Wolgograd und Abschied aus Russland

Der „Seelenverkäufer“ legte tatsächlich pünktlich ab und brachte uns heil ans andere Ufer. Da es schon relativ spät am Nachmittag war, fuhren wir nur noch ein paar Kilometer und kochten dann recht idyllisch am Ufer der Wolga unser Abendessen. Es war sehr windig und regnerisch. Wir fuhren in die kleine Stadt zurück und stellten uns auf den Leninplatz mitten im Ort. War leider mal wieder keine so gute Idee. Zwar wurden wir auch hier nicht belästigt, aber die gesamte Stadtjugend versammelte sich in unserer Nähe und beschalte uns mit lauter Rap-Musik. Ab 1 Uhr nachts war es dann traumhaft still.
Am nächsten Tag erreichten wir Wolgograd und fuhren über die längste Brücke Europas über die Wolga.

Es gibt hier nur zwei Brücken über die Wolga. Die Wolga, der längste Fluss Europas, ist ein Superlativ für sich. Sandstrände am Ufer wie an der Ostsee. Überall kann man hinfahren und direkt am Ufer parken, picknicken und schwimmen.

Auf die Frage nach einem Campingplatz kam von einer jungen Russin die schlichte Antwort: “ ihr könnt überall hin stehen und campen. Einen Campingplatz gibt es nicht!“. Ja, diese Erfahrung hatten wir auch schon gemacht. In dem riesigen Russischen Reich haben wir nur zwei Campingplätze entdeckt. So kam es dann auch. Wir standen 2 Nächte mitten in der Stadt, leicht erhöht mit Blick auf die Wolga an der Uferpromenade. Belästigung wieder keine! Hilfsbereit sind die Russen allemal. Als ich dort kurz vor der Abfahrt unsere zwei alten Reifen wechselte, hatte ich sofort 3 Helfer zum einladen der schweren Reifen. Kam mir dabei richtig als alter Mann vor dem man helfen muss, war aber trotzdem super!


Zwei Tage in Wolgograd reichten uns. Die russischen Städte haben fast alle noch den sozialistischen Charme und sind sich daher ähnlich. Wolgograd, an Feiertagen auch heute noch Stalingrad genannt, legt großen Wert auf die Darstellung der entscheidenden Schlacht im 2. Weltkrieg und dokumentiert dies auch in einem Museum. Dort gibt es historisches und neuzeitliches Kriegsgerät zu bewundern. Museen sind wie öffentliche Nahverkehrsmittel in Russland sehr günstig.

 

 

Eine Schifffahrt gönnten wir uns dann auch auf der Wolga. Die Schiffsanlegestelle ist mitten in der Stadt und doch so herunterge-kommen, dass es ein Jammer ist wie manche Bauwerke verfallen. Dagegen die Uferpromenade ein Prachtstück, der Rasen saftig grün. Ebenso prächtig und eindrucksvoll ist die „Mutter Heimat ruft“ und die Gedenkstätte der gefallenen russischen Soldaten. Die „Mutter Heimat ruft“ ragt ihr Schwert in die Höhe. 85 Meter hoch ist die Statue. Massiv aus Beton, ist sie ohne den Sockel schon 7900 Tonnen schwer. Allein das Schwert ist 33 Meter lang. Man kommt sich klein vor unter diesem kolossalen Monument.
Hier haben wir nun zum wiederholten Mal ein anderes Russland erlebt. Man gibt sich hier sehr europäisch. Russland ist so riesig und somit ist es nicht verwunderlich, dass „Mütterchen Russland“ so viele Gesichter hat.

Hier ist nun unser südlichster Punk dieser Reise erreicht. Gisela möchte nicht weiter nach Georgien und über die Türkei heimreisen sondern den kürzesten Weg nehmen. Somit geht unsere Reise von hier aus Richtung Nord-Westen und wir fahren nun unsere letzten 700 km in Russland ab. Die Landschaft ist hier hügelig und angenehm fürs Auge. Man fühlt sich fast wie zu Hause.

Morgen werden wir nun die russische Grenze überschreiten und Russland verlassen. Für ein Resümee ist es noch ein wenig verfrüht. In den nächsten Tagen werden wir dann auch auf den Anschluss zur Welt verzichten und kein Internet haben. Wenn wir dann wieder in der EU sind, wird dann sicherlich ein Abschlussbericht folgen.

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Kasachstan adieu, unser dritte Einreise in Russland

Die Nacht am, nicht im, Gefängnis war relativ laut. Vielleicht lag es aber daran, dass das Ende des Ramadan an diesem Tag gefeiert wurde. Die mehrheitliche Bevölkerung in Kasachstan ist mohammedanisch. Am Abend machten wir noch einen kleinen Spaziergang durch Aktöbe. Die Stadt gab aber für unsere Interessen nicht viel her und so fuhren wir langsam am nächsten Morgen zwar durch die Stadt aber mit dem Ziel, die Stadt zu verlassen und nach Oral zu fahren.
In Oral war ein Campingplatz im Navi ausgewiesen und den wollten wir genießen. Zwar schaute ich bei der Abfahrt noch auf den Tank und machte mir keine Sorgen, obwohl ersichtlich war, dass der Sprit bis Oral vermutlich nicht reicht. Bisher waren auf allen Strecken, selbst auf den kleinsten Strecken spätestens alle 60 km Tankstellen. Hier war über 300 km keine und dies auf einer Hauptverbindungsstraße. Dörfer gab es unterwegs auch so gut wie keine. Nur Steppe und Getreidefelder. Etwa 130 km vor Oral leuchtete das Reservelicht auf und dann 100 km vor Oral dann tatsächlich, wie auf der Karte ausgewiesen, ein kleines Städtchen. Die Tankstelle ist zwar nicht ausgewiesen aber es gibt eine. Ich war froh, es wäre echt knapp geworden.
In Oral fuhren wir den Campingplatz an. Er liegt etwa 12 km außerhalb der Stadt sehr schön am Fluss. Die Lage ist schön, der Platz leider total heruntergekommen. Die Dusche war das schlimmste was ich in meinem Leben als Dusche gesehen habe. So etwas gibt es nicht einmal in Afrika. Genau ein Stellplatz wäre in Frage gekommen. Der Treppen zum Fluss sind in einem Zustand, in dem man sich die Beine und Arme brechen kann. Die Datschas waren etwas besser, doch auch diese, zumindest von außen, erbärmlich. Für die Nacht wollte der Betreiber 5.- €. Wir verzichteten! Lieber stehen wir irgendwo wild in netter, sauberer Umgebung, Läusefrei, mit unserer eigenen Dusche.
Das mussten wir aber nicht. Etwa 7 km weiter gab es einen zweiten „Campingplatz“. Dies war zwar in erster Linie ein großer bewachter LKW-Parkplatz mit Motel. Für Wohnmobile gab es jedoch einen separaten kleinen Platz direkt am Motel und die Dusche und das angegliederte Cafe waren sauber und preiswert. Der Platz kostete 1,50 €. Die Nacht war sehr ruhig und wir schliefen gut. Abends saßen wir noch nett im Freien und waren am nächsten Morgen sehr erstaunt, dass Dauerregen eingesetzt hatte. Ohne Wind, ohne Sturm, ohne Gewitter, es hatte angefangen zu regnen. Wir wollten zwar noch einen Tag in Oral

bleiben, der Regen vertrieb uns jedoch. Es ist auch kälter geworden und es hatte statt 35°C am Tag zuvor nur noch schlappe 16° C. Die Stadtbesichtigung machten wir mit Regenschirm und durch riesige Pfützen. Die Stadt hat in ihrer Hauptstraße viele Gebäude, die man nahtlos als Filmkulisse der 40er oder 50er Jahre verwenden könnte. Beim genauen hinsehen bröckelt jedoch der Glanz.

In einer orthodoxen Kirche besuchten wir eine Messe. Feierlicher Gesang und Weihrauch. Weihrauch so stark, dass man damit bestimmt alles Ungeziefer hätte vertreiben können.
Bei strömendem Regen verließen wir kurz vor Mittag die Stadt.
Leider kommt jetzt der Teil, in dem ich bisher geschriebenes korrigieren muss. Waren die Straßen bisher ohne Frage alle gut befahrbar, sind wir von Oral bis zur russischen Grenze auf einer Straße unterwegs gewesen, die den Begriff nicht verdient. 50 cm breite bis zu 40 cm tiefe Querrillen. Schlagloch an Schlagloch und alle gefüllt mit Wasser. Für das Wasser kann niemand etwas. Es regnete. Die Schlaglöcher sind aber eine Zumutung! Ausweichen ins Gelände war auf Grund des Regens nicht möglich. Diese Straße ist eine Schande für Kasachstan! Unterwegs trafen wir dann zufällig unsere Reisebegleiter aus vergangenen Tagen. Auch ihnen war das Wetter zu mies und somit waren auch sie schon heute auf dem Weg zur Grenze.
Die Grenzformalitäten waren für uns rasch erledigt. Die Einreise nach Russland, es war nun unsere dritte Einreise, wieder mal völlig anders als bisher. Alle Formulare, welche bisher notwendig waren, sind an dieser Grenze hinfällig. Nur ein einfaches Personenformular, fürs WoMo nichts, mal sehen ob das gut geht. Unsere Reisepartner wurden von den kasachischen Grenzern zurück geschickt. Sie wollten ausreisen und erst am nächsten Tag (ihr Visum gilt erst ab morgen) in Russland einreisen. Übernachtung zwischen den Grenzen, das geht ja gar nie nicht!
Wir sind dann in Russland noch 80 km gefahren. Die Zeit wurde an der Grenze wieder 3 Stunden zurückgestellt und somit hatten wir noch „gewonnene Stunden“ zur Verfügung. Die Uhrzeit ist ein ständiges Thema. Navi und Telefon zeigen eine andere Uhrzeit an wie im Reiseführer und Gisela zweifelt ständig an der Richtigkeit der Zeit. Mit unseren Reispartnern haben wir dann telefoniert und ihre Situation erfahren. An der Grenze konnten wir sie nicht mehr sprechen, wir sahen sie nur zurück fahren. Morgen wollen wir uns noch kurz treffen. Spätestens in Saratov trennen sich unsere Weg dann. Wir wollen noch 300 km südlich nach Wolgograd. Gerade hat Gisela gelesen, dass Herr Putin angeblich die Stadt wieder gerne umbenannt hätte in Stalingrad.

