Im Roadhouse noch erhielten wir auf unserem neuen namibianischen Handy sehr viele Anrufe von Namibianern. Die konnten allesamt nicht verstehen, dass sich unter dieser Nummer in Deutscher meldete. Nachdem auch noch drei SMS mit Scheckeinzahlungsbestätigungen eingegangen sind, kam uns dies doch auch etwas merkwürdig vor. Quintessenz der Geschichte ist, seit 3 Tagen funktioniert unser Handy nicht mehr. Der Netzbetreiber hat es vermutlich abgeschalten. Nun nehme ich auch alles zurück, es nützt nichts wenn man ohne jegliche Formalität eine Handynummer bekommt. Lieber etwas Formalismus und ein funktionierendes Gerät als jetzt den Aufwand mit Reklamationen.
Inzwischen haben wir am Montag das Roadhouse verlassen und waren in Ai Ais. Die Fahrt dorthin war sehr schön.
Sie führte uns durch eine Steinwüste, die teilweise so bizarre Züge annahm, dass wir fast der Annahme waren, wir sind auf dem Mond. Es ist für uns nur schwer vorstellbar, dass hier vor 100 Jahren deutsche Soldaten für deutsche Interessen gekämpft haben. Unvorstellbar auch, was die Pioniere hier geleistet haben, um dieses Land zu erforschen. Oftmals, sehr oft, soweit das Auge reicht nur gerade Ebene aus Steinen. Ohne sichtbare Vegetation.
Nach 7,5 km neigt sich die Erde soweit, dass der sichtbare Punkt in den Horizont übergeht. Wir finden diese Landschaft fantastisch und können uns nicht satt sehen daran.
Ai Ais ist eine Oase mitten in dieser Wüste und liegt in den Bergen am Fishriver.
Eine 60° C heiße Quelle mit schwefelhaltigem Wasser speist ein Mineralbad. Viel mehr als eine Tankstelle, ein Hotel mit Campingplatz, einen Outdorpool und einem Indorpool gibt es hier nicht. Der Indoorpool ist sehr nett angelegt und das heiße Wasser tat uns mehr als gut. Allerdings war ich anschließend richtig müde und erschöpft.
Wir blieben hier auf dem Campingplatz und fuhren dann heute, Montag, weiter Richtung Süden. Dort am Nordufer des Oranje geht die Straße dann Richtung Westen unmittelbar am Fluss entlang. Rechts die bizarren Berge, links der Fluss mit Schilf und Grün. Dahinter die Berge des Richtersveld-Nationalparks. Die Piste war gut befahrbar. Auf den knapp 100 km kamen uns vier Fahrzeuge entgegen, sonst sahen wir keine Menschen-Seele.
Gegen 12 Uhr waren wir dann in Rosh Pinah. Ein kleiner Ort in dieser Wüste. Wir frischten dort unseren Vorrat an Lebensmitteln auf und versuchten, die Handykarte wieder zu aktivieren. Das Erste klappte sehr gut, das Zweite leider nicht. Die Versorgung an diesem kleinen Ort mitten in der Wüste ist hervorragend. Da in den vergangenen Jahren hier eine neue Zink-Mine aufgebaut wurde expandiert dieser kleine Ort.
Mit Lebensmitteln wieder gut versorgt fuhren wir ca. 20 km zurück, um dort den Fluss mit einer Fähre zu überqueren und im Richtersveld zu übernachten. Leider haben wir kurz vor der Fähre festgestellt, dass der Grenzübergang nach Südafrika hier doch sehr offiziell ist. Wir müssten aus Namibia ausreisen und in Südafrika einreisen und Morgen oder Übermorgen dies alles wieder andersherum. Unser Visa für Südafrika gilt auch nur noch für 2 Tage und das Carnet ist auch schon auf Nambia ausgestellt. Mir war das Risiko einfach zu hoch, Gisela hätte es riskiert. Ich setzte mich durch und somit fuhren wir die 160 km bis Aus noch am heutigen Tag. Die Mine hat bewirkt, dass diese Straße zur besseren Infrastruktur geteert wurde. Somit verlief die Fahrt zwar zügig war aber von der Strecke her eher langweilig. Die Straße stieg von der Höhe des Oranje von 70 m so ganz allmählich auf eine Höhe von 1100 m an. Die Gegend war nach wie vor sehr flach und Steinwüste. Links von uns auf der ganzen Strecke das Diamantensperrgebiet. Hier ist jeglicher Zutritt untersagt. Allerdings wurden in einem großen Teil des Gebietes seit Jahren keine Diamanten mehr gefunden und es sind Bestrebungen im Gange, dieses Gebiet ebenso wie das Richtersveld als Nationalpark auszuweisen und diese Nationalparks grenzüberschreitend zu verbinden.
