Am Montagmorgen fuhren wir mit der Straßenbahn zur Metro. Dies erwies sich als etwas komplizierter als erwartet. Ein völlig anderes Bezahlsystem. Bus- und Straßenbahnlinien erschließen sich uns als Kurzbesucher nicht. Gerade mal die Abfahrtszeit ist angeschrieben. Kein Endziel, keine Zwischenhalte. Die Dame an der Rezeption sagte uns zwar, dass die Linie 25 richtig sei, an der Haltestelle erklärte man uns aber, dass auch die Linie 11 geht. Da der 11-er gerade kam, nahmen wir den. Falsche Richtung, eine Dame erklärte uns, dass wir aussteigen müssten und den 7-er nehmen. Gesagt getan und wenig später waren wir an einer Metrostation. Nicht an der, die wir ursprünglich erreichen wollten, nun war aber ersichtlich wie es weitergeht. Nur noch das Feststellen, dass Metrofahrscheine und Straßenbahnfahrscheine verschieden sind und schon ging es in das Zentrum der Metropole. Die Metro war ungeheuer laut und somit war nicht verwunderlich, viele hatten Kopfhörer auf und ließen sich berieseln. Allerdings stellten wi9r später fest, dass die ganze Stadt sehr laut ist. Vielleicht sind wir aber auch feinfühliger geworden. Im Vergleich zu Petersburg stellten wir fest, dass die Straßenbahnen und Busse einen neueren Standard hier aufweisen und nicht den Eindruck erwecken, dass sie noch aus dem 50-ziger Jahre stammen.
In der Station Ljublianca stiegen wir aus. Der erste Blick den wir dann erhaschten, war auf das ehemalige berüchtigte Gefängnis der Staatssicherheit. Über die Fußgängerzone, eine Prachtstraße, spazierten wir zum berühmten Moskauer Kaufhaus GUM. Hier sind alle Modemarken der Welt vertreten und in dem bombastischen 3-stöckigen Gebäude tummelten sich nur wenig Menschen. 10 Uhr morgens war aber auch noch sehr bald. Nur goldenes Geglitzer, nur Glamour. Allerdings in ganz Moskau, das Preisniveau wie zu Hause, z.B. ein großer Cappuccino 5.- €.
Ein paar Meter weiter, der Rote Platz. Umrahmt von alten historischen Gebäuden und der riesigen Mauer des Kreml. Die ehemalige Festung und heutiger Regierungssitz überragt alles. Der Platz alleine ist schon sehr beeindruckend. Im Vorfeld zur 1.Mai Kundgebung und zur Machtdemonstration anlässlich des 70. Jahrestages des Sieges zur Beendung des 2. Weltkrieges am 9. Mai wurde der Platz gerade vorbereitet. Wir konnten uns die Militärparade sehr gut vorstellen, die hier in Bälde erfolgen soll. Tribünen waren schon aufgebaut, Absperrungen hergerichtet, der Platz wurde geschmückt und mit Propaganda versehen. Was wir nicht wussten, pünktlich um 14 Uhr wurde das Museum am Rande des Roten Platzes geschlossen. Polizeifahrzeuge drängten die Menschen vom Platz. Polizisten sperrten den Zugang zum Platz ab. Innerhalb von 15 Minuten war der Platz geräumt und ein Polizist erklärte Gisela, dass der Platz nun zur intensiven Vorbereitung der kommenden Festlichkeiten gesperrt ist. Glück gehabt, etwas später und wir hätten den Platz nicht betreten dürfen.
Die orthodoxen Kirchen, auch hier in Moskau, im inneren so prächtig mit Gold und Gemälden verziert, dass es einem die Sprache raubt. Im Gegensatz zu vielen berühmten christlichen Kirchen, die wir aus Europa kennen, bezahlt man hier in die orthodoxen Kirchen keinen Eintritt. In den Kirchen ist Filmen und Fotografieren untersagt, was aber verständlich ist. Es sind sehr viele gläubige Menschen in der Kirche und die Ehrerbietung dieser Menschen ist sehr groß.
Am Rande der 5-spurigen Zufahrtsstraße die zum Kreml hinführt, lag auch schon das Absperrmaterial bereit. Am 9. Mai ist hier alles dicht und Militärfahrzeuge donnern auf den Kreml zu. Wir sind froh, dass wir da schon weg sind. Solche Paraden sind nicht unsere Welt. Hier in der Straße kauften wir dann noch russische Straßenkarten. Wir waren erstaunt, wie problemlos dies möglich war. In allen Reiseführern steht noch, dass Kartenmaterial selten und wenn, meistens veraltet sei. Wir erstanden zwei Straßenkarten, die einen guten Maßstab haben und aus dem Jahr 2014 datieren. Die Reiseführer sollten mal überarbeitet werden.
