Vom Indischen Ozean zum Atlantik

Nun standen also wieder größere Strecken zu fahren an. Der böige Wind ist geblieben, der Regen der in der Nacht kam hat sich wieder verzogen. Über Oudtshoorn, Ladismith fuhren wir bis Barrydale. Eine schöne Strecke zu fahren, die R62. Landschaftlich war es ein Genuss. In Europa gibt es mal eine kurze Strecke die auch sehr schöne landschaftliche Reize bietet, hier ist es Dauerzustand. Es geht hoch und runter. Ständig hat man das Gefühl, man sieht bis ans Ende der Welt. Entgegen kommende Fahrzeuge grüßen mit Handzeichen, als ob man ein alter Bekannter wäre, das gab es bei uns vielleicht in den 60-ziger Jahren noch.
In Barrydalle machten wir dann Mittagspause. Ein urgemütliches Nest und in dem Restaurant waren wir gleich fast wie zu Hause. Gisela wollte noch eine Milch aus dem Kühlschrank nehmen, da protestierte die Besitzerin, es tue ihr leid, dies sei die Milch fürs Restaurant und nicht zu verkaufen. Der Laden sei aber gerade mal 100 m weiter.
Gestärkt und mit guter Laune fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein weiter. Ziel war das Cap Agulhas, der südlichste Punkt Afrikas.
In Swellendam, Gisela war beim Lesen des Reiseführers ganz begeistert davon, entschlossen wir uns dann doch nicht durchzufahren, sondern, obwohl es erst 14 Uhr war, zu übernachten. Der Campingplatz war sehr groß und wir mal wieder die einzigen Gäste. Zu Fuß gingen wir dann in das reizende Städtchen.
Mit 14000 Einwohnern etwas größer als Wernau. Was uns dann etwas erschüttert hat, hier gab es tatsächlich echt arme Menschen und einige Alkies. Gisela war kurz einkaufen und in der Zeit bettelte mich schon einer an. Als Gisela zurück kam, bettelte er sie an und sie hatte Mitleid und gab ihm einen Apfel und ein Stück Brot. Sofort war er wieder bei mir und wollte nun etwas Geld. Keine schlimme Situation, nur so ein Verhalten hat es bis hier noch nicht gegeben.
Der Spaziergang war dann doch nur kurz. Es war wie bei uns in meiner Kindheit. Samstag machen die meisten Läden um 12 Uhr zu und um 15 Uhr wurden die „Gehsteige nach oben geklappt“. Außer den obdachlosen Bettlern war kein Mensch mehr auf der Straße. Schaufenster wie bei uns gab es kaum, selbst in den wenigen Restaurants waren kaum Gäste zu sehen, es roch nach “Langeweile“. Als dann auch noch schwere, schwarze Gewitterwolken aufzogen und wir keine Lust auf nass werden hatten, machten wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz.
Der große Regen kam dann aber erst in der Nacht.


Am Sonntagmorgen fuhren wir dann bei leichtem Regen los zum Cap Agulhas. Als wir dort ankamen hatte das Wetter sich wieder gefangen.
Die Sonne kam raus und das Thermometer zeigte 18° C an. Für den kältesten Wintermonat hier doch recht angenehm, wenn allerdings der starke Wind nicht gewesen wäre. Gefühlt war es auf jeden Fall viel kälter. Hier am Cap gibt es viele nette Ferienhäuser und im Sommer ist wohl auch mächtig was los.

Heute jedoch ist es sehr ruhig und beschaulich. Von hier aus sind es 7000 km nach Südamerika, 8500 km nach Australien, 10500 km nach Bremerhaven und 2500 km in die Antarktis. Beeindruckend ist auch, die „Wasserscheide“ auf der einen Seite der Indische Ozean und auf der anderen Seite der Atlantik. Wenn man das Meer betrachtet, sieht man tatsächlich einen Unterschied. Der Atlantik hat sehr viel Seetang, was wir im Indischen Ozean bisher nicht gesehen haben. Einige sehr harte, wagemutige versuchten das Wellenreiten. Allerdings mit mäßigem Erfolg. Die Wellen waren hier auch viel niedriger als vor ein paar Tagen noch im Indischen Ozean. Hier beginnt auch die Wal-Route. Viele Unternehmen bieten das Wale-Watching an und selbst von der Küste aus soll eine Beobachtung sehr gut möglich sein. Wir hatten in den vergangenen Wochen viel Glück und einige Wale und Delphine gesehen, hier an dieser Küste sahen wir leider keine.

Über Viljoenshof, Pearly Beach, Gansbaaj fuhren wir dann nach einem kleinen Spaziergang weiter nach Hermanus.

 

 

 

Es war Sonntagnachmittag. Kein Wal-Schreier und wenig Gäste, die sich an diesem windigen Sonntag hierher verirrt haben. Wir flanierten durch die nette Stadt, hatten aber bei diesem Wetter keine rechte Lust hier zu bleiben und zu übernachten. Also, Gisela war die treibende Kraft, entschlossen wir uns, die restlichen 80 km nach Stellenbosch noch zu fahren. Eine gute Entscheidung! Schon vor Somerset West kam die Sonne raus und als wir auf dem Campingplatz ankamen, war es sonnig und wir konnten das Abendesen gemütlich im Freien einnehmen.
Hier bleiben wir nun 6 Tage (obwohl das Wetter schlechter werden soll). Von hier aus ist Kapstadt sehr gut zu erreichen. Stellenbosch und Somerset West sind nur knapp 10 km weg und geben auch etwas her. Wir haben den Aufbau auf die Stützen gestellt und können nun die nächsten Tage das Fahrzeug als PKW nutzen. Eine praktische Sache und somit gibt es in den nächsten Tagen Kapstadt und Umgebung mit ausgiebigen Weinproben.

 

Dieser Beitrag wurde unter Reisebericht, Südafrika abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

1 Antwort zu Vom Indischen Ozean zum Atlantik

  1. Claudia sagt:

    Wie schön zu lesen, dass es euch so gut geht! Das es manchmal nach Langeweile riecht, ist glaube ich völlig normal. Heute finde ich endlich mal Zeit, unseren PC hochzufahren, die Welt ist schon einfacher, wenn man das Internet immer in der Tasche mit dabei hat 🙂 Aber der Graus hat in spätestens 1,5 Wochen ein Ende. Gerade sind wir dabei, unsere Mietwagen zu buchen, vielleicht sollte ich mein Chevi auf runter schiffen, würde uns eventuell gleich viel kosten 🙂 Hier ist endlich der Sommer angekommen und man merkt richtig, dass die Laune und die Lust am Leben deutlich steigt! Ich bin jeden Tag in Gedanken bei Euch und freue mich schon auf unser nächsten Telefonat 🙂 Viele Grüße und dicke Knutscher Eure Claudi
    p.s. natürlich auch liebe Grüße von Martin

Kommentare sind geschlossen.