Wir kamen dann um 16.30 h in Aus an.
In Klein Aus gibt es einen sehr netten Campingplatz und eine Lodge. Leider hatten wir hier Pech. Ohne Vorbuchung geht nichts! Somit stehen wir nun in Aus etwas weniger romantisch auf dem Dorfcampingplatz mitten in der „Stadt“. Ein gutes Abendessen und ein noch besseres Glas Wein versöhnten uns aber.
Spätabends kamen dann noch weitere Gäste^, die ebenfalls in Klein Aus Vista abgewiesen worden waren und somit hatten wir mal wieder einen netten Kontakt auf Deutsch. Ein sehr nettes Paar aus München, die auch viel Reiseerfahrung haben.
Heute, Dienstagmorgen, verabschiedeten wir uns dann und besuchten als erstes das Konzentrationslager der Südafrikaner, die hier um 1915 deutsche Soldaten interniert hatten. Eine Gedenktafel und verfallene Reste der Häuser sind die Zeitzeugen. Die deutschen Soldaten wurden hier in dieser Umgebung gefangen gehalten bis 1919 der Friedensvertrag von Versailles abgeschlossen wurde. Interessanterweise blieben nach Freilassung über die Hälfte der Männer hier.
Dann fuhren wir wieder nach Klein Aus Vista und fragten erneut nach dem Campingplatz. Heute war es dann doch tatsächlich kein Problem und wir buchten vor. Von Donnerstag bis Sonntag wollen wir dann hier stehen.
20 km hinter Klein Aus gibt es sehr viele wilde Pferde. Die Pferde gibt es hier in diesem Wüstenabschnitt seit rund 100 Jahren und man vermutet, dass ehemalige Soldaten sie hier zurücklassen mussten. Pferde brauchen täglich Wasser.
Am Wasserloch fast gegenüber des ehemaligen Bahnhofs Garub wurden wir dann tatsächlich fündig. In einer Senke, um das Wasserloch war eine Herde von mindesten 100 Pferden. Dazwischen Sträuße und Oryx-Antilopen in größerer Anzahl. Die Pferde waren teilweise überhaupt nicht scheu und kamen auf Tuchfühlung heran. Wir waren längere Zeit alleine mit den Tieren und konnten die Stille genießen. Doch auch hier trafen wir einige Deutsche. Man merkt seit Tagen schon, dass zu Hause Schulferien sind.
Wir fuhren dann weiter über Kolmanskop nach Lüderitz. In Kolmanskop, der ehemaligen Diamantenstadt, schon lange eine „Geisterstadt“ hat sich seit unserem ersten Besuch vor Jahren nichts geändert. Da sie nur bis 13 Uhr besichtigt werden kann, haben wir uns dies gespart. In Lüderitz angekommen, ging es natürlich als erstes zum Telefonprovider. Ein langer Hickhack. Wir erfuhren, dass diese Telefonnummer gestohlen wurde und gesperrt ist. Vermutlich hatten wir mit der Polizei telefoniert und der Provider hat darauf die Karte, die uns irrtümlich übergeben wurde, wieder gesperrt. Zuerst erhielten wir eine neue Telefonkarte für 37 N$. Später stellte sich heraus, dass wir diese nun zusätzlich haben und die alte Karte, samt gekauftem Guthaben, wieder aktiviert werden soll. Morgen soll es funktionieren und wir sollen noch einmal vorbeikommen. Es ging heute Abend schon, wir gehen aber noch einmal hin. Gisela will sich für die Unterstützung sogar noch mit Schokolade bedanken. Verdient haben sie es, wenn es dann klappt. Wir verbrachten fast 2 Stunden dort mit einer Unterbrechung. Wir waren im „Two Ozean“ zum Mittagessen. Unsere „Afrika Freunde“ zu Hause kennen das Restaurant. Es gibt fantastisch guten frischen Fisch. Hier an der Waterfront hat sich wenig geändert, in Lüderitz selbst schon.