Moskau ist eine pulsierende Metropole, in der ihre sozialistische Vergangenheit nach und nach verschwindet.
Auf dem Campingplatz gab es dann ein kleines Problem. Natürlich war die amtliche Registration noch nicht getätigt. Das bedeutete für uns warten. Um 10 Uhr sollte alles erledigt sein. Natürlich war um 10 Uhr nichts erledigt und um 10.30 Uhr erfuhren wir, dass die Registrierung in Moskau erst ab dem 7. Tag erfolgen muss. Im Reiseführer steht ab 72 Stunden. Die russischen Behörden lieben ja Formulare und Stempel, wir können damit leider nicht dienen. Wir fuhren also los und harren der Dinge, die da noch auf uns zukommen.
Der goldene Ring, der sich nordöstlich von Moskau aus verschiedenen Städten zusammensetzt ist ein Muss. Hier liegen die Wurzeln von Väterchen Russland. Seit dem 11. Jahrhundert sind hier die russisch orthodoxe Kirche und wichtige Handelsverbindungen ansässig. Wunderschöne alte erhaltene Gebäude zeugen aus vergangenen Jahrhunderten und dem damaligen Wohlstand dieser Region.
Viele Ortschaften und Städtchen konnten sich bis heute diesen Charakter bewahren. Erst seit Ende der Sowjetunion ist diese Gegend wieder durchgängig bereisbar. Hier war in den 90ger Jahren noch teilweise Sperrgebiet. Fast alle Städte liegen an der Wolga. Diese ist hier auch in ihrem Oberlauf noch schiffbar und hat eine Breite wie wir sie nur annähernd von der Donau kennen. Die Wolga, der längste Fluss Europas mit über 3500 km.
In einem kleinen Städtchen fragten wir (Tipp kam aus einem Reiseführer) Polizisten nach der Möglichkeit zu Übernachten. Da sie keine Fremdsprache sprachen, setzten sie sich in ihr Fahrzeug und baten uns, ihnen zu folgen. Nach 700 m zeigten sie uns einen ruhigen Parkplatz vor einem Hotel und signalisierten uns, dies sei ein idealer Platz. Und so war es dann auch.
Am nächsten Tag ging es weiter dem goldenen Ring entlang. Die Mittagspause verbrachten wir am Wolgastrand bei 25° C. So warm ist es inzwischen geworden. Nach dem Mittag war dann bei mir die „Luft raus“. Kultur ist anstrengend! Wir spazierten durch Kostroma, sahen den alten Markt an und fuhren dann einen bewachten Parkplatz an, wo wir die Nacht verbrachten.
Leider eine sehr unruhige Nacht, wofür aber keiner was konnte. In der Nähe wurde nachts die Straße gerichtet und die Baumaschinen waren sehr laut. Morgens fuhren wir dann weiter die 170 km nach Suzdal. Unterwegs bot sich nichts um groß anzuhalten und trotzdem fühlten wir uns, als ob wir durch ein Freilichtmuseum fuhren. In Suzdal selbst hatten wir eine Überraschung der netten Art. Die zwei Wohnmobile aus Moskau standen auf dem Campingplatz und der Campingplatz, angegliedert an ein neues Hotel, war ist der bisher beste unserer Reise.
Am Nachmittag machten wir einen schönen Spaziergang ins Städtchen. Eine Stadt, Partnerstadt zu Pforzheim, mit 2 Klöstern, einem Kreml, sehr schönen Kirchen und vielen gut erhaltenen und schön gerichteten alten Häusern.
Es tat gut, mal wieder deutsch mit anderen Leuten zu sprechen und Erfahrungen auszutauschen. Darüber hinaus war Wäsche waschen angesagt. Obwohl es heute etwas geregnet hat und kälter geworden ist, hat Gisela die Hoffnung, dass die Wäsche trocknet. Unsere Reiselust wurde heute durch den Wetterbericht ein wenig gedämpft. Die Mongolei hat einen Kälteeinbruch und nachts sinken dadurch die Temperaturen auf minus 8°C. Wir wollen auch endlich mal Sommer! Aber jetzt genießen wir erst mal diesen neuen, echt gut ausgestatteten Platz hier. Wer weiß was kommt…