Die hunderte von Fahrradfahrern, die in Malawi bis hin zur Grenze noch die Straßen gefüllt hatten sind verschwunden, d.h. sie wurden durch Motorradfahrer ersetzt. Mit ihren kleinen Knatterkisten rasen sie über die Straße, besetzt mit manchmal 4 Personen oder mit Gepäck weit höher als der Fahrer. Der Verkehr hat deutlich zugenommen. Die Fahrer sind deutlich aggressiver. Unser Leben hat weniger Wert.
Dies meine ich wörtlich. Heute auf einer Strecke von knapp 200 km haben wir 6 schwere LKW-Unfälle gesehen. Besonders LKW und Busse fahren mit atemberaubender Geschwindigkeit, der stärkere hat Recht. Dies ist zwar überall bisher so gewesen, aber so ausgeprägt noch nicht. Wir sind froh, dass unser WoMo nicht ganz klein ist. Schon bald haben wir herausgefunden, dass der Dieselpreis hier bei knapp über 1.-€ liegt und dass die Preise für uns sehr günstig sind. Eine Flasche Cola in der Wirtschaft kostet umgerechnet 35 €-Cent. Die Zeit ist hier erneut eine Stunde vorgestellt und wir müssen uns daran erst gewöhnen. Für heute finden wir einen Übernachtungsplatz in Mbeya in einer christlichen Einrichtung, welche sich die Aufgabe gestellt hat, die Bibel in über hundert Sprachen zu übersetzen und zu drucken. Diese Nacht schlafe ich nicht ganz so gut. Da wir aber noch immer auf über 1500 m Höhe sind, ist es erstaunlich angenehm kühl und uns schaudert schon vor Daressalam, dort soll es im Februar sehr heiß sein und auch nachts nicht abkühlen. Heute sind wir dann weiter gefahren bis Kisolanza und campen hier auf einer Farm. Die Anlage ist wunderschön hergerichtet und wir fühlen uns gut versorgt. Wir schlafen zwar, wie immer, im WoMo aber Frühstücken wollen wir morgen früh auf der Farm und heute Abend geht es noch in die Bar. Der Tag heute war ein Fahrtag und sehr anstrengend.
Die aggressive Fahrweise, die Unfälle und die vielen Polizeikontrollen kosteten Nerven und Kraft. Das kann nur besser werden. Die meisten Polizeikontrollen wollten bloß einen Schwatz halten mit woher und wohin. Eine war aber besonders „nett“ und ich habe mich im Nachhinein etwas geärgert über meine falsche Reaktion. Es ging etwas den Berg hinunter und ich dachte, lass den Motor etwas hochdrehen und gib Gas, damit er sich etwas frei pustet. Gedacht, getan. Der Tacho zeigte kurz 120 km/h. Es war nur kurz, aber einen Kilometer weiter sprang ein Polizist auf die Fahrbahn und hielt mich an. Ich wäre zu schnell gefahren! Er hielt mir die Radarpistole unter die Nase, die 85 km/h zeigte und erklärte, 50 km/h seien erlaubt gewesen. Upps, 120, 85, 50, was gilt nun, was ist am günstigsten. Sein Kollege im Fahrzeug am Straßenrand hat dann die Verhandlungen mit mir aufgenommen. Kurz um, er wollte gerne ohne Beleg umgerechnet 20.- €, ich habe ihm dann 5.- € angeboten und auf 7.- € haben wir uns dann geeinigt. Mit Handschlag hat er mich dann verabschiedet und das war es. Geärgert hab ich mich deshalb, die Radarpistole war manipuliert und ich hätte mir die Bilder genau zeigen lassen können. Da ich aber wusste wie schnell ich tatsächlich war, ließ ich es lieber nicht darauf ankommen. Hier ist nämlich außerhalb der Ortschaften die Geschwindigkeit auf 80km/h beschränkt.
Dieses Land, so steht es schon im Reiseführer, hat überall Plakate hängen, die für eine Antikorruptionkampagne werben und doch sind die meisten Beamten so korrupt, dass dem Staat dadurch sehr geschadet wird. Es interessiert aber keinen, keiner geht dagegen vor. Es war eine richtig gute Nacht auf der alten Farm. Es war kühl, man merkte die über 1800 Höhenmeter und es war sehr ruhig. Wir schliefen beide die Nacht durch.