 

soweit das Auge blicken kann

Wir stellten unser WoMo an der Moschee ab und dachten, dies ist ein ruhiger Ort. Leider übersahen wir dabei, dass in der Nähe junge Mädchen hier ihre Ferien verbrachten und abends ging dann die Party los. Besonders ein Autofahrer, vermutlich inzwischen schwerhörig, wummerte mit seinem Bass so laut, dass die ganze Stadt beschallt wurde. Wir wurden nicht belästigt, aber es wurde dann doch zu viel. Obwohl ich schon etwas Wein getrunken hatte, in Russland gilt die 0 Promillegrenze (hält sich aber fast keiner dran), entschloss ich mich umzuparken. Keine 300 Meter dann weiter, eine Polizeikontrolle! Ich konnte gerade noch vorher in einen Parkplatz einfahren und die Polizisten schauten mir neugierig beim einparken zu. Etwas später kamen sie dann vorbei und fragten, was wir hier tun. Schlafen? Ja, schlafen! Super, alles OK! Wir hatten ihren Segen. Eine halbe Stunden später wieder ein sanftes Anklopfen. Wieder 3 junge neugierige Polizisten. Wieder der gleiche Ablauf. Dann hatten wir endlich unsere Ruhe. Am nächsten Morgen stellten wir dann fest, dass wir direkt vor der Polizeiwache und der Immigrationspolizei parkten.
Wir fuhren vor die Stadt und warteten auf unsere Reisebegleiter. Gemeinsam fuhren wir die nächsten Kilometer Richtung Saratov. Dort hatten die beiden vor Jahren auf der linken Seite der Wolga einen Übernachtungsplatz an einem Badesee entdeckt. Diesen hofften sie wieder zu finden. Leider wurde daraus nichts. Nach einer Odyssee durch Engels trennten wir uns dann etwas genervt. Die Beiden wollten über den Fluss Richtung Ukraine und wir auf der linken Seite des Flusses Richtung Wolgograd. Wir wollten den Fluss auf keinen Fall überqueren, da wir die Strecke hätten wieder zurück müssen. Wir hatten in den vergangenen Wochen schon öfters Rücksicht auf die Situation der Beiden genommen, wollten aber jetzt nicht mehr einen Umweg in Kauf nehmen, um einen letzten gemeinsamen Abend zu verbringen. Zumal es auch für uns schon ersichtlich war, dass nur wenige Kilometer flussabwärts Wege direkt an die Wolga führten.

Tatsächlich, hier an der Wolga kilometerlanger Sandstrand

Die Beiden riefen noch einmal an, dass sie nun doch den See gefunden hätten. Da fuhren wir aber schon am anderen Ende aus der Stadt hinaus. 30 Minuten später standen wir idyllisch am Ufer der Wolga. Ein kleiner Sandstrand lud zum Baden ein. Allerdings empfand ich beim Schwimmen, dass das Wasser kühl war. Es tat aber richtig gut. Anschließend „badete“ ich noch meine neue Angel. Die ist aber Made in Kasachstan. Die Qualität ist miserabel.

Hier verbrachten wir eine ungestörte Nacht, zumindest bis 3 Uhr morgens. Mit Sonnenaufgang waren wir beide wach. Es regnete leicht. Wir haben die Zeitumstellung noch nicht verarbeitet. Anschließend schliefen wir aber noch bis 7 Uhr. Gisela hatte da aber das Gefühl, es wäre schon kurz vor Mittag.

Wir fuhren dann weiter auf der R226 Richtung Süden. Die Straße ist in einem passablen Zustand. Zwischen der Bereichsgrenze Saratov und Wolgograd ist sie auf 3 km quasi gar nicht vorhanden.

Reine ausgefahrene Piste mit sehr tiefen Spurrinnen von den schweren LKWs. Wir stehen hier nun am „Ende“ der Straße vor der Fähre, die erst in 5 Stunden fahren wird.Am Tag gibt es für diesen Kilometer über den Fluss nur 4 Abfahrtszeiten! Die Fähre ist sehr alt. Das Schiff wird über die Seite beladen.

Dies bedeutet einen riesigen Rangieraufwand, besonders für die großen LKWs.

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Astana und die große flache Steppe im Nord-Westen von Kasachstan

Unser Hotel in Astana war von den Zimmern ansprechend. Allerdings der Service der Belegschaft war mehr als fragwürdig. Die Klimaanlage mussten wir, da sie angeblich defekt war, selber aktivieren. Das Zimmer wurde in den 3 Tagen nicht gereinigt und das Frühstück genossen wir nur 2 Mal. Nach 3 Nächten hatte die Dame an der Rezeption vergessen, dass wir für 4 Nächte bezahlt hatten und wollte für 2 Stunden nachkassieren. Dabei merkten wir, dass die Zimmer hier auch stundenweise gemietet werden können. Fürs Wäsche waschen bezahlten wir nichts und bekamen unsere Wäsche gebügelt zurück. Unsere Reisepartner bezahlten 10.- € und gebügelt wurde erst nach Reklamation. Ich war stinksauer auf das Personal und als ich die Dame anpflaumte, war Gisela sauer auf mich. Was aber genug ist, ist genug! Englisch sprach hier sowieso keiner. Die Bezahlung erfolgt vorab und Quittung gibt’s erst bei der Abreise. Service ist hier fast in allen Hotels ein Fremdwort und im Asamat im Besonderen.

Nach 2 Tagen hatten wir vom angeblichen Nabel der Welt genug gesehen. Die Stadt ist einfach großkotzig. Taxi fahren ist sehr günstig und noch günstiger ist es, wenn man ein privates Fahrzeug anhält. Die meisten Fahrer sind gerne bereit, als „Taxi“ zu fungieren. Das Ganze zu etwa 70% des Taxipreises. Eine 10 km lange Fahrt quer durch die Stadt kostet dann ca. 3.- €. Bus fahren kostet pro Fahrt, egal wie viele Stationen, 0,40 €. Hier am Rande der Stadt entsteht sehr aufwendig das Gelände für die Expo 2017. Hier in der Stadt prallen Welten aufeinander. Unsere Reisepartner haben hier in der russischen Botschaft ihr Transitvisum für Russland beantragt und da wir gemeinsam die nächsten Tage noch reisen wollen, verbrachten wir auch den Dienstag noch hier in der Stadt.
Mittwoch früh ging es dann weiter. Unsere Reisepartner legten plötzlich einen Zahn zu. Als wir kurz vor 8 Uhr frühstückten, waren sie schon abfahrbereit. Die Strecke heute Richtung Esil war landschaftlich nicht sehr interessant und somit hatten wir gegen Mittag schon 250 km gefahren. Nach dem Mittagessen ging es dann weiter und Gisela und ich merkten, dass unsere Reisepartner sich unter Zeitdruck setzten. Da unser WoMo das schnellere Fahrzeug ist, war das von der Strecke her nicht schlimm. Die Straße war gut zu befahren. Wir fühlten uns aber unter Druck gesetzt und wollten dies so nicht haben. Das Fahren von langen Strecken ist für uns kein Problem. Der Zwang aber, fahren zu müssen schon. Gisela rechnete aus, wenn wir täglich 240 km fahren würden, wären wir am 15. Tag unseres Kasachstan Aufenthalts an der Grenze. Normalerweise hat man in Kasachstan 15 Tage Aufenthalt frei. Da wir ein Visa haben, ist dies für uns kein Problem. Unsere Reise-begleiter vertraten die Ansicht, dass 30 Tage frei wären, jetzt aber trauen sie „dem Frieden“ selber nicht mehr und wollen am Montag über die Grenze.
Nach einem sehr netten Abend mit ihnen und einem etwas misslungenen Abschluss trennten wir uns am nächsten Mittag nach dem Lunch. Misslungener Abschluss deshalb, Kinder belästigten uns und wurden frech und aufdringlich. Nachdem es dann beinahe eskalierte, zogen wir es vor, den Übernachtungsplatz zu wechseln und fuhren gegen 22 Uhr noch ein paar Kilometer bis ins nächste Dorf.

