Wir brauchen „Urlaub“ vom Reisen

Wir fuhren bei Namutoni aus der Etosha heraus und sahen gleich außerhalb des Parks noch einen Caracal. Zum Fotografieren war er zwar zu rasch weg, ist aber herrlich so ein Tier in freier Wildbahn zu sehen und sehr selten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es ging auf der B1 dann erst mal ein paar Kilometer nach Norden und dann auf der D3001 nach Osten. Diese Piste ist nicht nur auf der Karte wie mit dem Lineal eingezeichnet, sie verläuft tatsächlich immer geradeaus nach Osten.

Die Ombili Foundation präsentierte sich sehr freundlich und aufgeschlossen. Im Reiseführer steht noch, dass Besucher nur nach vorheriger Anmeldung willkommen sind. Dies hat sich aber geändert. Am Eingang wird man darauf aufmerksam gemacht, dass pro Person 100.- NAD Eintritt bezahlt werden muss.
Als wir vor der Rezeption vorfuhren, empfing uns schon der Manager und stellte uns zwei netten jungen Damen vor, die uns die Stiftung zeigen und alle Fragen beantworten  werden. Die jungen Damen, Luisa und Nora, sind Volontäre aus Deutschland, die hier für ein Jahr arbeiten.

Die Stiftung wird von Deutschland aus betrieben und bietet 220 San-Familien eine neue Heimat. Außer von der Stiftung wird das Projekt von einigen Lions-Clubs bzw.  Rotarier-Verbindungen unterstützt.
Da die San als Buschmänner mit ihren Familien Nomaden waren, ist es natürlich äußerst fragwürdig ob dieses sesshaft machen der richtige Weg ist. Das Projekt arbeitet aber als eines der wenigen in Namibia hier sehr erfolgreich. Es herrscht eine strenge Disziplin, Alkohol ist nicht erlaubt und die Schulpflicht ist stringent. Die Lehrer werden vom Staat gestellt und somit ist gewährleistet, dass auch die Kinder der umliegenden Farmarbeiter beschult werden können. Die Kinder sind unter der Woche wie in einem Internat hier untergebracht. Vieles erinnerte uns an die Waldorfschule. Für die Kinder ist Gartenbau ein Pflichtfach und jedes Kind hat seinen kleinen Garten, für den es eigenverantwortlich zuständig ist.
Kleiderspenden werden auch hier gerne entgegengenommen und gegen ein sehr geringes Entgelt weitergegeben. Auch hier gilt, alles was nichts kostet, wird auch nicht wertgeschätzt.
Die medizinische Versorgung ist hier durch einen angelernten Krankenpfleger gewährleistet. Ärzte kommen einmal im Monat vorbei und der Zahnarzt jährlich. Gesundheitliche Vorsorge, zu denen gehören auch Kondome, werden regelmäßig angeboten. Dies zeigt Wirkung, unter den Bewohnern der Gemeinschaft ist HIV entgegen der sonstigen Gefahr, kein großes Thema. Allerdings muss man dazu auch wissen, dass sich die San monogam für fast das ganze Leben verbinden. Die Frau verlässt den Mann oft im hohen Alter, um dann alleine und ohne häusliche Verantwortung weiterzuleben.
Die kunsthandwerklich angefertigten Gegenstände der San werden in einem kleinen, sehr schön eingerichteten Shop angeboten.

Bei einem Glas kühlen Wasser und gutem Kaffee verabschiedeten wir uns dann von Nora und Luisa.

Euch beiden nochmals vielen Dank, ihr habt eure Sache sehr gut gemacht. Wir wünschen euch viel Spaß und eine gute Zeit in euren noch verbleibenden 11 Monaten. Aus unserer Erfahrung können wir euch versichern, diese Zeit wird euch prägen, ihr werdet davon profitieren. Viel Erfolg.

Auf der „Linealpiste“ fuhren wir weiter bis Tsintsabis. Dort ist in unserem Kartenmaterial der einzige Campingplatz eingezeichnet in dieser Region. In der Karte steht er sogar mit Restaurant. Der Campingplatz wird sicher einmal sehr nett, im Moment ist er aber noch eine große Baustelle. Gisela dachte schon, dass er gar nicht offen wäre. Ein junger Mann tauchte aber dann auf und erklärte: „the Camping ist still working!“

Die drei schon fertig gestellten Stellplätze und die Sanitäreinrichtung waren zwar einfach aber sehr sauber und nett. Abends kamen dann tatsächlich noch andere Gäste dazu. Am nächsten Morgen fuhren wir dann weiter zum Baobab Tree, einem Naturdenkmal.