Die alten deutschen Gebäude sind herausgeputzt und strahlen in neuem Glanz. Der ausgebaute Tiefseehafen sorgt für ein geschäftiges Treiben. Wir stehen hier am Ende von Lüderitz auf einer felsigen Landzunge, umgeben vom Atlantik auf einem netten Campingplatz. Zu Fuß, dies wollen wir Morgen probieren, ist es eine halbe Stunde Gehzeit in die Stadtmitte.
Abends bekamen wir hier dann Besuch. Mit dem netten Paar aus München plauschten wir noch ausgiebig bei einer Tasse Tee. Sie haben leider nur 4 Wochen Zeit und fahren Morgen bereits weiter. Da wir wesentlich langsamer Reisen, sehen wir sie vielleicht in 14 Tagen wieder wenn sie dann schon auf der Rückreise sind. Es war sehr nett mit ihnen.
Heute, Mittwoch, waren wir zu Fuß den ganzen Tag in Lüderitz unterwegs. Kennen jetzt die ganze Stadt, das heißt alles bis auf die Armenviertel, die es auch hier gibt. Die Stadt ist sehr überschaubar und ausgesprochen deutsch geprägt. Wir machten uns sachkundig, ob eine Verschiffung nach Europa auch von Namibia aus möglich ist und erhielten eine Adresse in Walvis Bay. Es war ein sehr gemütlicher Spaziergang von mehreren Stunden. Wir fühlten uns auf Grund der Gebäude und der Stimmung sehr oft in unsere Kindheit zurückversetzt.
Kaum zu glauben, dass wir das Jahr 2013 schreiben. Die Felsenkirche mit wunderbar, bleiverglasten Fenstern. Alte Kegelbahnen, Tanzsäle, Lesestuben und Turnhallen stehen in der Kirch- oder Hohe- oder Ringstraße. Ganz nach Belieben und gänzlich deutsch. Leider soll dies nun alles der Moderne weichen. Nicht dass die Stadt dadurch moderner wird, aber die Lösung von Altem soll wohl auch hier erfolgen. Trotz sehr großem Widerstand in der Bevölkerung heißt die Stadt seit vergangenem Freitag !Nami?nůs. Die Umbenennung erfolgte ohne vorherige Verständigung der Bevölkerung. Schade, hier wird dem Gründer der Stadt nicht Rechnung getragen. Vor der Gründung durch Lüderitz gab es hier nur Wüste.
Im Kaffeehaus gab es eine Schwarzwälder Kirschtorte, die besser schmeckte als die meisten zu Hause (Torte von Monika außer Konkurrenz!). Auf den Straßen und in Läden wurden wir oft auf Deutsch angesprochen.
Fast hätte ich geschrieben, es war ein erfolgreicher Tag. Leider hat es mit unserer MTC Handykarte immer noch nicht geklappt. Wir tauchten zwar im 2 Stunden-Rhythmus im Laden auf und zeigten unsere Geduld, genützt hat es aber noch nichts. Morgen früh dann um 9 h …
egal wo man ist, mit dem Handy hat man überall Ärger! Ich habe jetzt von dem misslungenen Vertrag eine Rechnung bekommen! Bin in Gednken bei euch 🙂
Tolle Bilder, toller Bericht! Schön, dass ihr jetzt offenbar wieder besseres Wetter habt, vor allem Sonne. Kann man in Namibia eigentlich auch frei Campen?