Höhe. Das Gestein schimmerte orangerot. Die Struktur des Gesteines hat viele Facetten. Mal geht die Struktur senkrecht, mal waagerecht, mal ist sie wie herausgedreht.
Wir konnten uns kaum sattsehen, so etwas hatten wir noch nie gesehen, es war fantastisch.
Der Straßenrand ist bewachsen mit vielerlei Pflanzen: Sukkulenten, Farne, Bäume des Regenwaldes, Proteas, wilden Olivenbäumen, Pelargonien, einfach die ganze Bandbreite der Vegetation aus vielen Vegetationszonen.

Die Straße ist in bestem Zustand und wenig befahren, sodass wir beide dieses Schauspiel der Natur ausgiebig genießen konnten.
Dann nach einigen Kilometern geht der Canyon in ein Hochtal über und man staunt über die Sicht hier oben in der klaren Luft. Drei, vier, fünf Bergketten nacheinander. Mal sind die

Wolken weit unter den Gipfeln, mal bilden sie die nächste Kette über der letzten Bergkette. Die Sonnenstrahlen und die daraus entstehende Licht- und Schattenbildung tun das Übrige um uns zu verzaubern. Leider werden wohl unsere Bilder nur zum Teil wiedergeben können, was unsere Sinne aufgenommen haben.
Kurz vor Prince Albert sind wir dann nach links Richtung Swartberg Pass abgebogen.
Die Straße wird zur schmalen Piste. Entgegenkommen darf hier überraschend keiner und es erfordert eine vorausschauende Fahrweise. Die Piste ist nicht schlecht, nur eben schmal und bei Gegenverkehr ist man auf die Ausweichstellen angewiesen. In unzählbaren Kehren windet sich die Piste steil nach oben. Die engen Canyon sind eingefasst von bizarren Felswänden. Teilweise sieht man über 10 km voraus wie sich die Piste in der zweiten oder gar schon dritten Bergkette nach oben windet. Auch hier, sobald das Tal ein wenig aufgeht, mannigfaltige Vegetation. Blumen, Kräuter und und und!
Immer wieder müssen wir anhalten, den Motor abstellen um die Ruhe, verbunden mit einer weiten Sicht zu genießen.

 

Nur wenige Fahrzeuge begegnen uns.

Kurz vor dem Swartberg Pass biegen wir dann nach rechts ab und fahren Richtung Gamkaskloof. 50 km geht es nun bergauf und bergab. Auf einer Naturpiste, teilweise sehr steinig, teilweise auf reinem Erdboden geht es in die „Hölle“. Gut, dass es trocken ist, bei Regen wäre es sehr mühsam und würde teilweise zur Rutschpiste.
Wir haben genügend Zeit mitgebracht. Für 37 km benötigen wir knapp
2 Stunden.


Dieses Tal wurde schon ab 1830 landwirtschaftlich genutzt, hatte aber keine Straße oder Piste.

Die Bewohner waren eine kleine Glaubensgemeinschaft von Buren, die hier in der Diaspora lebten. Alles was sie benötigten konnte nur zu Fuß, zu Pferd oder mit Eseln hergebracht werden. Alles was zu schwer dafür war, gab es nicht oder wurde vor Ort angefertigt. Das Wichtigste für die Menschen war die Bibel. Die Menschen hier arbeiteten schwer und brachten ihren erwirtschafteten landwirtschaftlichen Überschuss mühsam mit Eseln auf die weit entfernten Märkte der umliegenden Städte und Dörfer.
Einige Gebäude aus der damaligen Zeit sind noch erhalten bzw. werden restauriert.
Die Zufahrtsstraße ins Tal wurde erst 1962 gebaut.
Das Cape Nature Conservation verwaltet heute das Tal und betreibt ein kleines Informationszentrum. Hier kann man einige Hütten mieten oder sich für den Campingplatz anmelden. Dem Informationszentrum angegliedert ist ein kleines Museum.
Im Tal gibt es nur noch eine Farm. Diese lebt hauptsächlich von den Touristen. Ein Campingplatz wird von den Farmersleuten betrieben und im Farmladen werden hausgemachte Produkte angeboten, hauptsächlich Eingemachtes, Marmeladen und eingelegte Oliven. Daneben betreiben sie ein kleines Cafe.
Die Farmerin erklärte uns, dass es sich fast lohnen würde deutsch zu lernen, viele deutsche Touristen kämen während der Sommermonate hier her. Die zwei Kinder der Farmersfamilie sprechen kaum englisch und plappern munter auf afrikaans los und können so gar nicht verstehen, dass wir, einiges zumindest, nicht verstehen.
Viele der Bewohner des Tales haben nach dem Bau der Straße das Tal verlassen. Durch verschiedene Medienberichte wurde das Tal nach dem Bau der Straße aus seiner beschaulichen Ruhe gerissen. Plötzlich kamen viele neugierige Besucher in das Tal und die bis dahin dort lebenden 120 Menschen fühlten sich massiv gestört und verließen, jetzt wo das Tal besser erreichbar war, diesen ruhigen Ort.