Der Baum soll angeblich 3000 Jahre dort stehen, hat über 30 Meter Umfang und ist der größte Baobab Namibias. Er ist gewaltig und wir kamen uns sehr klein dagegen vor. 3000 Jahre, dies bedeutet, dass er an der Geburt von Jesus schon 1000 Jahre dort stand. Schade, dass er nicht erzählen kann, er hätte eine Menge zu berichten.

Auf der weiteren Fahrt dann nun in Richtung Süden schleppten wir einen liegengebliebenen Geländewagen ab. Dem  Fahrer, ein Herero, war einfach die Antriebswelle abgefallen. Er versuchte sie zwar mit einem dünnen Bindedraht zu reparieren, aber der Draht brach schon bevor das Fahrzeug sich in Bewegung setzte. 15 km weiter auf der Farm setzten wir ihn ab. Die Farm war in einem erbärmlichen Zustand, wie so oft unter schwarzer Leitung. Schwarze haben in Namibia bei einem Farmverkauf Vorkaufsrecht. Dies hat schon dazu geführt, dass auf einer guterhaltenen Farm das Farmhaus abgedeckt wurde. Aus dem Wellblechmaterial wurden dann Hütten errichtet und in das ehemalige Gebäude die Kühe getrieben.  Solche Geschichten erzählt man hier viele. Die dort anwesenden Männer machten einen finsteren Eindruck und wir waren froh als wir die Farm verlassen hatten. Allerdings der Dank für das Abschleppen in Form von „Gott segne dich“ kam von Herzen und war ehrlich und nicht oberflächlich wie oft bei uns zu Hause.
Die Pisten hier sind alle in einem super Zustand und können ohne Bedenken mit über 100 km/h befahren werden. Man merkt, dass diese Regionen von der Regierung bevorzugt werden. Der Nordwesten Namibias wird dagegen mehr als benachteiligt. Langfristig wird diese Politik wohl sicherlich zu Unfrieden und Unruhe führen.
Gegen Mittag kamen wir dann in Grootfontein an. Wieder ein anderes Namibia. Eine moderne Versorgungsstadt und für uns fast nicht zu glauben, dass wir knapp 60 km weiter nördlich noch in der absoluten „Savannenwildnis“ waren. Das viel gelobte Cafe „Steinbach“ gibt es leider nicht mehr. Wir kauften etwas Lebensmittel ein und fuhren weiter nach Tsumeb.
Tsumeb ist eine „Minenstadt“ und dient als Versorgungsstadt für das Umland. Minenstädte sind in Namibia immer etwas besser gestellt und somit überraschte uns Tsumeb mit sehr breiten vierspurigen Zufahrtstrassen. Da Ampeln in Namibia noch nicht sehr verbreitet sind, ist es dann doch eine Herausforderung, auf solch einer fast 40 m breiten vierspurigen Straße diese im Querverkehr zu überqueren. Zum Glück ist die Verkehrsdichte sehr gering. Eine weitere Überraschung waren die vielen grünen Parks und der sehr schöne Campingplatz mit weichem, dichten, grünen Rasen und einem 50 m Sportpool mit super Wasser.
Hier bekamen wir auch eine neue Gel-Batterie. In unserem WoMo zeigte sich schon seit Tagen, dass die Kühlbox nicht mehr sauber funktionierte und die Spannung der Batterie zusammenbrach. Jeden Monat eine Reparatur, wir sind froh, es war nur eine Kleinigkeit.
Hier hatten wir dann netten Kontakt zu einem Ehepaar aus der Nähe von Düsseldorf. Sie sind schon seit 1979 immer wieder hier im südlichen Afrika und haben seit 10 Jahren ihr eigenes Fahrzeug hier stehen. Von ihnen haben wir gute Anregungen bekommen und ihr Erfahrungsschatz war unglaublich.

Wir machten dann noch einen kurzen Abstecher zum Lake Otjikoto.  Ein kleiner Karstsee welcher durch den Einbruch einer darunterliegenden Höhle entstand.  Die Tiefe des Sees konnte bis heute noch nicht ermittelt werden. Er fällt nicht senkrecht ab sondern verfügt über viele Etagen, die sich schräg nach unten ausdehnen. Das Besondere an diesem See ist, dass sich viele Legenden um ihn bildeten. Deutsche Soldaten haben im 1. Weltkrieg hier Kriegsmaterial und einen Safe versenkt, um dies vor den Alliierten zu retten. Außerdem soll noch ein Tabakbeutel mit  Rohdiamanten versenkt worden sein. All dies wartet seit 100 Jahren auf die Bergung.
Wir fanden leider nichts. Baden ist auch verboten und somit verglichen wir den See mit dem kleinen Wenauer Baggersee.

