Endloses Sibirien

Sibirien ist ein endloses Land. Nach einer guten, sehr ruhigen Nacht sind wir heute Morgen etwas später aufgewacht. Zwei neugierige russische Rentner standen schon vor dem WoMo und wir waren gleich im Gespräch. Die Menschen hier sind sehr freundlich und hilfsbereit. Da wir mitten in einem sehr kleinen Dorf parkten, waren wir das Dorfgespräch Nummer 1.

Gestern Abend kamen noch der Mann, vor dessen Haus wir parken, mit seiner Frau vorbei. Sie würden nur nach dem Rechten schauen, woher, wohin und alles ist in Ordnung. Die Dörfer bieten sich richtig als sicherer Übernachtungsplatz an. Heute gegen Mittag sind wir unterwegs für eine Pause vom Highway abgefahren. 20 m waren noch geteert und dann begann schon die durch den vielen Regen schlammige Piste. Der Allrad machte es zwar möglich, dass wir ohne Probleme wieder raus kamen, wir versauten aber anschließend die Straße wie der größte Traktor der frisch vom Feld fährt. Unsere Spur war fast 100 m lang.

Nach 320 km Fahrt stehen wir heute Abend wieder in einem kleinen Städtchen (Ischim). Gisela hat in einem Haus geklopft und um Erlaubnis gebeten vor dem Haus stehen zu bleiben. Wiederum Gastfreundschaft pur, kein Problem und ein kleines Gespräch gab es kostenlos dazu. Egal ob man russisch kann oder nicht, es wird einfach losgeplappert und Antworten auf Deutsch werden toleriert und man hat das Gefühl, dass man sich trotz der sprachlichen Differenz versteht. Abends hatten wir dann noch Besuch vom „halben Dorf“, hauptsächlich die Kinder waren neugierig, aber auch einige Erwachsene. Die Kinder des Nachbarhauses brachten uns ein kleines Geschenk in Form einer Magnettafel mit der Aufschrift „viel Glück“ und ein kleines Mädchen ging nach Hause und malte ein Bild für uns und brachte es uns spät abends. Einfach lieb.

Heute Morgen haben wir schon bei Martin angerufen. Er hat heute Geburtstag und wir waren über die Qualität des Gespräches erstaunt. Internet ist hier oft langsam, das Telefonat war aber super.

In Omsk blieben wir dann 2 Nächte. Der Platz, ein bewachter Parkplatz, sehr zentral nur knapp 2 km vom Zentrum ist sehr zu empfehlen. Das WoMo war über Nacht das einzige Fahrzeug. Der Platz sehr sauber, sogar ein Baum in der Mitte und zum Stadtpark am Fluss waren es nur 200 m (N55,00459 O 073,34294).

Omsk hat wenig zu bieten wenn man von den 83 Bibliotheken absieht die es hier gibt. Jeder 4. Einwohner studiert hier und es ist somit eine junge pulsierende Stadt.