Am nächsten Morgen waren unsere Reisepartner dann schon wieder sehr früh auf den Beinen. Sie fuhren bereits ab als wir noch beim Frühstück saßen und schlugen dann später vor, dass es wohl vernünftig wäre, wenn sie voraus fahren würden. Kostanay, die Stadt unterwegs, wollten sie sich nicht ansehen. Gisela schwärmte zwar von den Cafes, die im Reiseführer standen, ansehen wollten wir sie aber auch nicht.
Nachdem wir gemeinsam dann das Mittagessen gegessen hatten hieß es Abschied nehmen. Uns viel es schwer, es waren doch einige nette Abende, die wir gemeinsam verbracht hatten. Wir fuhren durch Kostanay und dann auf der A22 in Richtung M32 teilweise an der russischen Grenze entlang. Auch hier stellten wir fest, dass allen Berichten zum Trotz, die Straße gut ist und wir rasch voran kommen. Die letzten 30 km vor unserer Nachtrast waren allerdings Straßenbaustelle.

Diese war in einen schrecklichen Zustand und die Spurrillen waren teilweise so tief, dass der Hilux mit dem Unterfahrschutz streifte. In dem kleinen Dorf Livanovka übernachteten wir. Kaum hatten wir uns hin geparkt, kam auch schon ein Mann aus dem Haus gegenüber. Wir könnten bei ihm parken, duschen und Wasser haben. Wir lehnten dankend ab. Wasser hatten wir wenige Minuten zuvor aus dem Dorfbrunnen geschöpft, duschen war nicht angesagt und der Stellplatz war gut. Einige Zeit später kam der Mann noch einmal vorbei, brachte uns einen Krug Wasser und einen Laib Brot als Willkommensgeschenk. Diese Gastfreundschaft ist rührend. Einige Zeit später hielten wir dann noch einen Schwatz mit einem Kasachen, der seit 9 Jahren in Düsseldorf lebt und hier in seiner alten Heimat Urlaub macht. Auf meine Frage, was man hier so macht, kam die ehrliche Antwort, „saufen“! Was anderes konnte ich mir auch nicht vorstellen. Alle 50 km ein kleines Dorf, dazwischen Steppe, sumpfige Steppe oder Getreidefelder. Kaum Menschen zu sehen, wenig Verkehr. Leben wollten wir hier nicht.

Das ganze Land soweit das Auge reicht, flach. Russland ist schon ein sehr flaches Land, die Steigerung davon ist Kasachstan. Von dem riesigen Land ist 9 % von der Landwirtschaft nutzbar, der Rest ist Wüste oder Halbwüste.
Ab Livanovka ist die Straße dann neu und wir konnten bequem etwas schneller fahren.

Mit Klimaanlage ist dies sogar sehr bequem. Die Außentemperatur in den Letzten Tagen war stets um die 30° C. Der gute Straßenzustand hielt an bis zur M32 und auf der M32 ging es auch flott voran, sodass wir schon um 16 Uhr Aktöbe erreichten. 536 km haben wir heute locker abgespult und ausführlich Mittagspause und Kaffeepause gemacht. Die Straße war super und wieder keine Polizeikontrollen.
Wir stehen jetzt mitten in Aktöbe vor dem Gefängnis und denken, dass wir hier einen ruhigen Stellplatz haben. Zumindest schattig ist er und es weht inzwischen ein erfrischender Wind.

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Kasachstan und seine Retortenhauptstadt Astana

Am nächsten Morgen machte das Immigrationsbüro erst um 9 Uhr auf. Doch schon ab 8 Uhr herrschte reger Publikumsverkehr. Unsere zwei Reisebegleiter konnten für sich wenig erreichen. Ihnen wurde mehrfach versichert, dass sie 30 Tage Aufenthalt in Kasachstan hätten. Die Botschaft und das deutsche Auswärtige Amt schreiben aber nur von
15 Tagen. Was bleibt ist ein Fragezeichen. In meinen Unterlagen wurde nach einigem hin und her ein zweiter Stempel angebracht und als Ausreisedatum der 6.8.15 eingetragen. Das passt!

Nach diesem Prozedere ging es dann auf die Strecke Richtung Pavlodar. Die Straße war besser als wir es erwartet hatten. Man muss immer mit tiefen, breiten Schlaglöchern rechnen. Auf der ganzen Strecke bis Astana gibt es immer wieder über mehr als 50 km lange Straßenbauprojekte. In die Infrastruktur wird sehr viel investiert. Campingplätze gibt es allerdings im ganzen Land keine! Die Strecke bis Astana ist etwas eintönig zu fahren und zieht sich. Pavlodar hat uns sehr gut gefallen. Eine nette, freundliche Stadt mit schöner Uferpromenade und Sandstrand. Vom Sandstrand, an dem wir direkt parkten wurden wir allerdings von einem „Strandwächter“ gebeten weg zu fahren, da hier kein Parkplatz sei. Es war zwar kein Verbotsschild vorhanden, die Zufahrt, die wir genommen haben, ist die Promenade der Stadt und wir waren die einzigen Fahrzeuge. Am ersten Abend standen wir dann in der Stadt, direkt oberhalb des Flusses. Leider war dieser schöne Platz, unser Reisepartner war total begeistert, ein Flop. Im Laufe der Nacht wurden wir 4 mal geweckt durch eine Polizeikontrolle. Es war mehr als lästig und bescherte uns die bisher unruhigste Nacht dieser Reise. Meine Vermutung ist, dass wir auf dem „Autoliebesnest“ von Pavlodar standen und die Polizei sich das Vergnügen gönnte, hier regelmäßig zu kontrollieren.

Da schon die Nacht zuvor auf der Strecke sehr kurz war, waren wir entsprechend müde. Kurz war sie deshab: Wir standen an einem See, der Magirus hatte sich am Abend schon im Sand festgefahren, es fing an stark zu regnen.

Am Abend hat die Erdpiste zwar noch so ausgesehen, dass sie auch bei starkem Regen noch befahrbar ist Der Regen raubte mir aber in der Nacht schon den Schlaf. Gegen 1 Uhr ließ der Regen nach und ich schlief ein, bis sich der Regen mit lautem Trommeln verstärkt gegen 5 Uhr wieder einstellte. Vor dem Fahrzeug stand schon das Wasser 3 cm hoch. Ich entschloss mich, 500 m Richtung Dorf zu fahren um den schlammigen Weg hinter mir zu lassen. Unsere Reisebegleiter wollte ich nicht wecken. Als wir jedoch losfuhren zeigten sie sich schon am Fenster und fuhren uns flugs hinterher. Auch ihnen war es inzwischen unheimlich.

Die zweite Nacht in Pavlodar verbrachten wir dann an einem bewachten Parkplatz. War zwar nicht so romantisch, dafür aber ruhig und äußerst wohltuend. Wir schliefen tief und fest.

Zwischen Pavlodar und Astana verbrachten wir noch eine Nacht an einem netten Rasthaus an der Straße. Es gab einige Radarkontrollen auf der Strecke. Ich hielt mich konsequent an die vorgeschriebene Geschwindigkeit und wir wurden dadurch bisher nicht kontrolliert. Ein negatives Erlebnis mit der Polizei gab es doch. Wir sahen das Polizeifahrzeug mit der Radarkontrolle und hatten sogar Blickkontakt zu dem Polizisten. Kaum waren wir vorbei fuhr das Fahrzeug an, wendete und fuhr kurze Zeit hinter uns in Abstand her. Dann überholte es uns mit schneller Fahrt um etwa 2 km vor uns hinter einem LKW herzufahren. Nach 10 km war dann eine Umleitung wegen Straßenbau mit einer Beschränkung auf 20 km/h und siehe da, da standen die „Verbrecher“ und richteten schon wieder ihre Radarpistole auf uns. Für mich war das eine gezielte Jagd! Sie hatten aber Pech!

Ansonsten gilt bis jetzt, alles was wir bisher gehört und gelesen haben stimmt nicht. Wir erlebten bisher keine korrupten Beamten und keine so schlechten Straßen wie sie uns vorhergesagt worden waren.

In Astana haben wir uns nun für die nächsten 4 Nächte in ein kleines Hotel direkt im Zentrum eingemietet. Warm Duschen, ein großes Zimmer und eine Klimaanlage gönnen wir
uns nun für ein paar Tage. Der Service und das Frühstück lassen zwar zu wünschen übrig, daran arbeiten sie hier halt noch.
 Heute waren wir in der Innenstadt von Astana. Den Menschen wird hier in einer gigantischen Retortenstadt vorgegeben, Astana sei der Mittelpunkt der Welt. Fast glaubten wir dies auch. Die Stadt passt absolut nicht nach Kasachstan. Der Präsident hat sich hier ein „Denkmal“ erbaut. Gigantisch ist das Ganze aber allemal.

