Auch die Neustadt von Riga war für uns nicht der Renner! Riga ist einfach nicht „unsere“ Stadt.
Die Ausfahrt aus Riga war genau wie die Einfahrt. Graue Häuser, holprige Straßen mit viel Verkehr und schlechter Fahrweise. Am Golf von Riga fuhren wir entlang Richtung Norden. Hier, etwas außerhalb der Stadt, wurden dann die Straßen besser und die Häuser netter. Ferienregion und im Sommer „steppt hier bestimmt der Bär“.
Kurz vor der Grenze zum kleinsten Staat der baltischen Republiken wurden die Straßen wieder maroder und die ehemaligen Grenzgebäude zeigten deutlich noch den sozialistischen Stil.
In Estland sind die Straßenverhältnisse dann schlagartig in gutem Zustand, die Bausubstanzen besser und die Städte wohnlicher. In den Läden gibt es das gleiche Angebot wie bei uns. Die Preise entsprechen bei den meisten Artikeln auch unserem Niveau. Der Dieselpreis liegt bei 1,11 €.
Wie steht so schön im Reiseführer, Estland lässt sich mit dem Fahrzeug bequem in 4 bis 5 Stunden durchqueren. Wir wollten ursprünglich Estland gar nicht durchfahren, zumindest nicht so weitläufig. Da unsere Visa aber erst ab 20.4. für Russland ausgestellt sind, schlug Gisela die Fahrt nach Tallinn vor. Von dort ist es dann nur noch eine gute Tagesreise bis St. Petersburg. Allerdings war der Vorschlag von Gisela, dass wir diesen Teil der Reise mit dem Schiff unternehmen. Beim ersten Nachfragen im Fährbüro war ich doch etwas nachdenklich. 280.- €, 4 Tage Reisezeit für 400 km Seereise? Beim Weggehen sagte ich zu Gisela, irgendetwas stimmt da nicht!? Gisela kam das Ganze auch merkwürdig vor und ging zurück. Ich holte inzwischen das etwas abseits geparkte WoMo. Als Gisela ins WoMo dann einstieg, hatte sie ein Ticket für 158.- € und eine Fahrzeit von einer Nacht. Die Dame im Fährbüro hatte uns schlicht bei der ersten Anfrage eine Rundreise, mit Auto, von Tallinn über St. Petersburg, Helsinki und Stockholm nach Tallinn angeboten. Wir hätten vermutlich dumm geschaut, wenn uns dies nicht vorher aufgefallen wäre. Somit ist nun alles klar, wir fahren mit der Fähre morgen nach St. Petersburg.
Tallinn ist eine wunderbare Stadt. Die Altstadt hat viele schöne Gebäude und der historische Kern wirkt mit seinen engen Gassen mittelalterlich. Uns gefällt es hier sehr gut. Es ist ein recht internationales Publikum hier. Dies ist allerdings nicht verwunderlich. Große Kreuzfahrtschiffe, Fähren und vor allem Schnellboote aus Finnland laufen den Hafen regelmäßig an. Helsinki ist nur ca. 70 km entfernt und somit ist es für die Finnen eine Shoppingtour hier her und Alkohol ist zudem günstig zu erwerben. Zum Abschluss des Tages besuchten wir die Nikolaikirche, die als sakrales Museum betrieben wird und ein darin aufgeführtes Orgelkonzert.
Leider ist es noch immer mit gerade mal 5° C sehr kalt. Heute bleiben wir im Jachthafen, wo wir einen Stellplatz bekommen haben. Der Strand hier soll wunderbar sein und wir haben vor, im Moment ohne sichtbare wärmende Sonne, einen längeren Spaziergang zu unternehmen. Morgen geht es dann vor der Abfahrt zum Einkaufen.
Wir haben hier ein ausgezeichnetes Weinlager entdeckt und wissen ja nicht, was in Russland kommt. Dann vor der Abfahrt der Fähre um 17.30 Uhr noch in die Stadt.
Gisela hadert schon sehr mit den Umständen. Das kalte Wetter, der sozialistische Tatsch und die nordische Kühlheit machen ihr zu schaffen. Es ist aber auch für mich sehr gewöhnungsbedürftig und das Gefühl des „zu Hause seins“, welches in Afrika da war, stellte sich noch nicht ein. Der Vergleich mit der Reise durch Afrika ist vermutlich noch zu sehr in unseren Köpfen.