Der erste Teil der Nacht war schwarz, so dunkel, dass es gefährlich war das WoMo zu verlassen. Rechts war der Weg und links ein kleiner Grünstreifen, 20 cm daneben ging es dann 200 m tief ab. Der Rand zum Abgrund war nicht sichtbar. Als dann der Mond hervorbrach wurde es besser. Die Nacht war sehr ruhig. Wie schon erwartet fuhr kein Fahrzeug mehr. Lediglich ein Bellen oder der Schrei eines Tieres war gelegentlich zu hören.
In der Nacht stand ich ein mehrfaches auf und sah mir die Sterne an. Aber selbst hier war es nicht gänzlich frei von Fremdlicht. Zwar weit, sehr weit weg sah man den Lichtstreifen eines Dorfes, aber man sah ihn. Dies ist der große Unterschied zur Sahara. Dort ist alles weitläufiger, die Sterne noch näher und die Dörfer hunderte von Kilometern weg. Trotzdem, es war herrlich.
Als ich gegen 3 Uhr morgens aufwachte und rausschaute wurde mir bewusst, dass ich heute ja Geburtstag habe und ich richtete den Geburtstagstisch mit all den Sachen die mir die Kinder eingepackt hatten. Mit Kerzen und Kuchen!
Morgens um 7 Uhr klingelte ausnahmsweise der Radiowecker und so wurde ich mit schöner Musik aus Stuttgart geweckt. Ein wenig müde war ich nach der nächtlichen Aktionen schon noch.
Vermutlich wäre ich auch ohne Wecker wach geworden. Kurz nach 7 Uhr fuhren viele Fahrzeuge vorbei. Es war Sonntag, alle waren besetzt mit Jägern und schon bald darauf brachen sich die ersten Schüsse in den Berghängen und spielten das Echo zurück.
Obwohl es hier sehr schön ist hatte ich mich entschlossen, dass ich heute gemütlich eine WoMo-Wanderung mache.
Ich fuhr weiter auf dem schmalen Pfad in die Berge. Lernte etwas spanisch. Alle paar hundert Meter war ein Schild am Straßenrand „Cota Privato de casa“. Ich entschied, dies gilt nicht für die Straße sondern für die Berghänge links und rechts des Pfades. Es wollte auch niemand etwas von mir.
Die Fahrt war abenteuerlich aber keine Herausforderung. Für die knapp 10 km brauchte ich eine Stunde.
Wieder zurück auf einer Asphaltstraße plante ich dann ganz um. Ich fuhr nicht zurück nach Gorafe sonder fuhr auf kleinsten Bergstraßen über Villanueva de las Torres nach Alicun auf der Gr 6101. Auf meiner Karte endete die Straße dort. Ist aber weit gefehlt. Von dort führen mehrere unbefestigte Wege nach Huesa. Es ist eine sagenhaft schöne Fahrt durch diese Bergwelt.
Auf 60 km sah ich ein anderes Auto und zwei Schafhirten mit ihren Tieren. Ansonsten nur Olivenhaine. Keine Menschen und nur ein paar ganz kleine Ansiedlungen. Vielleicht waren die auch ausgestorben, Menschen sah ich nicht. Die Wege auch nur so breit, dass man gerade ab und zu ausweichen könnte bei Gegenverkehr. Es kam aber Gegenverkehr!
Für die gut 100 km nach Cazorla benötigte ich 5 Stunden. Das war es aber Wert! War mein persönliches Geburtstagsgeschenk heute.
In Cazorla beginnt das größte Naturschutzgebiet Andalusiens. Ich kam an der Quelle des Rio Guadalquivir vorbei, der hier entspringt, und erst einmal im Stausee Trancode Beas angestaut wird. Wasser ist hier ein sehr knappes Gut.
Cazorla selbst ist ein sehr schmucker Ort der mich an alpenländischen Flair erinnert. Alles herausgepuzt.
Der Nationalpark selbst besteht aus Kiefern, Pinien und Pappeln die von Mufflons, Hirschen und vielen Wildschweinen durchstreift werden. Auch Adler gibt es hier.
Werde Morgen eine kleine Wanderung machen.