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Reiseverlauf bis 08.07.2015

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Im russischen Altai – In Kasachstan

Am nächsten Morgen fuhren wir gegen 9 Uhr zurück nach Kosh Agatsch. Dort führten uns die Betreiber des Campingplatzes in einer Markthalle in einen kleinen Laden, welcher Kamelhaar- und Yakhaarstrümpfe anbot. Das Paar sollte 100 Rubel kosten. Wir als „Touristen“ bezahlten zwar 130.- Rubel, dies war aber für uns in Ordnung. Für 1 Paar hochwertige Strümpfe in guter Qualität 2.- €!
Nachdem wir noch Lebensmittel eingekauft hatten, verließen wir die Stadt. Eine Tankstelle für Propangas ist hier nicht zu finden. Wir hatten zwar noch keinerlei Anzeichen, dass die Flasche bald leer ist, möchten sie aber vorsichtshalber gerne auffüllen lassen.
Die folgenden 3 Tage, wir warteten ja darauf dass Petra und Jürgen nachkommen, fuhren wir in knapp 50 km Etappen voran. Immer entlang an dem mäandernden Fluss, der in seinem natürlichen Bett fließt. Im Hintergrund die 4000er mit ihren schneebedeckten Gipfeln und Gletschern. Das Tal mal sehr breit, dann plötzlich sehr eng. Der Fluss, eingezwängt zwischen den Felsen und der Straße und dann wieder aufgefächert in viele Seitenarme, fast breit wie ein See. So etwas gibt es bei uns zu Hause nicht mehr. Viele Menschen zu Hause kennen dies nur noch aus dem TV und können sich vermutlich nicht vorstellen, wie grandios und einzigartig dies in Wirklichkeit wirkt. Die letzten zwei Tage waren wie wandern mit dem WoMo für uns. In Deutschland wären wir mit dieser langsamen Fahrweise als absolutes Verkehrshindernis aufgefallen.
Nachdem Petra und Jürgen mit ihrem Magirus nachgekommen sind und wir unser Wiedersehen gebührend gefeiert haben, sind wir in zwei Tagesetappen weitergefahren Richtung Semey zur kasachischen Grenze. Unterwegs hatten wir nette Begegnungen mit Russen. Bei einer Übernachtung in einem kleinen Dorf brachte uns ein Bauer frische Milch und Eier vorbei, einfach so, als Gastgeschenk. Die Gastfreundschaft, die Hilfsbereitschaft und die Kommunikationsfreude der Russen erstaunen uns immer wieder und revidieren unser Bild der Russen entschieden. Die Russen, welche unangenehm auffallen in Deutschland oder in den Urlaubshochburgen sind hier die Ausnahme. Die Landschaft hier ist wieder eine fast unendliche Ebene. Sehr fruchtbar und die riesigen Felder sind mit Korn und Sonnenblumen bepflanzt.
Unterwegs erhielten wir dann auch unser benötigtes Propangas. Nach nunmehr über 3 Monaten war die Flasche fast leer. Das Nachfüllen klappte problemlos und war mit gerade einmal 5.- € für unsere 11 kg Flasche sehr günstig.

Schön war es, dass wir uns an unserem gestrigen Reisetag nicht von getrennt von Petra und Jürgen haben. Jürgen wollte gerne eine andere Route fahren die etwas kürzer ist. Gisela hatte die längere Route gewählt, dort gibt es einige Sehenswürdigkeiten. Und da wir glauben, dass wir diesen Teil der Welt nicht noch einmal bereisen werden, diese

an jedem Tag ein kurzes Gewitter

gerne sehen würden. Jürgen konnte sich durchringen den Umweg anzunehmen. Dadurch ist das Reisen sehr angenehm. Mit zwei Fahrzeugen zu stehen ergibt mehr Sicherheit (obwohl dies nicht für nötig erscheint) und vor allem nette, unterhaltsame Abende.
in den letzten Tagen ist die Reise wieder auf Grund der flachen Landschaft eintöniger geworden, dafür der Verkehr etwas dichter (lange aber noch nicht zu vergleichen mit Deutschland). Wir trauern dem Altai etwas hinterher. Es ist schon sehr schön dort und es ist verdammt schade, dass dieser Teil der Welt so fern von zu Hause ist.
Auch unser vorläufig letzter Tag in Russland brachte uns wieder nette Begegnungen.

Wir standen an einem See und ein Ehepaar kam vorbei, gefahren von ihrem Sohn. Der Ehemann war angetrunken und die Frau, sehr beleibt, hatte das Regiment. Es war wie ein Bauerntheaterstück und wir kugelten uns vor Lachen. Gastfreundschaft pur erlebten wir bei der Weiterfahrt. Gisela fragte in einem Dorf einen Mann nach Wasser für Jürgens Fahrzeug. Sofort kam das Angebot, er kann Wasser bei ihm am Brunnen fassen. Es gab aber nicht nur Wasser, wir bekamen Rettiche, Eier und Kartoffeln geschenkt, einfach so, aus Gastfreundschaft.

Am nächsten Tag fuhren wir erst gegen 15 Uhr weiter und verbrachten die Nacht sehr ruhig in einem kasachischen Dorf etwa 20 km vor der Grenze. Es stürmte und regnete in dieser Nacht und die Temperatur sank sehr rasch auf nur 9 ° C. Unterwegs kauften wir am Straßenrand noch Pfifferlinge, das Kilo für 2,50 €.

Die russische Grenze war im Gegensatz zur letzten sehr smart. Die Beamten waren sehr hilfsbereit und freundlich. Ebenso die auf der anderen Seite, die Kasachen. Innerhalb von gut einer Stunde hatten wir die Grenze passiert. Obligatorisch an allen Grenzen waren die Fragen, Kalaschnikow? und Drogen? Keiner hatte uns nach KFZ-Versicherung gefragt und da wir die schon aus Deutschland hatten, war das sehr angenehm.

Die Straße in Kasachstan nach Semey ist gut, hat zeitweise aber sehr tiefe Schlaglöcher, denen man aber bei vorausschauender Fahrweise gut ausweichen kann. Tanken in Kasachstan ist noch günstiger als in Russland. Der Liter Diesel kostet umgerechnet 0,45 €. In Kasachstan gibt es am ATM dann zum ersten Mal seit langem wieder „richtig“ Geld. Der Automat spuckte 100000 Tenge aus, was etwa 490 € entspricht. Schitt, ich hatte mich vertan, nun haben wir fast zu viel Geld für dieses Land. Hier auf dieser Reise ist das Leben sehr günstig für uns. Wir leben sehr gut und mit bisher durchschnittlich 1400.- € pro Monat viel günstiger als zu Hause.
Semey selber hat uns bei der gestrigen Ankunft enttäuscht. Die Stadt wirkt sehr sozialistisch. Viele Plattenbauten, nur wenige schöne Gebäude und laut. Wir haben auf dem Hof der Immigrationspolizei geschlafen und wollen heute Morgen als Erstes die Registrierung erledigen. In Kasachstan ist es noch immer erforderlich, dass man sich bei einem längeren Aufenthalt als 5 Tagen registrieren lassen muss.
Gestern Abend besuchte uns noch ein Kasache. Er sprach leider nur russisch und wir bedauerten es sehr. Aus seiner DDR-Zeit blieben nur die Worte, halt! Zurück! Es wird geschossen!, was er, zumindest glauben wir das, sehr bedauert. Die Menschen hier sind herzensgut und solche Dinge mussten sie wohl zwanghaft durchführen. Er redete immer von Freundschaft und zum Abschied machte er mir ein sehr schönes Geschenk, ein Stilett.

Es war für ihn ein wertvolles Geschenk, welches Hochachtung und Respekt ausdrückte. Schade, seine Einladung nach Hause hatten wir gestern abgelehnt. Es war uns zu spät und wir waren schon zu müde.

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Wieder in Russland

Am Morgen waren wir schon früh wach und bald abfahrbereit. Gisela und ich haben uns entschlossen, uns bei unseren neuen Nachbarn zu verabschieden und ihnen ein paar gebrauchte Kleidungsstücke zu übergeben. Wir wurden herzlichst begrüßt und sofort in die Jurte zum Tee eingeladen. Der Grüne Tee wird mit Flusswasser aufgebrüht und mit frischer Milch versetzt. Vor dem Trinken werden dann noch ein oder zwei Löffel saurer Jogurt eingerührt, darauf verzichteten wir jedoch. Die Kleidungsstücke wurden gern angenommen und wir konnten in aller Ruhe die Jurte und ihre Einrichtung von innen betrachten. Die
3 schmalen Betten mussten sich immer zwei Personen teilen. Es gab keine Abgrenzungen innerhalb der Jurte. Die Feuerstelle, ein eiserner Ofen, war in der Mitte der Jurte. Auf ihm stand der Kessel mit heißem Wasser. Am Scherengitter, das die Jurte nach außen umspannt, hingen die wenigen Gebrauchsutensilien der Hausfrau. Es war sehr sauber und der Boden war überwiegend mit Teppichen bedeckt. In der Jurte war es absolut windstill und es herrschte ein angenehmes Wohngefühl. Der Eigentümer der Jurte saß gerade beim Frühstück. Er arbeitet in einem holzverarbeitenden Betrieb am Ort. Seine Frau versorgt die Kinder, den Haushalt und ein paar Tiere.
Wieder zurück am Fahrzeug verabschiedeten wir uns von Petra und Jürgen, die ja erst am 1. Juli ausreisen dürfen. Der Abschied fiel uns allen schwer. Wir wollen uns aber in Russland wieder treffen. Wir versprachen Jürgen, noch an der Grenze nachzufragen, ob trotz Gültigkeit des Transitvisum ab 1.7. es möglich ist, früher einzureisen. Der Grenzer verneinte dies aber entschieden. Allerdings gibt es zu dieser Grenze noch etwas mehr zu berichten.
Die 70 km Asphaltstraße ist in gutem Zustand. Die restlichen 30 km Holperpiste bis zur Grenze, na ja, wir sind schon schlechtere Pisten gefahren.