Dann ging es noch die 200 km weiter nach Otjiwarongo. Die B1 ist die Hauptverbindungsstraße zwischen Windhoek und dem Norden und lässt sich gut befahren. Gegen 15 Uhr kamen wir dann auf dem Campingplatz hier an. Wir waren beide richtig müde. Es war sehr heiß heute und wir hielten einen längeren Mittagsschlaf. Wir sind schon fast Afrikaner.

Selbst der notwendige Mittagsschlaf machte den Campingplatz nicht attraktiver. Wir waren die einzigen Weißen auf dem Platz. An der Rezeption erhielten wir von einem anderen Gast gleich eine Einladung zu einer großen Party am morgigen Abend. Die Baptistenkirche, er war vermutlich der Prediger, veranstaltete diese. Da der Campingplatz mitten in dem Dorf lag, war es in der Nacht etwas laut und wir schliefen beide nicht gut.

Am nächsten Morgen ging es dann zu der nebenanliegenden Krokodilfarm. Diese hatten wir schon vor
9 Jahren besichtigt und wir waren wieder begeistert. Die Krokodile hier, die zur Zucht verwendet werden, können über 150 Jahre alt werden. Der Methusalem unter ihnen ist gerade 120 Jahre alt geworden. Die Weibchen legen jährlich bis zu 60 Eier. Diese werden gleich entfernt und in den Brutkasten gelegt. Bei 27 ° C ausgebrütet ergibt dies weibliche Tiere, bei  31 ° C männliche Krokodile. So einfach ist dies zu steuern. Im Alter zwischen 4 und 7 Jahren werden sie geschlachtet und zu Leder verarbeitet. Das Fleisch wird zum Verzehr verkauft. Gefüttert werden die Krokodile einmal pro Woche. Krokodile können bis zu 8 Stunden unter Wasser bleiben. Da sie  keine Zunge haben, verschlingen sie  das Fressen am Stück und können sich somit eine Woche lang der Verdauung widmen. In die Farm ist ein sehr nettes Restaurant integriert. Keine Angst, es gibt nicht nur Krokodil sondern auch super Kuchen und Kaffee.

Otjiwarongo selber ist ein sehr moderner Versorgungsort. Im Superspar-Markt ist die Auswahl größer und attraktiver als in vielen Supermärkten zu Hause. Wir hatten einen richtigen Schock und waren restlos beim Einkauf überfordert.

40 km außerhalb ist der Cheetah Conservation Fund. Hier wird versucht, Geparden, die ohne Hilfe nicht überlebensfähig sind, zu helfen. Wenn es möglich ist, werden sie wieder ausgewildert. Geparden sind keine „Kämpfer“. Sie verteidigen ihre Beute nicht und greifen Menschen in der Regel nicht an.
Einen Cheetah hier zu pflegen kostet ca. 2200.- € im Jahr. Wenn man bedenkt, dass die Versorgung unseres „Patenkindes“ hier in Simbabwe 30.- € im Monat kostet, ist das eine Menge Geld. Die Organisation besteht inzwischen aus 5 ehemaligen Farmen, ist so groß wie der Bodensee und beherbergt 52 Geparden. Die Fütterung und ein Cheetah-Drive kostet 430.- NAD pro Person und wenn wir ehrlich sind, der Cheetah-Walk im Zebra-Nationalpark war um ein vielfaches interessanter, erlebnisreicher, persönlicher und letztendlich mit 300.- Rand auch wesentlich preiswerter. Wir empfanden es hier als eine Art von Abzocke oder positiv ausgedrückt, wir machten eine Spende.

Wir fuhren wieder zurück nach Otjiwarongo. Da wir diesen Campingplatz nicht mehr ansteuern wollten, fuhren wir noch die  knapp 40 km bis zur Weaver´s Rock Guestfarm. Dort wollen wir uns für die nächsten Tage etwas erholen. Die Adresse hatten wir unterwegs bekommen von Alex, dem Schwiegervater der Besitzer, eine Schweizer Familie.  Da der Platz angeblich ausgebucht war, gestaltete sich die Platzfindung etwas kompliziert. Wir erhielten dann aber doch einen sehr netten Stellplatz und sind sehr zufrieden.  Abends saßen wir noch mit einer Praktikantin aus der Schweiz zu einem gemütlichen Glas Wein zusammen und verbrachten dann eine sehr ruhige Nacht.

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