Wir haben nun Omsk verlassen und sind auf einer gut ausgebauten Landstraße parallel zur M51 ca. 120 km gefahren, um dann in die M51 einzufahren die uns nach Novosibirsk bringt. Die Straße ist in einem sehr guten Zustand. Leider macht das Fahren wenig Laune. Immer geradeaus Richtung Osten. Birkenwäldchen und Sumpf links und rechts der Straße, ab und zu unterbrochen von einem unendlich wirkenden Acker und das über mehrere 1000 km. Eigentlich unvorstellbar. Manchmal fährt man 30 Minuten ohne einem anderen Fahrzeug zu begegnen. Wenig PKW, viele LKW. Selbst die Polizeikontrollstellen sind fast verschwunden. Aber halt, ab und zu doch am Straßenrand ein Blitzer, meist aber in einem sehr desolaten Zustand und ohne Kamera. Heute sind wir 520 km gefahren. Es gab außer dem soeben aufgezeigten unterwegs nichts anzusehen. Auf dem ersten, parallelen Teil der Strecke hatten wir zumindest das Gefühl, durch Sibirien zu fahren, zudem dass wir uns verfahren hatten und somit richtig draußen waren, abseits des Highways. Hier waren die Dörfer noch sehr ursprünglich und Straßen und Flussüberquerungen noch abenteuerlich. Oft stellen wir uns die Frage, wie ist es hier wohl im Winter. Für uns im Moment nur sehr schwer vorstellbar. Auf dem Land leben die Menschen, wenn man vom Fernseher und Auto absieht, noch sehr gemütlich. Man sitzt vor dem Haus, einem Schwatz nicht abgeneigt. In der Stadt ist dieselbe hektische Fahrweise wie bei uns, eher sogar durch die mangelnden Straßenmarkierungen noch wilder. Es wird gedrängelt, gedrückt, das Ganze aber mit Vorsicht und Rücksicht. Fußgänger haben Vorrang und Polizisten sind Respektspersonen.
Gedrängelt wird überall und man muss sich behaupten sonst wartet man oft lange. Auch an Kassen und Auskunftsstellen. In den Supermärkten ist das Angebot wie bei uns. Nirgendwo auf der Welt hatten wir, wie in Deutschland, solche Wursttheken, Brot, Kaffeeauswahl und alles andere sowieso als Auswahl. Materiell ist es ein Heimspiel und für so etwas sind wir nun über 6000 km von zu Hause entfernt. Und trotzdem ist vieles fremd. Die Sprache ist sehr speziell. Gott sei Dank sind wir in unserem Fahrzeug autark. Die Camperbedingungen sind eine echte Herausforderung.


Russland, mit seinen Weiten. Kein Hügel, alles flach soweit das Auge reicht. Ist nicht so das Unsere. Wir merken gerade, dass uns andere Landschaftsformen mehr zusagen, dass Berge ihren Reiz haben und auch das Meer etwas schönes hat. Dass es die Abwechslung wohl ist was oft den Reiz ausmacht und hier doch alles sehr gleichmäßig wirkt.
Die Sonne geht gerade so langsam unter und taucht das Land in ein wunderschönes ockerfarbenes Abendlicht. Wir stehen idyllisch etwas abseits der Hauptstraße an einem kleinen See und genießen die Natur, einschließlich der vorhandenen Schnaken. Die Schnaken gibt es hier zuhauf. Wir sind froh um unser Moskitonetz und darüber, dass sie relativ schnell das Interesse an uns verlieren. Malaria gibt es hier, Gott sei Dank, nicht.

Wir sind nun der Zeit in Deutschland 4 Stunden voraus.

Die Nacht war herrlich und so gut wie heute habe ich schon lange nicht mehr geschlafen. Heute Morgen waren auch die geliebten Schnaken noch nicht zu sehen und heute Nacht war es denen wohl zu kühl. Die Temperatur ging auf 8° C zurück.
Wir haben unseren Waldsee heute Morgen verlassen und sind die knapp 200 km nach Novosibirsk gefahren. Dort haben wir mitten in der drittgrößten Stadt Russlands im „Deutschen Haus“ einen Stellplatz bekommen (N55° 02.022′ E82° 56.048′). Hier wird deutsch gesprochen und wir wurden sehr lieb in Empfang genommen. Es geht etwas steif und sehr vornehm zu, dies ist aber ja oft in deutschen Enklaven der Fall. Liebevoll wird hier das Deutschtum noch gepflegt.
Wir haben gerade zu Mittag gegessen und jetzt wird unsere Wäsche gewaschen. Dies war dringend nötig und auch wir können eine Dusche vertragen.

 

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2 Antworten zu Endloses Sibirien

  1. Strauß Gisela Wolfgang sagt:

    Добрый вечер мои дорогие Гизела и Вольфганг Очень рада за вас , что ваше путешествие проходит хорошо . Bald kommt Altai und da sind die Bergen. Über Campingplatz haben wir mit Eduard sich amüsiert bestimmt war ein Plumsclo. WIr wünschen euch auch weiter Gute Reise Viel Spaß und Glück. MfG Köngen L – E Resch

  2. Andrea sagt:

    Mit sehr grossen Interesse lese ich eure Beiträge.
    So toll was ihr erlebt.
    Weiterhin gute Fahrt
    Grüßle
    Andrea

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