Die mongolische Grenze hat von 9 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Allerdings war nicht klar für uns, welche Zeit Gültigkeit hat. Die Weltzeitzone, die mongolische Zeit von Ulan Bator oder gar die russische Zeit. Wir wussten es nicht. Nach allen verschiedenen Zeiten war 9 Uhr zwar schon überschritten, die Schranke vor den letzten Metern der Piste war aber geschlossen. Eine nette Dame in Uniform beehrte uns und verlangte für die Ausreise 10- US$ Tax. Keine Ahnung für was auch immer, wir mussten bezahlen und erhielten eine Quittung. Ein weiterer Beamter signalisierte uns, wir müssten warten und könnten ja solange schlafen. Wir waren das 6. Auto in einer Schlange vor der Absperrung. Warum auch immer, ½ Stunde später ging der Schlagbaum auf und wir durften nach und nach in den Innenbereich des Zollhofes fahren. Es dauerte allerdings nochmals fast 60 Minuten bis wir an die Reihe kamen. Anstehen an 2 Schaltern mit langen Wartezeiten, Fahrzeugkontrolle und alles ist OK. Nein , doch nicht, am Ausfahrtstor fehlte ein Stempel. Also zurück, einen Stempel abholen, diesmal sogar ohne langes Warten und wir waren nach 2 Stunden außerhalb von der Mongolei. Die holprige Piste geht weiter bis zu einem Zaun, der sich quer durchs Land zieht. Von da ab dann Teerstraße, wir waren wieder in Russland. Entlang des Zaunes immer wieder ein Wachturm, wie zu DDR Zeiten an der deutsch-deutschen Grenze. Hier kurze Passkontrolle und wir durften weiterfahren.
Nach 20 km kam dann der russische Grenzposten. Wieder standen wir vor einem verschlossenen Tor welches den Zugang zum Innenbereich der Zollabfertigung versperrte. Vor uns etwa 10 Fahrzeuge. Drei bis vier Fahrzeuge wurden nach innen gelassen, das Tor dann wieder geschlossen. So konnten wir die notwendigen Formulare für uns schon ausfüllen, die waren an dem Tor zu erhalten. Ein Russe vor uns sagte dann, die machen jetzt Mittag. Tatsächlich, 70 Minuten tat sich gar nichts und dann wurde das Tor geöffnet und wir durften einfahren. Der nach uns musste schon wieder warten.
Erneute Passkontrolle, das ausgefüllte Formular wurde abgestempelt und ein sehr netter junger Zöllner kontrollierte das WoMo. Er sprach sehr gut englisch und zeigte ein großes Verständnis. Als ich ihm einen Müsliriegel anbot, von dem er sehr schwärmte meinte er jedoch bedauernd, er dürfe nichts, aber auch gar nichts annehmen. Er gab uns auch die Info über die Ablehnung der verfrühten Einreise mit einem Transitvisum. Danach Einfuhr des Fahrzeuges. Super dachten wir, wir hatten noch das Formular der ersten Einreise und schrieben es ab. Sollte man sich verschreiben, durchstreichen geht nicht, alles nochmal und mangels Kopierer, alles in zweifacher Ausfertigung. Wir standen fast 2 Stunden an dem Schalter an, es ging keinen Millimeter vorwärts. Nach über zwei Stunden kam ein Beamter in Uniform und sah sich unser Formular an. Alles falsch, Kreuzchen hier und da und überhaupt, das erste Formular war ganz falsch. Zwar sind wir mit dem eingereist und 2 Monate gefahren aber… Arrogantes Arschloch dachten wir, sagen darf man ja nichts. Manche verstehen eben doch ein wenig deutsch. Er war eines, obwohl er uns noch bevorzugt bearbeitete. Die Einheimischen ignorierte er alle. Er wollte eben seine Macht und sein Gönnertum zeigen. Nach einer weiteren Stunde, unzähligen Fragen und 6 ausgefüllten Formularen (4 durften wir wegschmeißen), konnten wir endlich das Ausgangstor passieren. Getröstet wurden wir dadurch, dass zumindest zwei Personen an der Grenze uns in Russland erneut willkommen hießen.
Wir fuhren die 70 km nach Kash Agatsch um als erstes einzukaufen. Es war wie im Paradies, es gab wieder alles. Wir waren überfordert. Mit dem Notwendigsten verließen wir die Stadt und fuhren noch 20 km weiter. Dort fanden wir ein Ger-Camp nahe der Straße. Es wäre die einzige Möglichkeit innerhalb der nächsten 100 km auf einem Campingplatz zu stehen. Der Platz ist Basic. Waschen und Wasser gibt’s im Bergbach. Duschen gegen Bezahlung wie früher durch mischen von heißem und kaltem Wasser in der Banja und dem gegenseitigen übergießen mit Schöpfkellen. Ein netter Spaß und es tat richtig gut. Ansonsten kann man hier wandern und einige kleine organisierte Ausflüge machen. Wir blieben 3 Nächte. Die Nacht kostete 200 Rubel für uns beide. Die Betreiber hier sind sehr nett und hilfsbereit. Gisela hat die Zeit genutzt um die Waschmaschine zu benutzen.

Den gestrigen Tag haben wir beide nur relaxt, fast den ganzen Tag verschlafen. Daran ist deutlich zu erkennen, wie anstrengend die vergangenen Tage waren.
Unser Wasservorrat war aufgebraucht und wir nutzten den Bergbach, um wieder 140 Liter aufzutanken. Morgen werden wir noch einmal zurück fahren nach Kash Agatsch und einkaufen. Heute haben wir noch ein WhatsApp aus der Mongolei bekommen. Von den drei LKW, die wir in der Oasis in Ulan Batar getroffen haben, hatte einer einen Unfall und ist inzwischen nach Hause geflogen. Es war der LKW, welcher nur Zweiradantrieb hatte und kaum Bodenfreiheit. Dies war aber nicht der Grund. Beim Herausschleppen eines fremden Fahrzeuges brach ein Schekel und verletzte den Fahrer schwer am Bein. Pech, immer wieder hört man von solchen Unfällen. Hoffe nur, dass es nicht so schlimm ist und er zu Hause die notwendige Hilfe erhält. Das Fahrzeug jetzt nach Hause zu bringen ist ein Problem.
Es ist jetzt schon das dritte Fahrzeug welches auf der Strecke blieb innerhalb unseres Reisezeitraums. Die Strecke ist nicht ohne und ist eine große Herausforderung an Fahrer und Fahrzeug und es gehört das notwendige Glück dazu. Was heute noch fahrbar ist kann morgen unpassierbar sein.

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Die Mongolei wie im „Bilderbuch“

Unseren Übernachtungsort zu verlassen fiel uns allen schwer. Mit viel Winken und Gehupe verabschiedeten wir uns von der benachbarten Familie. Auf einer Piste, die aber gut zu befahren ist, fuhren wir auf bis zu 2650 m Höhe. Wir überquerten kristallklare Bergbäche, die schneebedeckten Gletscher und Gipfel der 4000er immer in Sichtweite. Herrliches Licht- und Schattenspiel, verursacht durch die warme Sonne und die schnell ziehenden Wolken. Unfassbar, nicht fotografierbar, so zauberhaft ist hier die Landschaft. Ein Bild, welches nur in seiner Gesamtheit so erfassbar ist. Ein Foto ist zwar immer noch schön, beschneidet aber das Bild und nimmt ihm dadurch einen Teil seiner Brillanz. Diesmal kann man fast sagen, dass die Piste zu schnell zu Ende ging.

Etwa 10 km nach Tolbo beginnt die gut asphaltierte Teerstraße, die bis Ölgii führt. Am Tolbo Lake sahen wir dann einen schönen Strand, etwa 1 km abseits der Straße. Dort wollten wir die Nacht verbringen. In der Nähe befanden sich ein paar Hütten. Wir standen direkt am Wasser. Leider hatten wir daran wenig Freude und verzogen uns bald ins WoMo von Petra und Jürgen. Zum ersten Mal war die Mückenplage so stark, dass es uns ins Fahrzeug zog. Ein stark aufkommender Wind vertrieb sie dann zwar, aber es wurde dadurch auch kälter.

Am nächsten Morgen fuhren wir los und nach 500 m sahen wir ein Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen stehen. Nachdem wir uns bekannt gemacht hatten, schlug Jürgen vor, gemeinsam noch eine Nacht hier zu verbringen. So saßen wir nun gemütlich den ganzen Tag zusammen und bildeten eine „deutsche Wagen-burg“ mitten in der Mongolei. Im Laufe des Tages kam dann noch ein junges holländisches Paar dazu. Die fuhren zwar nach einer Stunde weiter, standen aber am Abend wieder bei uns. In ihrem alten Volvo hatten sie beide Sicherheitsgurte abgeschnitten, damit Kinder sie aus dem Schlamm ziehen konnten in den sie gefahren waren. Sie sind in ihrem PKW mit einer Minimalausstattung unterwegs. Allerdings, ohne Abschleppseil und ein paar sonstige Kleinigkeiten sollte man hier nicht fahren. Sie waren so vernünftig und drehten um. Der Weg über Russland ist der einfachere Weg. Die beiden waren richtig nett und wir verbrachten einen unterhaltsamen Abend zu Siebt.