Morgens dann ein sehr gutes Frühstück, mit schön gedecktem Tisch und frischen Früchten. Kaum dann wieder zurück auf der Hauptstraße, wir fuhren gerade mal 6 km, war schon wieder eine Radarkontrolle. Allerdings fuhren wir am 50 km/h Schild genau 49 km/h. Wir wurden gestoppt und die Tussi sprach uns in Suaheli recht mürrisch an, 65 km/h seien wir gefahren, murrte sie dann auf Englisch! Wir zuerst mal, einen guten Morgen, wie geht es ihnen… und dann war ich aber relativ barsch. Gisela machte das besser indem sie sehr nett sagte, völlig unmöglich, wir sind nicht zu schnell gewesen. Die Polizistin zeigte uns ihre Radarpistole, denke es war eine Attrappe und ich zeigte auf unser Navi und erklärte, am Computer könne ich beweisen, dass der Vorwurf nicht stimmt. Die Polizistin sagte, sie würde das Foto nun holen als Beweis und Gisela erwiderte, wir hätten Zeit. Ich machte demonstrativ den Motor aus. Die Polizistin schaute uns böse an und sagte, weiter fahren! Also gut, jeden Tag können wir ja nicht einen Polizisten hier ernähren! Unterwegs war außer einer wunderbaren Landschaft nicht viel Sehenswertes und so fuhren wir sehr gemütlich bis etwa 300 km vor Daressalam. Hier stehen wir nun an einer schönen Hotelanlage, die ein Schweizer betreibt.
Unterwegs auch heute, wir hatten uns aber schon ein wenig daran gewöhnt, wieder diese aggressive Fahrweise. Allerdings heute vermehrt durch die Linienbusse. Diese überholen überall, an Kuppen, in Kurven, es wird gehupt und gerast. Ein Wunder, dass dadurch nicht mehr passiert. Wir hielten uns an alle Geschwindigkeitsbeschränkungen. Dies fällt zwar manchmal schwer, die Ortschaften sind teilweise 7 km lang und alle 500 m kommt ein Haus, aber was soll es, wir haben Zeit.
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Ja, lieber Ralf, auf den Bericht bin ich auch gespannt… Ich bin froh, dass es wieder aufwärts geht. Ich habe mir auch schon große Sorgen gemacht, hauptsächlich aber, dass nun kein Reisebericht mehr kommt 😉 Ich hatte gestern schon geschrieben, aber die mail ist verschwunden. Jetzt hoffe ich, dass es dir lieber Wolfgang, bald besser geht und Ihr die Reise fortsetzen könnt. Auch dir liebe Gisela, alles Gute. Es war bestimmt auch für dich ein großer Schock.
Danke, Claudia, für die Information!
Das sind ja keine guten Neuigkeiten, aber ich freue mich sehr, dass die Medikamente Wirkung zeigen. Gute Besserung und toi, toi, toi, dass es trotzdem unverändert weitergehen kann!
Bin schon gespannt auf den Bericht über das Krankenhaus …
Super Nachrichten: die Medikamente zeigen Wirkung, wie es aussieht darf er Mirgen das KKH verlassen 🙂
Hallo Claudi,
ich habe mich ebenflalls, wie Ralf, schon gewundert, wo die beiden stecken. Leider ist es nicht Nürtingen oder Esslingen. Da könnte man schnell mal hin. Jetzt heißt es hoffen und abwarten. Auf jeden Fall alles Gute für die beiden. Gerne würde ich helfen, aber wie ??
p. s. wir verstehen eure Sorge und werden euch informieren. Bitte ruft nicht alle an, da wir euch noch nichts sagen können. Danke!
Hallo Ralf, liebe Blog-Freunde,
leider liegst du mit deiner Vermutung richtig. Derzeit sind die Beiden in Tanzania in Dar es Salaam. Seit Sonntag hat es unseren Papa „erwischt“ und seit gestern ist er im Krankenhaus, Malaria.
Die Ärzte Tun ihr Bestes um ihn aufzupäppeln und wir müssen schlichtweg auf die Ergebnise der Untersuchungen warten. Keine Panik, auch wir wissen nicht mehr, aber das Krankenhaus hat einen guten Ruf und macht einen guten Eindruck!
Die Mama schlägt sich sehr tapfer und ihr geht es gut.
Drückt einfach alle eure Daumen, ich werde mich melden, sobald wir Neues wissen.
Eure Claudi
Liebe Claudi, danke für Deine Info. Auch wir waren ziemlich beunruhigt, weil keine Berichte mehr kamen.
Denken an Euch alle, wünschen alles Gute. Liebste Grüße Rose und Emil
Sorry, 3 Schreibfehler gefunden in meinem letzten Beitrag! Wolfgang, dem Blog fehlt eine Funktion zum nachträglichen ändern. 😉
Hallo, ihr zwei!
Jetzt ist die letzt Aktualisierung eures Blogs schon 8 Tage her – müssen wir uns Sorgen machen? Oder genießt ihr nur das Leben? Oder fehlt es an dem passenden Internet-Zugang?
Wie stets denn mit eurem Saudi-Arabien-Visum? Das hört sich bislang ja alles sehr gut an.
Jetzt seit ihr fast 8 1/2 Monate unterwegs – wie viele km sind es denn inzwischen geworden?
Viele Grüße aus dem noch immer etwas frostigen Deutschland,
Ralf
Jawohl, ihr habt noch etwas Zeit,
liebe Grüße – und aufpassen, ihr werdet noch gebraucht!!!