Umgebung von Kapstadt

Das Wetter ist nicht schlechter geworden, einfach nur anders. In der Nacht regnet es meistens und tagsüber scheint die Sonne. Das Konzept, den Wohnaufbau abzustellen, hat sich bereits bewährt.  Die aufgespannten „Sonnensegel“ halten den Regen ab und rund um unser „Haus“ ist es trocken.
Am Montag ging es zum Shopping nach Somerset West. Hier gab es alles was wir benötigten. Angefangen von den Zeltstangen für die Sonnensegel (die wir verloren hatten) bis zu Lebensmitteln in allen Ausführungen. Alles fein säuberlich, wie zu Hause. Das Auto wurde zum Waschen und zum Aussaugen des Innerraumes gebracht. Das Ganze kostete 50 Rand was etwa 4 Euro entspricht. Da man in Afrika „auf einem Bein nicht stehen kann“, hatte die Besitzerin der „Waschanlage“ nebenan noch einen Delikatessenladen, like Böhm in Stuttgart, selbst Laugenstangen gab es bei ihr. Wir haben hervorragend zu Mittag gespeist. Ihr könnt es euch vielleicht nicht vorstellen. Nach den letzten Wochen in der „Wildnis“ waren wir überfordert und fuhren am frühen Nachmittag dann zurück zum Camping.

Der Dienstag führte uns zuerst zu einem Weingut. Die Besichtigung mussten wir allerdings vorbestellen. Sie konnte erst ab Mittwoch  stattfinden, wir buchten für Donnerstag.
Dann ging es Richtung Kapstadt. Die Stadt selber sparten wir heute dann noch aus, fuhren aber südlich an ihr vorbei. Es ging über Somerset West zum Meer und dann an der Küste entlang nach Simon´s Town.
Auf der Strecke ist uns dann als Erstes Khayelitsha aufgefallen. Khayelitsha ist im eigentlichen Sinne keine Stadt. Es ist die Aussiedlung der schwarzen Bürger Südafrikas in den 50er Jahren. Die Apartheitspolitik der südafrikanischen Regierung untersagte es der nicht weißen Bevölkerung, in den Städten der Weißen zu wohnen. Auch das Zusammenleben zwischen Partnern unterschiedlicher Hautfarben war verboten.
Dies führte bis in die 70er Jahre hinein zur Vernichtung ganzer Stadtbezirke. Einziges Ziel, das Zusammenleben unterschiedlicher Rassen zu unterbinden. Khayelitsha, wir sind nur auf einer Umgehungsstraße vorbeigefahren, wurde im Jahre 1996 dann neu konzipiert. Ursprünglich geplant für 500000 Menschen, musste die Planung schon bald dafür Sorge tragen, dass mehr als 3 Mill. Menschen dort leben können. Es wurde zum drittgrößten Township Südafrikas.

Wenn man vorbeifährt und es betrachtet ist es eine Ansammlung von einfachen Häusern, Hütten und Wellblechhütten, die teilweise halb verfallen sind. Die nächtliche Beleuchtung besteht überwiegend aus über 20 m hohen Kandelabern, die 500 m auseinanderstehen und eine Beleuchtungsanlage wie in Stadion haben.  Die Sanitäreinrichtungen bestehen  überwiegend aus Dixi-Klos, die übers Gelände verteilt sind. Das Gelände selber, nach meiner Schätzung, über 20 km lang und über 10 km breit. Teilweise mit geteerten Straßen, meist mit Erdwegen. Teilweise sehr sauber, teilweise mit Müllhalden davor. 90% der Einwohner sind Schwarz, 10% sind Coloured, die wenigen Weißen habe ich vernachlässigt. Es ist nicht einfach diese Armut anzusehen. Wenn man sich dann aber bewusst macht, dass es inzwischen auch in diesen Randbezirken schon wieder Millionäre gibt, nimmt das Ganze eine Dimension an, die unbegreiflich wird. Es gibt wohl kein armes Land mehr auf der Welt sondern nur noch Länder in denen die Anzahl der Menschen, die unter dem Existenzminimum leben, größer oder kleiner ist. Reichtum scheint nur unter der Prämisse möglich zu sein, dass viele diesen Reichtum Einzelner, mit ihrer Armut tragen.
Wir meinen, dass wir nicht reich sind an materiellen Gütern. Für diese Menschen hier sind wir unermesslich reich!
Dies auf der einen Seite der Umgehungsstraße, auf der anderen Seite Strandbäder mit riesigen  asphaltierten Parkplätzen, mit Spaßbädern und weißen Sandstränden. All dies kilometerlang.

