Gehört die Ukraine zu EU?

Wenn die Frage den Bezug zu Russland darstellt, ein klares nein. Hier ist vieles ähnlich wie in Russland. Viele Straßen sind allerdings besser. Hier vermuten wir, dass die EU gesponsert hat. Die Hinweisschilder „Hier baut … im Auftrag der EU“ sahen wir allerdings nie. Die Grenze von Russland in die Ukraine unterschied sich von den bisherigen Grenzen nur dadurch, dass vor der Grenze (beidseitig) ein etwa 10 km langer LKW-Stau war. In Richtung Russland war er sogar noch etwas länger. Diese stundenlange Wartezeit nervt. Obwohl wir an all den LKWs vorbeigefahren sind und vor uns nur 300 m Stau an der Grenze im PKW-Sektor war, dauerte es 3 Stunden bis wir endlich einfahren durften. Ein orthodoxer Priester fuhr mit seinem Heiligenschein und schwarzer Kutte ganz nach vorne und versuchte den Grenzer zu bezirzen. Als der Grenzer dann uns fragte ob er ihn vorlassen sollte, kam von uns ein klares njet! Der Grenzer grinste und der Gottessohn musste warten. Leider nicht allzu lange. Bei der Abfertigung war er nur einige Fahrzeuge hinter uns. Ein Gottesfürchtiger hatte wohl Erbarmen. Super Vorbildfunktion. Jeder wartet Stunden und dann kommt so einer und hält alle für doof. Die Formalitäten waren harmlos. Wieder die Frage nach Waffen und Rauschgift und eine nachlässige Kontrolle. Das kontrollieren der Privatsphäre des WoMo fällt den Zöllnern schwer.

Auch in der Ukraine wieder die übliche Schlange, die übliche Wartezeit, die üblichen Fragen und dann waren wir nach fast 5 Stunden durch. Diese Grenzen sind einfach lästig. Allerdings hatten wir noch einige GB an Daten frei und schauten 3 Filme aus der Mediathek an.

15 km nach der Grenze sollte ein Badesee sein hatten unsere ehemaligen Reisebegleiter geschrieben. Leider war da keiner. Nach 30 km, in einer kleinen Ortschaft abseits der Straße, fanden wir dann gegen 21 Uhr einen Nachtplatz. Wir verbrachten dort eine ungestörte Nacht und am nächsten Morgen konnten wir am Dorfweiher sogar Wasser zum Duschen schöpfen. Direkt neben unserem WoMo wäre auch ein Brunnen gewesen. Dieses Wasser war aber entschieden zu kühl zum Duschen wie ich fand. Wenn einer jetzt an „Warmduscher“ denkt, dem sag ich nur, dass er keine Ahnung hat wie kühl so ein Brunnenwasser aus 7 m Tiefe ist.

Frisch geduscht und etwas weniger muffig fuhren wir dann Richtung Kiew. Gisela hatte heute Wasser im Kopf. An einer Abbiegung stand See. Wir fuhren bis zu einer kleinen Ortschaft, mitten durch ein Maisfeld. See kam aber keiner. Beim 2.Abzweig sollte die Straße direkt am Fluss entlang führen. Der Fluss war zwar aus der Entfernung zwei Mal sichtbar, näher hin kamen wir aber nicht. Dafür stehen wir nun sehr idyllisch an der Uferpromenade von Vyshgorod, etwa 30 km vor Kiew.
Auch hier wieder sehr liebe, gastfreundliche Menschen. Ein Security teilte am nächsten Morgen sein Frühstück mit uns und brachte Aprikosen und Äpfel aus seinem Garten vorbei.

Kiew haben wir als nicht sehenswert erachtet und es nur gestreift. Wir hatten keine Informationen, außer von Wikipedia. Ursprünglich stand es ja nicht auf unserer Reiseroute. Erstaunlich, im ganzen Land erlebten wir nur freundliche Menschen.
Die Bilder, die aufgrund des Bürgerkrieges bei uns im TV ausgestrahlt werden, sind vermutlich nur sehr regional begrenzt. Wir sahen eine andere Ukraine. Modern, mit guten Straßen und freundlichen, fröhlich wirkenden Menschen. Die Straße Richtung Polen ist in einem sehr guten, autobahnähnlichen Zustand. Es war nicht erkennbar, ob hier 130, 110 oder 90 km/h Höchstgeschwindigkeit gilt. Die Navis zeigten verschieden an. Egal wie schnell ich fuhr, ich wurde überholt, teilweise sogar von schweren LKWs. Die Straße führte auch meist vierspurig durch die Ortschaften. Eigentlich gilt da 60 km/h. Mit 90 km/h wurde ich aber noch kräftig überholt. Innerhalb und außerhalb der Ortschaften gab es breite Zebrastreifen für die Fußgänger, meist an Bushaltestellen. Oft waren an ihnen Kränze und Kreuze angebracht.