Der Besuch der „Hölle“, ein sich lohnender Ausflug wie wir empfinden, jedoch für einen Pauschalurlauber in Südafrika fast nicht machbar. Man sollte mindestens zwei Tage Zeit einplanen, um dieses Tal genießen zu können.
Wir bleiben heute hier auf dem Campingplatz der Farm.
Im Reiseführer las ich, die kleine Karoo sei ein Halb-Wüstengebiet. Das mag stimmen, wenn man die wilden Felsmassive betrachtet. Wenn wir jedoch die Täler und Hochtäler betrachten, ist dies alles andere wie eine Halb-Wüste. eine Fynbos-Vegetation.
Es gibt genügend Wasser hier und die Vegetation ist üppig und fast überall in den Tälern ist es grün. Hier in der „Hölle“ gibt es über 157 Vogelarten von den 211 der in der kleinen Karoo vorkom-menden Vögeln und über 4000 gelistete Pflanzenarten.

Der Name des Tales „Hölle“ soll aus der Zeit stammen, wo der Zugang zum Tal nur unter extrem schweren Bedingungen möglich war und es jeder als Gang in die Hölle angesehen hat, der sich dieser Tour unterziehen musste.
Heute ist das natürlich alles viel einfacher und ich freue mich sogar auf die Rückfahrt.

Jetzt aber sitzen wir hier in der Hölle. Die Vögel haben aufgehört zu zwitschern. Die Sonne ist schon lange hinter den Bergen verschwunden und es ist sternenklar. Die Sterne sind so nahe wie sie näher nicht sein können und es ist absolut still, seit es dunkel ist. So still, dass die Ohren schon fast klingeln.


Am nächsten Morgen fahren wir dann wieder dieselbe Strecke zurück Richtung Swartberg Pass. Die bis zu knapp 20 %igen Steigungen waren für unser WoMo auch in diese Richtung kein Problem. Mit der Untersetzung war dies eine Spielerei und es ging recht flott. Unterwegs wurden wir auf der Strecke, wie schon öfters, angesprochen auf unser woher und wohin. Es sind immer wieder nette Begegnungen. Ich merke gerade auch spürbar wie mein Englisch zunimmt, bin ich lange einem Smalltalk aus dem Weg gegangen.So langsam wird er zur Selbstverständlichkeit. Oben auf den Pass wehte ein starker Wind, lange aber nicht so böig wie damals auf dem Sani-Pass, Die Abfahrt von der Passhöhe dann Richtung Süden war unspektakulär und bald schon waren wir auf asphaltierter Straße.
Diese Passstraße wurde aber schon 1888 fertiggestellt und ermöglichte die Anbindung von Prince Albert an Outdshoorn, Die Straße wurde in knapp
6 Jahren hauptsächlich von Strafgefangenen erstellt und gilt als eine Meisterleistung des bauleitenden Ingenieurs, Es ist auch heute noch beeindruckend wie die Arbeiter mit Trockenmauern den Bergen die Straßenführung abgetrotzt haben. Die Mauern stehen ohne jeglichen Mörtelzusatz noch heute.
Wieder zurück in der „Zivilisation“ besuchten wir die Cango-Caves.
Ein großer Touristenrummel und trotzdem absolut sehenswert. Die Höhle kostete, mit Führung, 80 Rand Eintritt. Wir hatten das Glück, mit einer recht kleinen Gruppe eingelassen zu werden. Grandiose Tropfsteingebilde, die in keinem Verhältnis zu dem was wir bisher schon gesehen hatten, standen.