Am nächsten Morgen fuhren wir dann bis Ölgii. Da unser Lebensmittelvorrat sehr übersichtlich inzwischen war, kauften wir in Ölgii das allernötigste ein. Es gab zwar weder Margarine noch Käse, doch zumindest etwas Bier und Wein waren zu haben. Gemüse ist zwar auch Mangelware, aber Paprika und Tomaten waren zu finden. Wir fuhren dann in Ölgii an das Flussufer. Direkt am Ufer des breiten, schnellfließenden Stroms richteten wir unser „Lager“ ein. Abends bekamen wir dann noch Besuch von einem Kasachen. Der brachte uns Käse, Salzgebäck und Tee. Der Tee war sehr gewöhnungsbedürftig für unsere Geschmacksnerven. Der Käse ist so hart, dass man ihn Lutschen kann. Wir wollen ihn als Käsenudeln probieren. Das GPS-Gerät zeigt inzwischen 2 Stunden weniger an als die mongolische Zeit. Nach mongolischer Zeit wird es erst um 0.30 Uhr dunkel und die Sonne geht gegen 23.30 Uhr unter. Morgens stehen wir dann um 8.30 Uhr auf und haben das Gefühl, es wäre gerade mal 6.30 Uhr. Ein irres Gefühl. Spätestens ab morgen wird dann dieser Spuk vorbei sein.

Wir haben uns entschieden morgen vorläufig mal Abschied zu nehmen von Jürgen und Petra. Da sie mit ihren Russlandvisa Schwierigkeiten haben, können sie erst am 01.07. die Grenze überschreiten und haben dann nur wenige Tage Zeit in Russland mit ihrem Transitvisum. Es war eine schöne Zeit mit den Beiden und wir hoffen, dass wir uns in Russland dann noch einmal treffen werden.
Heute hatten wir dann noch ein Highlight. Direkt neben uns baute eine mongolische Familie ihr Ger auf.

Da die Mongolen auch ungeniert überall hinsitzen und zusehen erlaubten wir uns dies auch. Zuerst Gisela und Jürgen. Dann bestaunten und fotografierten wir gemeinsam den Aufbau der Jurte. Wir haben also für die heutige Nacht neue Nachbarn.

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In the middle of nowhere

Am Morgen sind wir erst sehr spät losgefahren. Gisela war mit ihrer Grippe zerschlagen und es tat ihr gut bis 10 Uhr zu schlafen. Ich hatte in der Zwischenzeit Besuch von einem jungen Mongolen auf dem Bike. Er sprach mongolisch und ich deutsch. Viel kam da nicht zusammen, ein wenig aber schon. Auf jeden Fall haben wir beide viel gelacht und uns gewundert, dass nichts zusammen lief. Er hätte am liebsten das WoMo besichtigt und ich saß breit auf der Treppe und versperrte die Sicht. Gisela lag ja im WoMo im Bett.

Es war die Fahrt ins Nichts angesagt. 180 Km Piste waren zu bewältigen bis zum ersten Zwischenziel Bombogor. Die Piste verlief auf fast 2000 m Höhe durch eine Halbwüste ohne besondere landschaftliche Höhepunkte. Die Flüsse waren alle trocken, sodass wir keine Wasserdurchfahrten hatten. Die Gegend ist mehr als dünn besiedelt. Selbst die Ger waren selten zu sehen und trotzdem, ab und zu Schaf- und Ziegenherden. Mitten auf der Strecke trafen wir dann ein polnisches Paar mit einem Hilux. Ein Treffen im Nowhere! Ein netter Typ, der seinen Hilux selbst professionell umgebaut hatte. Wir haben seine Visitenkarte und eine Einladung nach Polen.

Giselas „Grippe“ ist etwas besser geworden im Laufe des Tages. Mittags hatte sie sich noch etwas hingelegt und leider vor dem Weiterfahren vergessen das Fenster zu schließen. Dies führte dazu, dass wir die Scheibe irgendwo im Middle of Nowhere verloren haben. Mit einer Einkaufstüte und etwas Geschick haben wir sie nun geflickt und hoffen, dass die Folie bis Russland hält. Sind ja nur noch 1000 km. Dort bekommen wir dann sicherlich Material um sie fachgerecht zu reparieren. Unser polnischer Treff hatte uns noch glaubhaft versichert, dass von den 1000 km fast 400 km in gutem Straßenzustand wären. Der Rest allerdings Piste. 180 km Piste am Tag sind anstrengend. Langsam fahren ist nervenaufreibend und „tödlich“, zu schnell allerdings kann leicht ins „Auge“ gehen. Volle Konzentration ist notwendig.

Abends hatten wir eine fantastische Sicht. Im Süden waren die Dünen der Wüste Gobi sichtbar. Etwas weiter südlich dann im Herzen der Gobi befindet sich schon China.

Nach einer ruhigen Nacht, wie kann es anders sein im Nichts, frühstückten wir im Freien und fuhren dann die 10 km noch bis Buutsagaan. Dort erlebten wir dann eine kleine Überraschung. Die Piste, die das Navi vorgab, sagten (auf Mongolisch natürlich) uns Einheimische, ist falsch. Ihr müsst in westliche Richtung. Gisela war derselben Ansicht. Die Piste, die wir fanden war natürlich weder in der Karte noch im Navi. Vor uns fuhr ein Klein-LKW. Die Piste sah nicht viel befahren aus. Der Fahrer des kleinen LKW hielt nach 9 km für eine Zigarettenpause. Wir fragten nun zum 5. mal nach dem Weg. Klar war gleich, die Piste ist falsch. Er zeigte uns, dass wir ihm folgen sollten und fuhr nochmals 3 km weiter. Dort zeigte er auf einen Berg etwa 8 km nordwestlich und signalisierte, dass dort die Piste wäre. Piste zu dieser Piste gab es von hier nicht. Also über Stock und Stein 8 km durch die Halbwüste und tatsächlich, da ist die Piste, die in westliche Richtung geht und sie sieht sogar viel befahren aus. Hier korrigiere ich gleich, auf den nächsten 70 km begegnete uns ein Fahrzeug und ansonsten niemand. Steinige Piste, viel Wellblech, kaum ein Ger in Sichtweite auf den gesamten 70 km. Alle 20 km hielten wir an um an der Übersichtskarte im Computer zu sehen wo wir denn sind. Nach 70 km tauchte dann im Navi das Ende einer Piste auf. Nach weiteren 20 km Pistenfahrt zeigte sich rechts neben unserer Fahrspur plötzlich ein kleines brückenähnliches Bauwerk. Voller Jux sagte ich, lass uns auf die Autobahn da oben fahren. Gesagt getan. Ich staunte nicht schlecht, dass ab diesem Punkt eine nagelneue asphaltierte Straße vorhanden war. Sie führte uns auf den nächsten 120 km direkt nach Altai. Der Verkehr auch auf dieser Straße war so gering, dass ich unkte, die Straße wäre wohl gesperrt. Nach einigen Tagen der „Wildnis-Übernachtung“ stehen wir heute in Altai. Es tut ganz gut mal wieder Menschen zu sehen.

Am Navi ist vorher die Glasscheibe gesprungen, aber es funktioniert noch. Die Schäden nehmen seit gestern zu, hoffentlich gibt sich das wieder.

Am Morgen dann lagen wir lange in den Alkoven und schauten nur zum Fenster raus. In der Nacht hatte es ein wenig geregnet, aber es war nicht der Rede wert. Ich füllte Wasser nach und Gisela kaufte ein paar Lebensmittel ein. Als wir los fuhren war es bereits 11 Uhr. Wir hatten uns am Vorabend noch unterhalten, dass wir eigentlich zu schnell unterwegs sind. Obwohl wir uns vorgenommen hatten, an allen schönen Punkten zu bleiben und es gibt viele schöne Eindrücke, war keiner so, dass er sich zum längeren Bleiben anbot. So war es auch heute. Wir fuhren zwar heute nur knapp 180 km, aber es ging auf 1300 m Höhe durch das Sharga Depressionsgebiet. Wellblech bis zum abwinken und wenn es dann mal etwas softer wurde staubte es, dass es uns fast den Atem nahm. Für die 180 km benötigten wir über 5 Fahrstunden. Soweit das Auge reicht nur Halbwüste, alles flach, kaum Verkehr, die Piste oft über 1 km breit und trotzdem voller Wellen. Jetzt stehen wir ca. 60 km vor Darvi, einem kleinen Dorf in der Wüste.
Es hat angefangen zu regnen.

Wir sind von der Piste Richtung Norden abgefahren. Immer geradeaus. Nach knapp 1 km haben wir dann angehalten. Busch, Baum, Hügel oder Senke gibt es hier nicht. In der Entfernung sehen wir ab und zu ein Fahrzeug vorbei fahren. Eigentlich, Spaß, müssten wir heute Nacht den Warnblinker einschalten, nicht dass einer neben der Piste fährt und uns übersieht. Waren wir gestern am Spätnachmittag noch verwöhnt von der Straße, sahen wir uns heute wieder mit harten Tatsachen konfrontiert. Selbst bei dieser langsamen Fahrweise erfordert es volle Konzentration. Ein Loch, einen Stein zu übersehen könnte fatale Folgen haben.