Eine vier- bis sechsspurige Straße zu überqueren, selbst bei wenig Verkehr, mit dieser Geschwindigkeit befahren, ist lebensgefährlich. Radarkontrollen gab es so gut wie keine. Wie auch, wenn keiner weiß wie schnell gefahren werden darf.
Die Ukraine war für uns ein Land, in dem sich der tägliche Lebensbedarf bei guter Qualität sehr günstig(für uns) decken lässt. Für ein 400 g exzellentes Rindersteak bezahlten wir 2.- €. 2 Liter Sprite 0,70 €. Lediglich der Diesel war mit 0,78 € etwas teurer als in Russland und Kasachstan.

Die ukrainische Grenze zu Polen (zur EU) hat mich genervt. Zuerst eine mehrere Kilometer lange PKW-Schlange. Ich fuhr an allen rechts vorbei und tatsächlich durfte ich in den Zollbereich einfahren. Warum die zweite Reihe sich so staute , keine Ahnung. Allerdings dauerte die Abwicklung dann doch zwei Stunden. Die polnische Zollbeamtin konnte nur polnisch und wir nur deutsch. Dies machte es etwas kompliziert. Darüber hinaus war sie sehr korpulent und obwohl ich ihr extra die Leiter ins WoMo aufstellte, schaffte sie es fast nicht, rein und raus zu kommen. Naja, auch diese Grenze ist nun geschafft.

Jetzt in Polen fuhren wir an der Grenze zur Ukraine entlang in Richtung Süden. Dort stehen wir nun sehr idyllisch auf einer großen Wiese mit wunderschönem Ausblick in Kalwaria Pacslawska, einem Wallfahrtsort mit großer Kirche. Gerade ging ein Mönch vorbei in Begleitung einer Frau und Gisela war ganz hin und her gerissen als sie sah, dass er sie küsste. Auch Mönche sind nur Menschen.

Wie so oft, abends war die Welt noch in Ordnung. Nichts deutete auf schlechteres Wetter hin und doch war es am nächsten Morgen kühl und regnerisch. Die Weiterfahrt entpuppte sich als tückisch. Die Straße ist in den Navigationsgeräten und in der Karte eingezeichnet. Tatsächlich aber führte eine Fahrspur über Wiesen hinweg und an einem schlammigen Hohlweg im Wald kehrten wir dann um. Die Äste der Bäume waren so tief über der Fahrspur, dass wir sie hätten absägen müssen. Kein „Beinbruch“, die andere Straße war super gut und mit EU-Mitteln gebaut. Wir fuhren nur wenige Kilometer in den Nationalpark Biesczadzki Narodowy hinein und haben in Ustrzyki Gorne einen netten Campingplatz entdeckt. Der erste Campingplatz seit Monaten! Welch ein Luxus, heißes Wasser mit starkem Strahl in der Dusche und eben allen Annehmlichkeiten, die ein Campingplatz so bietet. Nebenan Restaurants und Bars und natürlich auch viele Menschen. Mir sind sie gerade fast zu viel und ich empfinde sie anders als die Menschen, die wir unterwegs getroffen haben. Ich spreche nicht von den Polen. Die sind sehr freundlich und auf der Wanderung heute ging keiner vorbei, der nicht ein freundliches „Dien dobre“ sagte. Die Touristen sind hier anders. Unterwegs war es immer selbstverständlich, dass man sich kurz unterhalten hat. Hier schottet man sich ab und signalisiert „Sprich mich nicht an“!
Gestern beim Telefonat mit unseren Töchtern hat uns eine Freundin erzählt, dass in Polen alles so teuer geworden sei. Es ist alles schön geworden empfinden wir. Die Häuser sind sehr gepflegt, die Straße neu und ein Glas Bier kostete gestern im Ausflugsrestaurant umgerechnet 1,10 €. Für uns also immer noch ein Schnäppchen und das Bier ist sehr gut. Das Essen ist ebenso sehr günstig für uns. Es gibt viele Wildgerichte hier und beim Wildschwein habe ich geunkt, Tschernobyl ist um die Ecke. Tschernobyl ist gerade mal gute 100 km entfernt.

Morgen geht es dann schon wieder aus dem Nationalpark hinaus. Wir haben unsere Route etwas geändert und werden im äußersten Norden in die Slowakei einfahren. Ist der geradere Weg und vermutlich die schnellere Verbindung Richtung Heimat.

Die Slowakei haben wir rasch durchquert. An der Hohen Tatra vorbei über Wien sund wir inzwischen im Bayrischen Wald angekommen. Jetzt haben wir auch wieder Internet und somit „Anschluss“ an die Welt.

Wir werden hier noch ein paar Tage relaxen und sind dann Mitte nächster Woche wieder zu Hause.

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1 Antwort zu Gehört die Ukraine zu EU?

  1. Claus sagt:

    … Mitte nächster Woche wieder Zuhause…

    Dann reicht es euch ja doch noch „vorbei zu kommen“! Juhu…und wir freuen uns auf euch….

    Claus

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