Auf dem Weg nach Moskau

Als wir zum ersten Mal heute Morgen die Augen kurz öffneten war die Welt noch in Ordnung. Die Sonne blinzelte herein. Beim zweiten Öffnen der Augen sahen wir das Thermometer, es hatte 7°C. Es war ein starker Wind aufgekommen. Nun konnten wir dem Thermometer zusehen wie es nach unten ging. Als es noch 2 ° C anzeigte, fing es an zu schneien. Der nasse Schnee blieb sogar liegen. Trotz Sauwetter gingen wir auf den Bus. Innerhalb kürzester Zeit trieften wir vor Nässe. Zum Glück fuhr der Bus an der Eremitage direkt vorbei. Als wir ausstiegen hatte der Schneefall aufgehört, der Wind war geblieben. Allerdings, 2 Stunden später hatte es wieder 7° C und die Sonne schien. Absolutes Mistwetter. Da wir aber heute das Museum besichtigten, waren wir im trockenen und warmen.

Es ist phantastisch was hier an Reichtümern aus vergangenen Tagen angesammelt wurde. Das Museum erhält großzügige Zuwendungen aus den Niederlanden und von der Guggenheim-Stiftung. Der russische Staat belässt die meiste Zuwendung bei Versprechen.

Die Großzügigkeit der Anlage, die Vielfallt der Exponate, das Interieur der Räume ….. alles eine Augenweide. Nach über 4 Stunden Besichtigung war ich richtiggehend müde und hatte, trotz der tollen Eindrücke, keine Lust mehr. Nützte aber alles nichts. Gisela war zwar ebenso müde, aber die Isaak Kathedrale musste unbedingt noch besichtigt werden. Ein absolutes Muss, so zumindest Gisela. Also pilgerten wir dort hin. Schon nach dem Durchschreiten der Pforte musste ich Gisela recht geben. Die drittgrößte Kuppelkathedrale der Welt beeindruckte durch ihre Größe, ihre Gemälde, ihre Deckenmalereien und ihre reichhaltige Vergoldung. Es ist tatsächlich ein Muss und es wäre mehr als schade gewesen, wenn wir diese Eindrücke versäumt hätten.

Solche Besichtigungstage sind anstrengend und wir waren dann beide froh als wir mit der Metro wieder am WoMo angekommen waren. Die Metro ist einfach schneller als der Bus. Mit der Metro sind es 2 Stationen zur Innenstadt, mit dem Bus fährt man fast 1 Stunde.

Morgen wollen wir diesen Platz verlassen. Den Besitzer haben wir leider nicht mehr getroffen. Gisela hat ihn deshalb noch angerufen und sich herzlich für die Gastfreundschaft bedankt. Als kleine Geste haben wir ihm eine Flasche Sekt auf den Schreibtisch gestellt. Nachdem wir ein gutes Abendessen verspeist haben sitzen wir nun im WoMo. Es wird vom heftigen Wind gerüttelt, ist aber dank unseres Heizlüfters mollig warm. Bei einem guten Glas Rotwein, den es hier auch gibt, sitzen wir gemütlich und werden heute einen Film anschauen.

Den Film haben wir angeschaut und er war sehr spannend. Leider ohne Schluss, unser neues Aufnahmegerät hat wohl zu früh abgeschalten und somit ist der „Mörder“ für uns unerkannt geblieben. Spannend war er aber doch.

Der Abschied aus St. Petersburg führte uns quer durch die Stadt. Alle Sehenswürdigkeiten waren nochmals zum Greifen nahe. Die Route führte uns über den Nevski Prospect (die Haupteinkaufsstrasse der Stadt) zur etwas außerhalb gelegenen Vertretung der Truma Gasheizung. Die einzige Vertretung in ganz Russland. Das Haus war in einem äußerst baufälligen Zustand und sah nicht nach Werkstatt oder Vertretung aus. Die Tür war verschlossen, die Zufahrt eine Erdpiste mit tiefen Löchern, daneben eine sehr baufällige Baufirma. Die andere Seite der „Werkstatt“, ein genauso baufälliger Schuppen. Dort traf Gisela einen Mann der zumindest glaubte, dass nebenan die Vertretung sein könnte und es sei ja erst kurz nach 9 Uhr morgens, die kämen bestimmt noch. Also warten war angesagt. Tatsächlich um kurz vor 10 Uhr kamen zwei Arbeiter und einer machte sich gleich über unsere Heizung her. Ich zweifelte an seinem Sachverstand, aber er ließ sich nicht beirren. Was allerdings über 4 Stunden dauerte und dazu führte, dass wir die ganze Heizung mit großem Aufwand ausgebaut haben, um dann nach Zerlegung der Heizung festzustellen, dass doch der Thermostat und die Steuerung defekt waren. Zur Ehrenrettung möchte ich sagen, dass der Monteur eine neue Steuerung probiert hatte, die aber auch defekt war. Egal, die Heizung funktioniert wieder. Der Preis wurde aus dem Internet direkt von Truma vorgegeben. Der Einbau war inklusive. Lange genug probieren und es funktioniert wieder, so mache ich es auch manchmal!