Dieses Township ist nicht das Einzige. Nicht in Kapstadt, nicht in Südafrika (fast in jeder Stadt ist eines) und schon gar nicht in Afrika.

In Südafrika hat die Größe  und Anzahl der Townships nach der Aufgabe der Apartheitspolitik zugenommen. Viele Bewohner aus ländlicher Gegend sehen die einzige Möglichkeit aus der Armut zu entfliehen, durch den Zuzug in eine Stadt und kommen damit letztendlich noch weiter in die Armut.

Die Städte die wir durchfuhren sind alle sehr fein. Mit vielen historischen Gebäuden und fast alle Grundstücke zur Sicherheit mit einem Elektrozaun gesichert. Viele Menschen hier müssen wohl in Angst leben. Wir allerdings wurden hier nie belästigt oder gar angefeindet.  Auf Parkplätzen stehen meist einige Schwarze die fragen, ob sie gegen ein geringes Entgelt (

Auf den nun folgenden Kilometern frischten wir unsere Erinnerungen auf. meist 2-5 Rand freiwillig) auf das Fahrzeug aufpassen dürfen. Das funktioniert und ohne Aufbau fällt unser Hilux hier gar nicht auf.

2006 waren wir ja schon einmal hier.

In Simon´s Town bummelten wir durch die Stadt und besuchten die Moschee. Natürlich waren wir auch die Pinguin-Kolonie besuchen.  Wir waren davon allerdings etwas enttäuscht. 2004 liefen die Pinguine noch durch die ganze Stadt. 2006 waren es viele aber hauptsächlich in dem dafür eingerichteten Nationalpark. Heute sind sie nur noch im Nationalpark und die Anzahl erschien uns deutlich geringer.
Wir hoffen, sie hatten sich nur zum Brüten zurückgezogen.
Weiter ging unser Ausflug zum Cape of Good Hope. Dies hatten wir ganz anders in Erinnerung. 2006 wussten wir nicht, dass dies ein Nationalpark ist.

Es war, auch vom Wetter her, richtig schön.

Hier am Kap der guten Hoffnung  lernten wir einen Allgäuer kennen, der sich riesig freute jemand aus der Heimat (mit eigenem Auto) zu treffen. Es war eine nette Begegnung.

Die Rückfahrt machten wir dann über die westliche Seite der Halbinsel. Als wir dann wieder an Khayelitsha vorbei fahren mussten ( es war inzwischen schon dunkel) waren wir erneut tief beeindruckt und erschüttert zu gleich.

Heute am Mittwoch ging es dann in die Innenstadt nach Kapstadt. Wir hatten drei Ziele, den Botanischen Garten, die Waterfront und Robben-Island. Mehr wollten wir an diesem Tag gar nicht sehen.


Der Botanische Garten, wir nahmen uns dafür 3 Stunden Zeit, war wunderbar und wurde seinem Ruf, einer der schönsten auf der Welt zu sein absolut gerecht.
Hier  hätten wir uns gerne noch länger aufgehalten.
An der Waterfront war ein buntes Treiben. Leider gab es einige Baustellen, die die Idylle störten. Es ist aber Winterzeit und wir hatten Verständnis, dass alles für die Saison wieder hergerichtet werden soll.
Die Fahrt von hier aus mit dem Schnellboot nach Robben-Island klappte heute leider nicht.  Da wir nicht gebucht hatten würde es erst Morgen gehen.  Bei einem ausgezeichneten Mittagessen in einem sehr speziellen Lokal  (es gab Tajine) haben wir beraten was wir nun machen.

 

Für Morgen war aber schon für die Weinprobe reserviert, also entschlossen wir uns für Freitag zu reservieren. Durch diese Reservierung bedingt bleiben wir nun einen Tag länger auf dem Campingplatz.
Beim weiteren Bummeln durch diesen netten Teil von Kapstadt kamen wir an die Haltestelle des Busses für Stadtrundfahrten. Wir entschlossen uns spontan und fuhren so die nächsten 1 ½ Stunden durch Kapstadt und Umgebung und erhielten eine sehr gute Beschreibung in Deutsch dazu.

Es war eine echte Bereicherung des Tages und eine Auffrischung der Erinnerung aus 2006.
Es wurde schon dunkel als wir die Rückfahrt antraten und erneut an Khayelitsha vorbei  (allerdings fast 12 km weiter nördlich als gestern) zum  Campingplatz zurück fuhren.

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