Der Regen wurde über Nacht stärker und am Morgen waren die Berge nicht mehr zu sehen. Ich hatte das Fahrzeug am Vorabend so geparkt, dass bei Abfahrt geradeaus auf die Piste stoßen müssten. Nach fast 4 km Querfeldein korrigierte ich die Richtung. Die Piste machte wohl einen Knick und wir fuhren nun schon fast 5 km parallel zur Piste, bevor wir sie wieder erreichten. Es ist selbst für mich mit einiger Erfahrung schwierig, ohne Kompass zu navigieren wenn alles grau in grau ist und keine Erhebungen ersichtlich sind. Das Navi ist da schon eine gute Hilfe, natürlich nur solange es funktioniert.
Im Glas sind zwar schon etliche Sprünge aber es funktioniert.
Die Piste wurde schlechter und enger. Ein Ausweichen auf Parallelpisten war auf Grund der starken Niederschläge nicht mehr möglich. Als wir es bei sehr schlechter Piste dann doch versuchten, saßen wir fast im Schlamm fest und erreichten nur noch durch die gute Traktion des Hilux die rettende Piste.
Für die letzten 50 Km bis Darvi benötigten wir dadurch 2,5 Stunden. Das Dorf Darvi ließen wir dann einfach unbeachtet. Tankstelle, ein paar Häuser, eine Schule und sehr trostlos. Die nächsten 30 km gingen gerade so weiter wie die letzten 50 km. Von Pistenfahrten hatten wir, zumindest für heute die Nase restlos voll. Als wir bei strömendem Regen Mittagspause machten, hielt ein Klein-LKW neben uns. Gisela meinte, sie müsste signalisieren, dass alles in Ordnung sei. Die waren aber nur neugierig und wären am liebsten ins WoMo gekommen. Als sie die Türe schloss, standen die 3 Männer einfach neben das WoMo pinkelten und fuhren weiter. Schamgefühl ist den Mongolen scheinbar fremd.

Bei der Weiterfahrt erlebten wir dann wieder ein „Wunder“. Nach über 200 km miserabelster Fernverbindungsstraße (Wellblechpiste) eine nagelneue asphaltierte Straße, die uns die restlichen 170 km schnell nach Khovd brachte. 30 km vor Khovd fuhren wir dann 8 km eine Piste zum Khar Nuur (See) wo wir dann einen ruhigen Übernachtungsplatz direkt am See hatten.

Leider fing es in der Nacht wieder an zu regnen und am Morgen stand das abfließende Wasser aus den umliegenden Hügeln schon in großen Wasserlachen um uns herum. Der Boden war aber fest und deshalb gut zu befahren. Über eine am See entlang führende Piste kamen wir dann nach Khovd. Auf dem Parkplatz vor dem Markt stand ein deutsches Wohnmobil und wir lernten Petra und Jürgen kennen.
Mit ihnen verbrachten wir den Abend am Flussufer in Khovd. Ein sehr schöner Sonnenuntergang und ein Wolkenspiel mit Licht und Schatten tauchten die Landschaft in ein unvergleichliches „mongolisches Licht“. Dieses intensive Licht- und Schattenspiel, meinte Gisela, gibt es nur in der Mongolei. Da die Mongolen zusätzlich zur Zeitzone die Uhr um eine Stunde nach vorne gestellt haben, war es bis nach 24 Uhr noch sehr hell. Der Mond war als kleine Sichel am Himmel. Dann gegen
1 Uhr setzte wiederholt der Regen ein und heute Morgen ist wiederum alles, wie auch zu Hause nach starkem Regen, sehr grau. Der Regen brachte es dann auch mit sich, dass es etwas ruhiger wurde. Die Dorfjugend meinte nämlich sie müsste sich in der Nähe unseres Übernachtungsplatzes präsentieren. Etwas laut, etwas unruhig, aber ohne tatsächliche Belästigung. Trotzdem, es stört den Schlaf, wenn Alkohol im Spiel ist, wird das oft zum Glücksspiel. Harter Alkohol (Wodka) ist auch hier spottbillig und leere Flaschen versauen oft die schöne Landschaft. 

Für heute ist Ruhetag angesagt und ich werde mich ein wenig pflegen. Habe mir irgendwie und wo den großen Zehen geprellt und der verursacht richtige Schmerzen. Gisela wird etwas einkaufen in der Stadt und dann wollen wir noch einmal zum See raus.
Wir fuhren gemeinsam mit Petra und Jürgen an den See und verbrachten dort einen ruhigen Tag. Es regnete zwar auch an diesem Tag, doch immer wieder kamen klar und deutlich bei strahlender Sonne die schneebedeckten Berge und Gletscher zum Vorschein. Eine einmalige Landschaft. Abends kam dann noch ein Hirte vorbei. Er rauchte gemütlich eine Zigarette und aß etwas mit uns und verabschiedete sich dann wieder. Gemeinsam mit unseren beiden Mitreisenden fuhren wir heute Morgen weiter in Richtung russische Grenze.

Etwa 50 km nach Khovd hielt uns dann ein Motorradfahrer aus Weißrussland an. Er hatte kurz vorher sein Motorrad bei einer Flussdurchfahrt „versenkt“. Das Wasser im Fluss rauschte wildbachartig vorbei und hatte etwa 50 cm Tiefe und im Flussbett lagen große Steine. Der Fahrer konnte die Maschine im Fluss nicht halten und stürzte. 15 m wurde er abgetrieben. Alles war nass. Ich schleppte das Motorrad aus dem Fluss. Leider hat es einen Wasserschlag und ist nicht mehr zu gebrauchen. Über 2 Stunden versuchten wir gemeinsam es flott zu bekommen. Es blieb uns nichts anderes übrig als den jungen Motorradfahrer an der Hauptpiste abzusetzen, wo er auf einen LKW warten konnte, der ihn die 80 km in die nächste Ortschaft schleppt. Der junge Mann hatte viel Glück. Als wir abends an einem Flussufer standen, sahen wir ihn und seine Maschine auf einem kleinen LKW vorbeifahren.

Hier am Flussufer in der Nähe von zwei Ger stehen wir nun und haben einen super Ausblick auf die Gletscher und Gipfel der umliegenden 4000er. Ein paar Jungs kamen auf ihrem Pferd bereits aus einer der Jurten vorbei und wir konnten schöne Fotos machen. Gerade hatten wir einen Kurzbesuch der älteren Jurten-Bewohner. Sie begrüßten uns, brachten etwas Käse vorbei, besichtigten unser „Haus“ und verabschiedeten sich dann wieder. Sehr großes Interesse hatte die Frau am Bild unserer Kinder. Dies ließ sie sich genau erklären. Man sieht, vieles geht auch ohne Worte. Mongolisch ist eine für uns unverständliche schwere Sprache. Spätabends, gegen 23 Uhr, kam dann auch noch der Besitzer der 2. Jurte zu Besuch. Einfach nett, so unkompliziert, so gastfreundlich.

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Besuch bei Munkherdene

Heute hat es dann doch noch geklappt. Sehr pünktlich um 8.30 Uhr wurden wir abgeholt und an das andere Ende der Stadt gebracht. Dort wurden wir von 2 Mitarbeitern von World Vision empfangen und durch eine Präsentation in die Arbeit vor Ort eingeführt. Wir hatten beide dabei das Gefühl, ein gutes Projekt zu unterstützen. 30.- € im Moment geben einem jungen Menschen eine Zukunft.

Als unser Patenkind und seine Mutter dazu kamen, war die Freude natürlich groß als wir das Hauptgeschenk, einen schönen Fußball, überreichten. Beim anschließenden Fußballspiel kam ich dann doch leicht aus der Puste. Die Kondition eines 14-jährigen übertrifft doch die meinige. Anschließend besichtigten wir das Gebäude. Im Keller ist auch eine Filzwerkstatt, ein Projekt für Frauen, integriert. Gisela war begeistert von den handgefilzten Schuhen. Die Besichtigung eines landwirtschaftlichen Projekts und eines Spielplatzprojektes für Jungs rundeten den Besuch ab.
Wieder zurückgebracht in der Oasis waren der Ölwechsel und das Abschmieren des WoMo bereits von der Werkstatt nebenan erledigt. Der japanische Inhaber hatte gute Arbeit geleistet. Die Qualität des japanischen Öls entspricht einem guten deutschen Öl und dadurch ist der Preis etwas höher. Die Arbeiten haben umgerechnet 140.-€ gekostet, wobei alleine das Öl mit Filter 120.-€ kosteten. Der Arbeitspreis und somit der Verdienst eines Arbeiters ist hier sehr gering.

Gisela laboriert mit einer Erkältung und hat sich etwas hingelegt.

mit Alex und Christiane

Gestern Abend kamen noch 3 größere deutsche Wohnmobile auf LKW-Basis hier an und wir staunten nicht schlecht als aus dem einem zwei bekannte Gesichter entstiegen. Wir konnten die Beiden zwar nicht sofort zuordnen, sie aber uns schon. Sie hatten es etwas leichter, unser WoMo war ihnen aufgefallen. Die Beiden hatten wir in Windhoek getroffen als wir 2013 in Namibia waren. Wieder einmal gilt, so klein ist die Welt und welche Bedeutung hat es wohl, dass man zwei Jahre später am anderen Ende der Welt zur gleichen Zeit, am gleichen Ort wieder ist?
Spät abends erreicht uns dann noch ein Email von Bernhard und Brigitte, sie drehen um, im Altai hat es anscheinend stark geschneit und viel Wasser in den Flüssen. Gisela hat die Beiden angeschrieben und das Angebot gemacht, dass wir nördlich ausweichen und dies gemeinsam fahren könnten.