Bevor wir dann weitergefahren sind, haben wir noch getankt. 62 Cent der Liter, wir waren happy.

Es war dann schon nach 13 Uhr als wir uns auf den Weg nach Moskau machten.

Außerhalb der Stadt veränderte sich schon bald das Bild. Viele Holzhäuser und unser Freund Emil hätte als Fensterbauer viel Freude und 100 Jahre Arbeit.
Die Häuser oft in einem sehr baufälligen Zustand. Meist Holzhäuser, manchmal auch in Blockbauweise. Fast ausschließlich waren die Dörfer als Straßendörfer angelegt. Nebenstraßen gab es selten. Im Reiseführer steht, dass oftmals Radarkontrollen sind und man sich tunlichst an die Geschwindigkeitsbeschränkungen halten soll. Die Dame in unserem Navi mahnte sehr oft, „sie überschreiten die….“. Wir haben dann aber schon bald herausgefunden, dass die angenehmste Fahrweise ist, hinter einem LKW herzufahren. Die fahren sehr flott und kennen jedes Schlagloch. Polizisten sahen wir zwar ab und zu am Straßenrand, Polizeikontrollen waren aber relativ selten und niemals bei uns.


Am Spätnachmittag fuhren wir dann auf eine LKW-Raststätte. Dort gab es sehr saubere Toiletten und Waschräume mit Duschen. Ein super Service. Gisela hat dann für 1.-€ noch eine Waschmaschine gefüllt und eine Stunde später war die getrocknete Wäsche zurück. In der Nacht waren wir so zugeparkt, dass unser WoMo garantiert nicht hätte gestohlen werden können. Ein sehr unromantischer Platz, ich verbrachte aber dort die beste Nacht unserer bisherigen Reise.

Am Morgen löste sich dann der „Parkknäul“ allmählich auf und wir fuhren die restlichen 500 km nach Moskau. Bis zum Einzugsbereich Moskaus veränderte sich nichts entlang der Strecke. Viel Wald, viel Sumpf. Unterwegs hielten wir noch in einem kleinen Lokal und haben für knapp 6.- €, beide zusammen, zu Mittag gegessen. Auf dem Land ist es noch sehr günstig, am nächsten Tag in Moskau waren die Angebote und auch die Preise so wie bei uns zu Hause.

Es war schon sehr spät am Nachmittag als wir in Moskau ankamen. Das Navi brachte uns zuerst zu einem Campingplatz, der nicht vorhanden war. Campingplätze in Russland sind halt etwas Besonderes. Der Promobil Stellplatzführer zeigte dann einen auf, der 30 km entfernt war und ganzjährig zu benutzen ist. Die Strecke führte uns entlang des mittleren Rings quer durch die Stadt. Obwohl es Samstagabends war, mussten wir drei Staus bewältigen. Wir fühlten uns auf der 4spurigen Straße wie zu Hause im dicksten Feierabendstau. Wir kamen aber am Stellplatz an. Dort staunten wir nicht schlecht, es standen 2 MAN Geländewagen mit deutscher Zulassung auf dem Platz und ein Engländer mit seinem Wohnmobil. Die ersten Individualreisenden die wir trafen. Der Stellplatz ist für seinen Service zu teuer, man ist aber ja in Moskau. Der Service ist deutlich schlechter und nicht zu vergleichen mit dem der LKW-Raststätte. Trotz allem, der Platz ist in Ordnung. Die zwei MAN-Wohnmobile wollen ebenfalls zum Baikalsee.

Heute am Sonntag ist Ruhetag und es war lediglich ein Bummel durch den Park bis zur Metrostation angesagt. Örtliche Erkundungstour. Wir spazierten also die 4 km durch den Wald und über ein Ausstellungsgelände und waren erstaunt über die vielen Menschen und den Rummel, den wir antrafen. In den Ausstellungshallen besuchten wir eine Gartenzubehör-Ausstellung und eine Hunde-Leistungsschau. Wir sahen Hunde, so affige und nackte Hunde, dass wir kopfschüttelnd wieder gingen. Natürlich waren auch super Hunde dabei. Die Babysachen Ausstellung, die auch noch da war, schenkten wir uns dann. Tausende von Menschen, mit dem Fahrrad, dem Roller, den Skatern und und und, bevölkerten den Park. Sonntag in Moskau eben. Kein Unterschied hier in der Stadt oder zu Hause, natürlich bis auf die Sprache und die vielen Ausländer, die um uns herum eben waren. Irgendwo auf der Welt ist eben jeder Ausländer, sagt ein schlauer Spruch.

Wir kauften noch Lebensmittel ein und schlenderten dann zurück zum WoMo, wo wir einen gemütlichen Nachmittag verbrachten.

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