Über 100 000 000 Jahre alt! Die Höhle ist heute ca. 5 km begehbar und wird ständig weiter erforscht. Bisher ist die Tiefe der Höhle noch nicht absehbar, sie gilt als das größte Tropfsteinhöhlen-System der Welt. Trotz Tourismus, ein absolutes Muss! Auf die gleich daneben liegende Kamelfarm mit Kamelreiten und sonstigen Attraktionen haben wir verzichtet. Das erinnerte uns zu sehr an Tripsdrill.
10 km weiter haben wir uns dann aber noch auf einer Farm eine Straußen-Show angesehen. Mit 75 Rand Eintritt war dies auch nicht gerade preiswert. Man sollte es aber gesehen und gehört haben, wenn man schon hier im Lande der Straußenzucht ist.
Das Gebiet um Oudtshoorn gilt schon über ein Jahrhundert als Hochburg dafür. Das Straußenfleisch sollte von Tieren stammen die nicht älter als 1 Jahr sind, sonst wird das Fleisch zu zäh. Es hat wesentlich weniger Fettanteile als Rinderfleisch. Ein Straußenei entspricht etwa
24 Hühnereiern und einmal aufgeschlagen, hält es im Kühlschrank zwei Monate.
In der Brutzeit legt ein Strauß jeden zweiten Tag ein Ei. Männliche und weibliche Tiere wechseln sich beim Brüten ab. Obwohl die Legezeit der 15 Eier 30 Tage auseinander liegt, schlüpfen die Küken zur selben Zeit. Der Vogel kann wie der australische Emu nicht fliegen und kann aber bis zu 70 h/km schnell rennen. Man kann ihn sogar reiten. Im Unterschied zum Emu hat er nur
2 Zehen.

Wir kauften hier noch ein paar gute Flaschen Wein und beendeten in Gedanken unsere 4 tägige Alkoholabstinenz.
Nur einen Kilometer weiter fanden wir den sehr netten Campingplatz „Oppi Damm“. . Wir sind zwar wieder die einzigen Gäste stehen aber hier sehr schön, mit eigenem Sanitärhaus und trinken zu einem guten Essen nun unseren Wein.
Uns hat es so gut gefallen, dass wir um einen Tag hier auf dem Campingplatz verlängern. Über Nacht ist es sehr böig windig geworden. Allerdings ist der Wind sehr warm und jetzt in der Mittagssonne hat es 27° C. Ist doch erträglich für einen Winter? Wir haben heute mal klein Reine gemacht und Datensicherung, Kameras reinigen usw. getätigt.
Morgen geht es dann weiter in Richtung Capetown.

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2 Antworten zu Bezaubernde kleine Karoo

  1. rosemarie sagt:

    Guten Abend aus Deutschland,
    habe soeben einiges nachholen müssen, da ich schon eine Weile nicht mehr mit euch war.
    Bin einfach begeistert, eure Berichte sind spannend – mitunter denk ich, ich bin dabei!
    Weiterhin ganz viel Spaß für euch und natürlich auch wieder Grüße von Lore.

  2. Hildegard sagt:

    Hallo ihr beiden,
    es ist ein totaler Genuß eure Berichte zu lesen. Man kommt richtig ins träumen
    und kann sich vorstellen man ist dabei. Vielen Dank daß ihr uns daheimgebliebenen
    die Möglichkeit gebt ein bisschen Abenteurluft zu schnuppern.
    Weiterhin alles Gute und viel Glück für Euch.
    Liebe Grüsse von Hildegard.

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