Gerade habe ich noch Nick verabschiedet. Nick, ein sehr smarter junger Engländer. Gisela sagte, „der Traum eines Sohnes für alle Mütter“. Er versucht, alleine mit seinem kleinen Motorrad in den Altai vorzudringen. Wir werden ihn unterwegs wohl noch treffen. Desweiteren sind noch einige nette Menschen hier, u. a. ein Motorradfahrer aus Lissabon. Auch so ein Sunnyboy. Von ihm haben wir eine Adresse bekommen welche eine Einreise in den Iran ermöglichen soll, selbst wenn man kein Carnet hat. Kann nicht schaden so etwas zu haben.

Morgen früh soll es nun endgültig weiter gehen. Wir wollen die Stadt noch vor dem Frühstück verlasen, da der Verkehr früh noch nicht so chaotisch ist und lieber etwas später, außerhalb der Stadt, frühstücken.

Pünktlich um 7°° Uhr fuhren wir los und es hat sich gelohnt. Die Straße war frei von Dränglern und rücksichtslosen Fahrern. Innerhalb von einer halben Stunde hatten wir getankt und waren am anderen Ende der Stadt. Ulan Bator hat uns nicht gefallen, aber Ulan Bator ist nicht die Mongolei.
Die Mongolei in ihrer landschaftlichen Schönheit konnten wir nun erfahren. Gegen 9 Uhr gab es Frühstück und eine halbe Stunde später klopften Bernhard und Brigitte ans WoMo. Sie waren auf der Fahrt zurück. Schade, bei ihnen hatten die Einsamkeit und die Piste ihren Tribut gezollt. Wenn man ohne Erfahrung von Pistenfahrten, Navigation und dem Leben weit außerhalb der sogenannten Zivilisation hier herkommt ist es schon sehr nervenzehrend. Man kann die Schönheit der Natur, die Menschen nicht mehr wahrnehmen und alles erscheint dadurch abstoßend und gefährlich. Gisela zitierte, „Angst fressen Seele auf“ und mir erscheint dieses Zitat richtig. Schade, die Angst verhindert das Wachsen von dir selbst und verschließt deine Augen für das Schöne. Natürlich ist mir an der Stelle bewusst, dass Angst natürlich auch verhindert, leichtsinnig in ein Unglück zu laufen. Der Grad ist oft schmal und es gehört Größe dazu sich einzugestehen, dass man etwas nicht schafft und es ist sicherlich keine Schwäche.

Wir fuhren weiter in nordöstlicher Richtung nach Karakorum. Dort übernachteten wir direkt auf dem Parkplatz des Klostermuseums. Es war ruhig hier jedoch kein Highlight unter den Übernachtungsplätzen. Am nächsten Morgen besichtigten wir das Klostermuseum und es war spitze.

Eine junge Frau sprach uns an und führte uns durch die Anlage. Sie erklärte uns viel vom Buddhismus und öffnete dadurch unser Verständnis.
Die grausigen Gestalten, die uns an den Teufel erinnern, sind die 10 Protektoren, die uns Menschen vor Bösem schützen sollen. Die Wandlungen Buddhas, die er in seinem Leben durchlaufen durfte. Fast 2 Stunden nahm sie sich Zeit für uns und als wir nach dem Preis für diesen Service fragten kam ein „nichts“ zurück. Natürlich beließen wir es dabei nicht.

Danach fuhren wir in nördlicher Richtung weiter. Gisela hatte etwas von heißen Schwefelquellen gelesen und wir wollten unserem Körper etwas Gutes tun. Leider gab unsere Straßenkarte da wenig her und das Navi, bzw. die Koordinaten waren auch nicht der Hit.
Etwa 25 km vor Tsetserleg an einer Tankstelle ging dann links eine Piste ab. Der Tankwart erklärte in Mongolisch, dass dies die Piste sei, zumindest wollten wir es so verstehen. Schon nach 3 km führte die Piste durch ein leicht sumpfiges Gelände und wir hatten Glück, dass ein einheimischer Motorradfahrer uns voraus war. Er kannte die Piste und leitete uns dadurch in der richtigen Spur.Die Stelle war nicht besonders lang und nach ca. 1o km kamen wir dann an einen Fluss. Ich sah von weitem schon einen Geländewagen, der den Fluss querte, also müsste es auch für uns machbar sein. Die Strömung war stark und als ich hinein fuhr war er an der tiefsten Stelle doch fast 70 cm tief. Das Wasser schwappte über die Motorhaube. Geschafft! Jedoch, als wir drüben waren zeigte das Navi plötzlich an, dass wir zu weit rechts fahren und ein falsches Tal ansteuerten. Also, bevor der zweite kleinere Flussarm durchquert werden musste wieder zurück. Dort sahen uns schon mongolische Arbeiter zu. Einer erklärte uns (ihr merkt, mongolisch mit Händen und Füssen ist zu verstehen), dass der Weg doch richtig war und wir in ca. 10 km die Quellen erreichen würden. Also das Ganze noch ein Mal!

Nach 10 km großartiger Landschaft erreichten wir dann die Ger´s an der Quelle. Dort staunten wir mal wieder als wir doch auch einige normale PKW parken sahen. Wir wurden nett aufgenommen und entspannten uns in den schön angelegten Whirlpools und anschließend bei einem guten mongolischen Essen. Zurück am nächsten Tag fuhren wir dann die etwas einfachere Piste nach Tsetserleg. Hier gab es nur eine kleine Wasserdurchfahrt und die

Brücken kurz vor Tsetserleg sind in Ordnung.
Tsetserleg selbst liegt schön und für das Auge sehr farbenprächtig an einem Berg. Ein Australier hat hier eine Bäckerei mit Cafe eröffnet und betreibt sie in einer Kooperation. Der Kaffe war ausgezeichnet, Brot gab es leider nur ein Einziges. Kunden waren Mangelware und wir stellten uns zum wiederholten Mal die Frage, wovon Leben sie? Das Brot war viermal so teuer wie im Laden. Kein Einheimischer wird sich das kaufen und die Saison ist kurz. Der Winter lang und Touristen kommen auch nicht so viele hier her.

Wir fuhren die Strecke wieder zurück und bogen dann etwa 10 km nach Karakorum auf die 80 km lange Piste nach Avaikheer.

Sie führte uns auf einsamem Weg durch die über 2000 m hohen Berge. Ein herrlicher, warmer, sonniger Sommertag verschönte uns diese einmalige Landschaft. Oft verzweigte die Piste. Letztendlich war es aber meist egal, ob es links oder rechts um den Berg ging. Auf knapp über 2000 m Höhe fuhren wir dann etwa 500 m von der Piste ab auf einen kleinen Hügel. Ziegen, Schafe und Pferde, die zu ihren Ställen wanderten in Sichtweite. Kein Mensch war zu sehen.
Nach Einbruch der Nacht hat der Wind nachgelassen und es war absolut still. Kein Vogel, kein Geräusch, der Sternenhimmel mit all seinen Milchstraßen über uns. Als wir gegen 2 Uhr Nachts jedoch mal aufwachten stellten wir fest, dass die Piste auch nachts befahren wird. Innerhalb von einer Stunde fuhren 4 Autos vorbei. Wahnsinn eigentlich, bei diesen Pistenbedingungen.

 

 

 

 

Es ist hier gerade 12 Uhr Mittag und wir stehen in Avaikheer und erleben ein mongolisches Straßentheater. Bunte Menschen in ihren Trachten führen auf dem Rathausplatz eine Vorstellung auf. Gisela hat sogar ihren Grippeanflug vergessen und sich unter die Zuschauer gemischt und Kontakt zu den Schauspielern aufgenommen. Wir verstehen zwar nichts, aber es ist beeindruckend.

Die weitere Route führte uns nach Bayankhongor. Die Straße war in einem tadellosem Zustand, ohne Schlaglöcher und Wellen. Nur zwei kurze Pistenfahrten im Bereich von zwei Baustellen. Allerdings nach 120 km war die Straße 20 m unterbrochen. Eine Brücke wurde saniert. Wo ein Geländewagen noch gut den Fluß durchfahren konnte war für manchen PKW oder LKW Schluss. Wir hatten Glück! Als wir an die Furt kamen war eine Durchfahrt möglich. Zwar lag ein PKW am rande der Auffahrt mit einem Wasserschaden, die Furt war aber frei. Ohne Probleme kamen wir durch. Wenige Minuten später allerdings fuhren von beiden Seiten zwei große LKW in die Furt und blieben stecken. Nun war ein Weiterkommen vorerst nicht möglich.

Wir kamen Minuten vorher durch! Jetzt war Chaos angesagt.

Wir stehen heute in einem Flussbett kurz vor Bayankhongor. Der Himmel hat sich zugezogen und es hat angefangen zu regnen.

 

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